Die Temperaturen erreichen Rekordwerte, Waldbrände haben ganze Wälder vernichtet, der Meeresspiegel ist gestiegen und Hunger und Ernährungsunsicherheit nehmen zu. Dies sind nur einige der Folgen des Klimawandels, die wir heute schon erleben. Angesichts dieser dringlichen Lage kritisieren Wissenschaftler:innen und Aktivist:innen die Maßnahmen der weltweiten Regierungen als unzureichend, um diese globale Krise zu bewältigen. Zuletzt standen die Verhandlungen der Klimakonferenz der Vereinten Nationen in der Kritik, da eine Einhaltung der 1,5°C-Grenze durch die beschlossenen Maßnahmen nicht zu schaffen ist.
Vor allem junge Klimaaktivist:innen protestierten während der Verhandlungen in Ägypten, denn die ihre und die kommenden Generationen werden die Hauptlast der Krise tragen müssen. UNICEF schätzt, dass eine Milliarde Kinder – fast die Hälfte der weltweit 2,2 Milliarden Kinder – in einem der 22 Länder leben, die als „extrem hohes Risiko“ für Klima- und Umweltkatastrophen eingestuft sind.
Gleichzeitig wird der Jugend bisher kaum Mitbestimmung gewährt, wenn es um Maßnahmen zur Bekämpfung und Eindämmung der Klimakrise geht. Das ist die erste Ungerechtigkeit: eine Ungerechtigkeit zwischen den Generationen. Die jungen Menschen von heute werden am längsten mit den immer schwerwiegenderen Auswirkungen der Klimakrise leben müssen und sind zunehmend besorgt über die Folgen für ihr Leben und ihre Zukunft.
Im Rahmen der Klimakonferenz wurde viel von „Loss und Damage“ gesprochen, also Verlusten und Schäden. Zu den klimabedingten Verlusten gehören Dinge, die verloren gehen und nicht wiederhergestellt werden können – zum Beispiel der Verlust von Leben, biologischer Vielfalt, kulturellem Erbe und indigenem Wissen. Klimabedingte Schäden sind Dinge, die entweder wiederhergestellt oder repariert werden können – zum Beispiel Häuser, Schulen, Krankenhäuser, Straßen und Brücken.
Expert:innen und Aktivist:innen fordern vermehrt Maßnahmen, die diese Verluste und Schäden mit berücksichtigen, um die zweite große Ungerechtigkeit der Klimakrise zu adressieren: Die Regionen und Länder, in denen die Folgen des Klimawandels am stärksten zu spüren sind, sind meist einkommensschwache Länder im globalen Süden, die am wenigsten zur globalen Erwärmung beitragen. Es ist also notwendig, dass die Staats- und Regierungschefs globale Solidarität mit den einkommensschwachen und am stärksten vom Klimawandel betroffenen Ländern zeigen, indem sie einen Mechanismus zur Finanzierung von Verlusten und Schäden einrichten – insbesondere die Länder mit der größten historischen und gegenwärtigen Verantwortung für die globale Erwärmung.
„Klimagerechtigkeit kann nur erreicht werden, wenn wir uns kritisch und systematisch mit Verlusten und Schäden auseinandersetzen. Andernfalls werden wir unseren Planeten und unsere Gemeinschaften verlieren.“
Diese Verluste und Schäden zeigen sich im Alltag von Kindern und Jugendlichen in Form von zunehmender sozialer Ungleichheit, Ernährungsunsicherheit und Hunger, fehlendem Zugang zu Bildung und Gesundheitsdiensten und Bedrohung von Existenzgrundlagen. So zieht sich die Krise durch die gesellschaftlichen Strukturen und verstärkt ohnehin schon bestehende diskriminierende Normen – zum Beispiel die Ungleichbehandlung der Geschlechter.
Das führt dazu, dass Mädchen und Frauen am stärksten vom Klimawandel betroffen sind und die wenigsten Ressourcen haben, um ihn zu bewältigen und sich zu schützen. Für sie sind die Auswirkungen des Klimawandels noch gravierender. Das äußert sich etwa in einer Zunahme von Kinder-, Früh- und Zwangsverheiratung, geschlechtsspezifischer Gewalt und unbezahlter Haus- und Pflegearbeit.
Es ist also notwendig, dass die Maßnahmen gegen die Klimakrise all diese Facetten berücksichtigen und die Ungerechtigkeiten adressieren: Junge Generationen müssen gehört werden, Länder des globalen Südens müssen in der Bewältigung von Verlusten und Schäden unterstützt werden, und Schutz- und Hilfemaßnahmen müssen die Herausforderungen und Bedürfnisse von Mädchen und Frauen mitdenken.