„Ich liebe Kunst, ich habe immer schon viel gemalt“, erklärt Hannah Müller-Hillebrand ihre Intention hinter ihrer ersten Kunstausstellung, die sie gemeinsam mit Co-Kuratorin Julia Lehrter und in Zusammenarbeit mit Plan International auf die Beine gestellt hat. Die Content Creatorin (auch bekannt als NAMASTEHANNAH) begrüßt die zahlreichen Gäst:innen, die an diesem Mittwochabend im Februar ihren Weg nach Berlin-Neukölln in die Räumlichkeiten des Kunstkollektivs PRAISE STUDIO gefunden haben. „Ich bin sehr privilegiert aufgewachsen“, spricht sie weiter. „Allein, dass ich in Deutschland aufgewachsen bin, ist ein gewisses Privileg. Meine Eltern haben mich schon früh dafür sensibilisiert, dass freie Entfaltung nicht für jede Person selbstverständlich ist. Deshalb wollte ich eine Ausstellung kuratieren mit Künstlerinnen, die zeigen, wie viel kreative Energie entstehen kann, wenn die Hindernisse zur freien Entfaltung überwunden worden sind.“
Zehn Künstler:innen stellen am Abend der Vernissage ihre Werke aus – Bings, Wendoly Monteiro Da Costa, Annique Delphine, Viviana Clara, Marit Beer, Elisa Klinkenberg, Kimiya Justus, Oumou Aidara, Joana Bernd und die 19-jährige Fatoumata aus dem Senegal. Ihre Werke stehen im Mittelpunkt der Ausstellung. Sie machen auf geschlechtsspezifische Ungleichheiten aufmerksam, zeigen die Folgen von Frühschwangerschaften und wie die Last der Hausarbeit vor dem Schulbesuch die Bildung senegalesischer Mädchen behindert.
Fatoumata hat am Projekt „Sisters Create“ von Plan International teilgenommen. Mädchen aus Dakar hatten die Möglichkeit, sich künstlerisch zu entfalten – in Form von Theater, Musik und Kunst. Fatoumata möchte in ihren Werken die Stärke und das Empowerment von Mädchen in den Vordergrund stellen und sich für die Rechte von Mädchen einsetzen. Die junge Senegalesin sieht in künstlerischer Darstellung eine Chance, auf politische Themen aufmerksam zu machen und politische Entscheidungen zu beeinflussen: „Mädchen müssen eine Stimme im politischen Raum haben“, sagt sie in einer Videobotschaft, die im Rahmen der Vernissage abgespielt wird. „Mädchen haben Ideen, die in der Politik helfen können.“
Ein weiteres Highlight des Abends ist der 30-minütige Panel-Talk, den Kuratorin Hannah moderiert. Mit No Angels-Sängerin Nadja Benaissa, Model und Kolumnistin Aminata Sanogo und der Bundestagsabgeordneten Tessa Ganserer (Bündnis 90/Die Grünen) sprach sie über künstlerische und persönliche Entfaltung, Empowerment und Geschlechtergerechtigkeit.
„Um wirklich alle mitzunehmen, um alle Menschen – und vor allem weiblich gelesene Personen – zu empowern, müssen wir viel intersektioneller denken. Da gibt es bei der Politik wirklich noch viel zu tun, um Chancengerechtigkeit unabhängig vom Einkommen der Eltern zu ermöglichen, um allen Menschen, egal ob in der Politik, in der Kunst, auch wirklich Zugänge zu ermöglichen“, sagt Tessa Ganserer. Und weiter: „Ich glaube, wir sollten alle bei uns selbst anfangen, zu reflektieren, welche eigenen Ismen [Glaubenssysteme, Anm. d. Red.] habe ich selbst noch, um andere Menschen zu unterstützen.“
Über die zahlreichen männlich gelesenen Personen im Publikum freue sich die Grünen-Politikerin sehr. „Gerade beim Thema Geschlechtergerechtigkeit, wie aber bei allen Themen, kann und darf es nicht die Aufgabe der marginalisierten Gruppen sein, sich alleine gegen Ausgrenzung, Benachteiligung oder Gewalt zu wehren. Für ein gutes gesellschaftliches Miteinander sind wir alle verantwortlich.“
Model Aminata Sanogo spricht über Empowerment: „Mir geht es nie darum, dass man etwas so macht wie ich. Dass man so läuft wie ich oder so posed wie ich. Es geht darum, man selbst ‚to the fullest‘ [im vollen Umfang, Anm. d. Red.] zu sein.“ Empower to express bedeute für sie, „anderen ganz viel Raum geben, sie selbst zu sein – unentschuldigt bitte!“
„Jeder Mensch ist in der Lage, ein gewisses Maß an Freundlichkeit und Respekt und Höflichkeit seinen Mitmenschen zu geben. Das klingt jetzt so banal, aber es macht einen ganz, ganz großen Unterschied“, sagt Sängerin Nadja Benaissa. „Viele Menschen sind sehr unsicher, das kenne ich auch von mir, als ich noch jünger war. Je älter ich werde, umso besser wird es. Man weiß nicht so richtig, ist verwirrt – und es tut so gut, wenn Menschen offen und freundlich sind zu einem, das hilft so sehr. Das kann man wirklich weitergeben. Und dann geht es einem selbst auch besser.“
Am Ende des Abends sind es rund 350 Besucher:innen, die sich bei Musik und Getränken über Kunst, die vielfältigen Möglichkeiten, sich darüber auszudrücken – und Einfluss zu nehmen – und über freie Entfaltung austauschen. Auch vor Fatoumatas Kunstwerken bleiben viele von ihnen stehen, unterhalten sich über das, was sie sehen und informieren sich über die Arbeit von Plan International als Kinderrechtsorganisation mit Fokus auf Mädchen und junge Frauen. Kuratorin und Plan-Botschafterin Hannah ist glücklich: „Was für ein gelungener Abend!“