„In meinem ganzen Leben habe ich noch keinen so heftigen Sturm erlebt“, berichtet die neunjährige Francine aus der philippinischen Provinz Southern Leyte. „Unser Haus und auch fast alle anderen Häuser im Dorf sind komplett zerstört.“ Mit einer Windgeschwindigkeiten von mehr als 120 Stundenkilometern ist Taifun Rai am 16. Dezember 2021 auf die im Süden liegenden Inseln getroffen und hat dort eine Spur der Verwüstung hinterlassen.
Am 22. Dezember 2021 rief die philippinische Regierung den Notstand für die betroffenen Gebiete aus. Wirbelsturm Rai, lokal auch Odette genannt, hat mindestens 407 Menschen auf den Philippinen getötet, über 1.100 wurden verletzt. Mehr als 450.000 Menschen in Southern Leyte mussten fliehen und in Evakuierungszentren oder bei Angehörigen untergebracht werden. Immer noch gelten Dutzende Menschen als vermisst.
„Wenn ich den Wind höre, bekomme ich es mit der Angst zu tun.“
Rund drei Stunden lang wütete der Taifun nach seinem Eintreffen in Southern Leyte und weiteren Inseln im Süden des Landes. Zusammen mit ihrer Familie floh Francine in ein Haus, das von dem Sturm verschont blieb, und konnte so ihr Leben retten, während draußen die Einkommensquellen der Familie - die Fischerei und der Anbau von Kokosnüssen - zerstört wurden. Francine und ihre Familie sind nun in einer Notunterkunft untergebracht. Der Schrecken sitzt bei der Schülerin immer noch tief: „Wenn ich jetzt den Regen prasseln und den Wind stürmen höre, bekomme ich es mit der Angst zu tun.“
Die Situation in den betroffenen Regionen ist weiterhin kritisch. Immer noch sind über 450.000 Menschen in Evakuierungszentren oder bei Angehörigen untergebracht. Es fehlt an Lebensmitteln und sauberem Trinkwasser. Voraussichtlich erst im Februar wird die Stromversorgung in den betroffenen Gemeinden wieder hergestellt sein. Hinzukommt ein Anstieg der Covid-19-Infektionen, der durch die Omikron-Variante angeheizt wird und die laufenden Hilfsmaßnahmen aufgrund der Kontaktbeschränkungen zusätzlich erschwert. Mehr als 33.000 Fälle wurden bereits registriert.
„Ein Haus lässt sich wieder aufbauen, das Leben ist unersetzbar.“
Die Programmgebiete von Plan International sind nicht vom Taifun Rai betroffen, alle Patenkinder auf den Philippinen und deren Familien sind in Sicherheit. Zusammen mit den lokalen Behörden und anderen Hilfsorganisationen hat Plan International im Dezember erste Nothilfemaßnahmen für die Menschen in Southern Leyte eingeleitet. Im Rahmen dieser Hilfsmaßnahmen konnten wir bereits 3.600 Hygiene-Kits, 3.500 Wasser-Kits und 3.000 Menstruationshygiene-Sets an über 6.600 Familien im Katastrophengebiet verteilen.
„Kinder sind in Katastrophenfällen besonders gefährdet“, sagt Telesforo Laplana, Programm-Manager für die Notfallhilfe bei Plan International Philippinen. „Wir arbeiten mit nationalen und lokalen Regierungsbehörden und anderen Nichtregierungsorganisationen zusammen, um ihre Bedürfnisse zu ermitteln und auf sie einzugehen.“ Mitte Januar haben wir von Plan International in der besonders schwer betroffenen Inselgemeinde Limasawa begonnen, freiwillige Helfer:innen auszubilden, um bei der psychologischen Betreuung der Kinder zu unterstützen.
„Ein Haus lässt sich wieder aufbauen, das Leben ist unersetzbar.“
Francine und ihre Familie stehen nun vor der Herausforderung, wieder ganz von vorne anfangen zu müssen. Trotzdem sind alle in der Familie froh, den Sturm überlebt und sich in Sicherheit gebracht zu haben. „Ein Haus lässt sich wieder aufbauen“, sagt Mutter Lerma, „das Leben ist unersetzbar.“