Mädchen und ihre Verbündeten können helfen, Kinderheirat zu beenden

Foto: Plan International

Die 25-Jährige Yolande ist eine von vier Jugendbotschafterinnen von Plan International, die an der zweiten Konferenz von „Girls not brides“ teilnehmen. „Girls not Brides“ ist ein weltweiter Zusammenschluss von über 900 Nichtregierungsorganisationen, der sich gegen Kinder-, Früh- und Zwangsheirat einsetzt. Yolande vertritt Plan International bei der Konferenz weil sie ein tiefgehendes Verständnis vom kulturellen Kontext zu Kinderheirat in ihrem Heimatland Togo hat.

In Togo wird eins von fünf Mädchen verheiratet, bevor es 18 Jahre alt ist. Die Anzahl an Kinderheiraten ist in ländlichen Gegenden höher (39%) als in städtischen Gebieten (19%).

Die meisten der verheirateten Mädchen in Togo stammen aus armen Familien. Die frühe Heirat hält sie davon ab, weiter zur Schule zu gehen, sich als Individuen entfalten zu können und finanziell selbstständig zu werden. So bleiben die Mädchen im so genannten Kreislauf der Armut.

Verheiratete Mädchen haben, wenn sie die Schule früh verlassen mussten, oft ein niedrigeres Bildungsniveau. Häufig kennen sie sich auch mit Themen der sexuellen Gesundheit und Familienplanung nicht aus. Bleiben diese Tradition der Frühverheiratung und die elterlichen Ansichten, dass Mädchen möglichst schnell heiraten sollten, bestehen, sinkt die Chance auf ein selbstbestimmtes Leben, die Träume dieser Mädchen werden zerstört.

Kinderheirat kostet Leben

Yolande hat das bereits im Kindesalter in ihrem Familienumfeld gesehen und konnte einen anderen Weg einschlagen: „Ich habe angefangen, mich gegen Kinderheirat einzusetzen, als eine meiner Cousinen mit 16 Jahren verheiratet wurde. Sie durfte ihren Mann nicht auswählen, konnte ihre Bildung nicht fortsetzen und noch nicht einmal ihre Jugend genießen. In ihrem Alter habe ich mich bereits für Themen wie Aufklärung und sexuelle und reproduktive Gesundheit, die Beendigung von Gewalt in Schulen und für die Vorbeugung von HIV und Aids eingesetzt.

Manche meiner Schulfreundinnen wurden vor ihrem 18. Geburtstag verheiratet. Im Gegensatz zu mir haben die meisten dieser Mädchen häusliche Gewalt erfahren. Sie haben die Schule nicht beendet, und es ist ihnen nicht möglich, eine einvernehmliche, sichere sexuelle Beziehung mit ihren Männern aufzubauen. Diese Mädchen haben Schwierigkeiten, ihre Meinung zu äußern und ernst genommen zu werden. Weil sie keine Unterstützung bei der Familienplanung erhalten haben, haben sie viele Kinder. Außerdem ist das Risiko, Geschlechtskrankheiten zu bekommen, für sie höher. Manche von ihnen sind bei der Geburt ihrer Kinder sogar gestorben.“

Weltweit sind Komplikationen während der Schwangerschaft und die Geburt des Kindes die häufigsten Todesursachen von Mädchen im Alter von 15 bis 19 Jahren. 90 Prozent der Teenager-Schwangerschaften in Entwicklungsländern treten bei verheirateten jungen Mädchen auf.

Yolande und Mary sitzen mit Kopfhörern an einem Konferenztisch.
Yolande (l.) fordert alle Mädchen der Welt auf, gegen Kinderheirat zu kämpfen und die diskriminierende soziale Rolle von Mädchen zu beenden. Foto: Plan International

„Wir müssen bei den Eltern ein anderes Bewusstsein dafür schaffen, sodass sie den Schaden verstehen, den sie verursachen, wenn sie ihre Kinder verheiraten, bevor sie 18 Jahre alt sind.“

Yolande (25), Plan-Jugendbotschafterin aus Togo

Wie kann Kinderheirat gestoppt werden?

