Seit Oktober 2023 stockt Plan International seine Unterstützung für den Nahen Osten auf, um humanitäre Hilfe in und für Gaza zu leisten. Unter anderem verteilt Plan International Jordanien über den lokalen Partner Taawon Mahlzeiten in der Region Rafah im Süden des Gazastreifens. Dort wurden auf diese Weise bislang rund 2.000 Menschen versorgt.
Plan International Ägypten arbeitet außerdem mit dem ägyptischen Roten Halbmond zusammen, um Hilfsgüter über den Grenzübergang Rafah liefern zu können. Bislang konnten dadurch Lebensmittelkörbe, Erste-Hilfe-Kästen und Pakete mit Wasserflaschen zur Verfügung gestellt werden. Die Kinderrechtsorganisation stellt zudem spezielle Sets für Frauen in Gaza zusammen, die dringend benötigte Artikel des täglichen Bedarfs enthalten wie Unterwäsche. Bislang wurden 7.200 Menschen im Gazastreifen versorgt.
In Libanon leistet das Plan-Länderbüro humanitäre Hilfe für die aufgrund des anhaltenden Konfliktes zwischen der dortigen Hisbollah und Israel im Süden des Libanon geflüchtete Bevölkerung. Bislang wurden fast 13.500 Menschen erreicht.
Noch im März konnten im Schnitt täglich nur 161 Lastwagen mit Hilfsgütern den Gazastreifen durchqueren – deutlich weniger als das LKW-Aufkommen an den Grenzübergängen Kerem Shalom und Rafah zuvor mit durchschnittlich 500 Fahrten pro Tag. Die Einschränkungen der Hilfsmaßnahmen und die militärischen Angriffe durch Israel haben eine Nahrungsmittelknappheit in Gaza verursacht, die sich bereits im Mai zu einer gefährlichen Hungersnot ausweiten kann.
„Die Zeit läuft uns davon.“
„Die Zeit läuft uns davon“, warnt Dr. Unni Krishnan, globaler Leiter für humanitäre Hilfe bei Plan International. „Die humanitäre Hilfe muss dringend aufgestockt werden. Damit diese auch die Menschen erreicht, muss die Sicherheit von Helfer:innen und Zivilist:innen gewährleistet sein.“ Nur wenige Autominuten von Rafah entfernt, wo Familien unter unvorstellbaren Bedingungen Zuflucht suchen, warten Tausende von Lastwagen mit Lebensmitteln und weiteren lebensrettenden Hilfsgütern. Krishnan betont: „Es muss jetzt zügig ein sicherer Zugang zum Gazastreifen geschaffen werden, damit die Hilfe auch bei jenen ankommt, die unter der Hungerkrise besonders leiden: schwangere Frauen, und Kinder, die bereits unterernährt sind.“
„Unsere Lebensmittelvorräte sind fast aufgebraucht. Nirgendwo gibt es Gemüse oder Obst.“
Fatima, eine 23-jährige junge Frau, die mit ihren Eltern und Geschwistern in den Osten des Gazastreifens geflohen ist, berichtet, wie ihre Familie jetzt Tierfutter zum Backen verwendet: „Unsere Lebensmittelvorräte sind fast aufgebraucht. Nirgendwo gibt es Gemüse oder Obst und die Preise für Fleisch sind extrem hoch. Wir ernähren uns von wild wachsenden Kräutern. Ich mache mir Sorgen, dass meine kleinen Schwestern nicht die Nahrung bekommen, die sie brauchen, um gesund aufwachsen können.“
Nachdem am 1. April 2024 sieben Mitarbeiter:innen der Organisation World Central Kitchen bei einem Luftangriff getötet wurden, haben sich mehre Nichtregierungsorganisationen (NGOs) aus der Region zurückgezogen. Die Situation der Bevölkerung in Gaza hat sich dadurch weiter verschärft.
Gemeinsam mit anderen Menschenrechts- und Hilfsorganisationen weist Plan International die Konfliktparteien darauf hin, wie wichtig es ist, dass für die Sicherheit der Helfer:innen und Zivilist:innen Sorge getragen wird. Es besteht dringender Handlungsbedarf, um weitere Tragödien abzuwenden und noch mehr Todesopfer zu verhindern. Das Bündnis fordert deshalb einen sofortigen und vollständigen Waffenstillstand sowie die Freilassung aller zivilen Geiseln.
„Wir brauchen dringend einen sicheren Zugang für die Hilfsgüter.“
„In der derzeitigen hochexplosiven und komplexen Situation ist Gaza der gefährlichste Ort der Welt für Kinder, aber auch für humanitäre Teams“, sagt Dr. Unni Krishnan. „Wir wissen aus Erfahrung, dass die katastrophalen Auswirkungen eines Krieges die Kinder und ihre Erziehungsberechtigten noch lange nach Beendigung der Kämpfe verfolgen. Ein 18-Jähriger, der heute in Gaza lebt, hat bereits in den Vorjahren massive Konflikte erlebt und Erfahrungen gemacht, die kein Kind jemals haben sollte. Dies hat einen tiefgreifenden Einfluss auf die Psyche eines heranwachsenden Menschen. Ein vollständiger und dauerhafter Waffenstillstand ist der einzige Weg, um dem Leiden der Kinder und Jugendlichen entgegenzuwirken.“