Mädchen und junge Frauen, die in Togo etwas lernen wollen, haben es häufig nicht leicht. Neben der Schule haben sie meist noch viele Verpflichtungen im Haushalt, sodass sie wenig Zeit für Hausaufgaben, geschweige denn Freizeit haben. In den Augen der Gesellschaft hat ihre Bildung einen geringen Stellenwert, denn traditionelle Rollenbilder schreiben vor, dass sie, wenn sie erwachsen sind, eine Familie gründen und Hausfrau werden sollen. Wenn sie erwachsen und in der Ausbildung sind, werden sie nicht ernst genommen, erfahren Gewalt und sexuelle Belästigung.
Im Rahmen des Projekts „Stärkung der Zivilgesellschaft im Kampf gegen geschlechtsspezifische Gewalt in Togo“ organisiert Plan International zusammen mit dem Forum for African Women Educationalisits Trainings und Workshops, um die Rechte von Mädchen und Frauen zu stärken, ihnen besseren Zugang zu Bildung und Arbeit zu gewährleisten und den gesellschaftlichen Wandel hin zur Gleichberechtigung der Geschlechter voranzutreiben. Auf einer Gemeindefeier berichten Teilnehmer:innen des Projektes, welchen Einfluss die Maßnahmen auf ihren Alltag haben.
Afi ist eine Näherin in Ausbildung, die an dem Programm teilgenommen hat. Anfangs war sie skeptisch, ob die Workshops etwas bewirken würden. Nach und nach hat sie aber in ihrer Ausbildungsstätte positive Veränderungen festgestellt: „Früher haben unsere Vorgesetzten uns hart bestraft, auch mit physischer Gewalt. Aber nach der Schulung werden wir mit mehr Respekt behandelt, unsere Chefs hören mehr zu und versuchen unsere Herausforderungen besser zu verstehen.“ Der Besitzer der Werkstatt, in der Afi arbeitet, sieht auch, dass sich die Umstände gebessert haben: „Früher hatte ich Schwierigkeiten, meine Lehrlinge zu managen, aber das Projekt hat mir sehr geholfen. Ich kenne inzwischen effektive und gewaltfreie Methoden, um sie zu unterrichten und zu korrigieren.“
Die 18-jährige Ava machte an ihrem Ausbildungsplatz, einem Friseursalon, eine ähnliche Erfahrung. „Früher wurden wir geschlagen, wenn wir zu spät zur Arbeit kamen. Wir wurden auch belästigt, wenn wir nicht verheiratet waren. Dank der Workshops wurde diese Gewalt weniger.“ Avas Chefin erzählt, dass die Schulungen in ihrer Gemeinde ihr geholfen haben, ihren Führungsstil zu überdenken. „Vor allem hat mich ein Vortrag zum Thema weibliche Vorbilder beeindruckt. Eine Geschäftsfrau aus Atakpamé kam und hat mit uns über die Probleme gesprochen, die Frauen auf dem Weg in Führungspositionen haben. Das hat mich inspiriert, Mädchen und jungen Frauen mehr zu unterstützen und zu ermutigen!“
Neben den Workshops und Trainings für Betriebe findet das Projekt auch in Schulen statt, um dort Jugendliche zu ermutigen, Stereotype und soziale Normen in Bezug auf Geschlechterrollen zu diskutieren und zu hinterfragen. Denn diese Normen, die Jungen und Männern suggerieren, sie müssten dominant und stark sein, und dass Mädchen und Frauen schwach, emotional und fügsam seien, fördern eine Kultur der Übergriffe. Wenn Jugendliche schon früh lernen, einander auf Augenhöhe und mit Respekt zu begegnen, ist das eines der wirksamsten Mittel gegen geschlechtsspezifische Gewalt.
Ein wichtiges Ziel ist dabei, den Zugang zu Bildung für Mädchen zu verbessern. Es kommt sehr häufig vor, dass Jungen in Familien mehr gefördert werden und länger den Unterricht besuchen dürfen. Um diese Ungleichbehandlung zu beenden, werden Lehrer:innen, Eltern, Gemeindevorstände und religiöse Führungspersonen sensibilisiert, damit sie sich für Mädchen stark machen. In Schulclubs werden Jugendliche zu sogenannten „Champions of Change“ ausgebildet, die ihre Mitschüler:innen über ihre Rechte aufklären und sie unterstützen, wenn diese verletzt werden.
Einer dieser Champions ist Kossi. Er erzählt, wie er ein Fürsprecher für die Rechte von Mädchen geworden ist: „Wir klären unsere Altersgenossen über verschiedene Arten von Gewalt auf, in der Schule, der Kirche und in der Gemeinde. Ich verbreite auch immer die Information, dass es einer Familie langfristig besser geht, wenn sie ihre Töchter in die Schule schickt, weil Mädchen mit einem höheren Schulabschluss später mehr Geld verdienen können.“ Er berichtet auch, dass er seine Freunde ermutigt, ihren Schwestern bei der Hausarbeit zu helfen, damit diese Pflichten gerecht verteilt sind und die Mädchen auch Freizeit genießen können.
Afadonougbo ist ein Mitglied der Elternvertretung der lokalen Schule. Auch er hat beobachtet, dass die Informationen bei den anderen Eltern ankommen und sich die Situation für die Kinder verbessert. „Wir erkennen, welche Fehler wir als Eltern gemacht haben, und wo wir unsere Töchter bisher im Stich gelassen haben.“