In Togo liegt das legale Heiratsalter bei 18 Jahren für Mädchen und 20 Jahren für Jungen. Trotzdem können beide mit der Zustimmung ihrer Eltern auch schon vorher heiraten. In der traditionellen Gesellschaft denken Eltern, dass ihre Ehre von der Heirat ihrer Töchter abhängt. „Wir müssen bei den Eltern ein anderes Bewusstsein dafür schaffen, sodass sie den Schaden verstehen, den sie verursachen, wenn sie ihre Kinder verheiraten, bevor sie 18 Jahre alt sind“, sagt Yolande.

„Geistliche leiten Hochzeiten, und die Gemeinde hört auf sie. Deshalb können sie ein Schlüssel dafür sein, Kinderheirat zu beenden. Religiöse und traditionelle Führer können Eltern erklären, dass nirgendwo in den religiösen Schriften geschrieben steht, dass man ein Mädchen ihrer Kindheit und ihrer Chance zu lernen berauben sollte.

Meiner Meinung nach sollte vorgeschrieben sein, dass jedes Mädchen zur Schule gehen und ihr Abitur machen kann. So werden die Mädchen am Ende ihrer weiterführenden Schule 18 Jahre alt sein und ihre Rechte kennen und verstehen. Weil sie dann selbstbewusster sind, werden sie diese Rechte wahrscheinlich mehr in Anspruch nehmen.

Zudem sollte es rechtliche Auswirkungen für die geben, die die Gesetze gegen Kinderheirat nicht einhalten. Wir müssen die ganze Gemeinde darin bestärken, sich für den Schutz von Mädchen einzusetzen. Ein Weg, dies zu tun, könnte sein, dass beide Parteien eine Geburtsurkunde vorweisen müssen, bevor die Hochzeit stattfinden kann. So kann bewiesen werden, dass die Ehepartner über 18 Jahre alt sind.“

Yolandes Träume für die Zukunft

Yolande will sich auch beruflich weiter für andere und für die Gleichberechtigung einsetzen. Denn sie findet, dass die Welt für zu viele Mädchen und Frauen ungerecht ist und dass die schädlichen und überkommenen Geschlechterrollen abgeschafft gehören.

„In der Zukunft würde ich gerne Übersetzerin werden und so helfen, die Probleme der Welt durch Kommunikation zu lösen. Ich träume davon, eine Sprecherin für Mädchen in Togo und ganz Afrika zu werden und ein Vorbild für andere zu sein, die für die Rechte von Mädchen eintreten wollen.

Ich möchte dort sein, wo Entscheidungen getroffen werden, sodass ich die Bedürfnisse von Mädchen, unsere Erwartungen und die Probleme, mit denen wir konfrontiert sind, äußern kann. Ich hoffe auch, dass der Mann, den ich in der Zukunft wähle, mit meiner Meinung übereinstimmt und mich unterstützt.“

Mädchen und ihre Verbündeten müssen sich vereinigen

„Ich ermutige die Mädchen dieser Welt, sich gemeinsam gegen Kinderheirat einzusetzen und stark zu machen. Wenn alle Mädchen und ihre Verbündeten zusammenstehen und gemeinsam ‚Nein‘ zu der Heirat unserer kleinen Schwestern sagen, können wir eine Veränderung bewirken. Es ist Zeit, die unfairen und diskriminierenden sozialen Rollen, in die Mädchen gezwungen werden, abzuschaffen.

Mädchen sind stark, intelligent und haben bewiesen, dass sie auch in den Rollen Erfolg haben können, von denen man annahm, sie wären nur für Männer bestimmt. Wir brauchen nur die Möglichkeit, dies der Welt zu beweisen. Aber wir können unseren Wert nicht beweisen, wenn wir von ungerechten Gesellschaften, die Mädchen für weniger wert halten, dazu gezwungen werden, früh zu heiraten.“

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