Leitartikel, nachrichtliche Stücke und Reportagen – schon während ihrer Schulzeit hat Kristine journalistische Beiträge verfasst und ihre Schule bei Schreibwettbewerben vertreten. Die heute 20-Jährige aus der Provinz West Samar berichtet unter anderem über psychische Gesundheit, um die Stigmatisierung solcher Themen zu verringern.
Im März 2020 machte Kristine ihren Schulabschluss und freute sich schon darauf, ihre Ausbildung in dem südostasiatischen Inselstaat fortzusetzen. „Ich wollte an der Universität Journalismus studieren, interessiere mich für Fotojournalismus und Radio, aber das muss noch warten“, sagt sie.
Durch die Corona-Pandemie verloren Kristines Eltern ihre Jobs – ihr Vater als Chauffeur einer dreirädrigen Motorrikscha, das sogenannten traysikel, ihre Mutter als Inhaberin eines kleinen Catering-Unternehmens. Alles blieb aufgrund von Quarantänemaßnahmen geschlossen, das öffentliche Leben ruhte und innerhalb weniger Wochen stand ihre Familie vor immensen finanziellen Schwierigkeiten.
„Ich habe nicht mit dem Schreiben aufgehört.“
Kristine beschloss, sich in der Welt des Online-Verkaufs zu probieren und verkaufte Kleidung und Accessoires, um zum Überleben der Familie beizutragen. Kristine, ihre Eltern und ihr Bruder ernährten sich in dieser Zeit vom eigenen Gemüsegarten sowie einer Geflügelzucht. „Ich war mit der High School fertig, konnte also nicht mehr für die Schulzeitung schreiben“, sagt Kristine. „Aber das bedeutete nicht, dass ich mit dem Schreiben aufgehört habe.“
Als Mitglied des Projekts RAISE Above war Kristine eine der ersten, die Informationen über die Covid-Pandemie und Schutzmaßnahmen vor einer Covid-19-Ansteckung erstellte. Mit dem Vorhaben unterstützte Plan International junge Menschen dabei, ihr Recht auf Bildung und Kompetenzentwicklung auch unter Pandemiebedingungen wahrzunehmen. Ein wirkungsvolles Mittel, um Veränderungen zu bewirken, ist dabei das Storytelling, das Stilelement des Geschichtenerzählens.
Kristines journalistische Kenntnisse beeindruckten die anderen Gruppenmitglieder. Sie stellte ihnen vor, wie gut recherchiert und geschrieben wird – ein kleiner Ausgleich für ihr noch wartendes Studium der Journalistik. Mit einer Infografik zu Covid-19, die die Jugendlichen entwickelten und auf den Social-Media-Kanälen von Plan International Philippinen veröffentlichten, inspirierten sie andere Mädchen und Jungen, ebenfalls journalistische Arbeiten einzureichen.
Schon bald gingen selbst gestaltete Presseartikel, Gedichte und weitere Infografiken von Schulkindern ein. Dabei ging es nicht nur um Informationen rund um Covid-19, sondern auch um Themen zur Gleichstellung der Geschlechter, Rollenbilder bei jungen Menschen sowie die Gesundheit von Heranwachsenden. Viele Beiträge wurden von den lokalen Regierungen aufgegriffen und im Internet geteilt.
„Ich habe mehr mitgenommen, als ich erwartet hatte“, resümiert Kristine. „Ich wurde nicht nur zu Jugendfragen, sondern auch in der Kommunikation und Interessenvertretung geschult. Ich verstehe mich als Jugendreporterin, die neben journalistischen Themen, die mir am Herzen liegen, das Bewusstsein für die Rechte von Mädchen schärft.“ So übernahmen Kristine und ihre jungen Reportage-Kolleginnen für einen Tag Radioprogramme in der Provinz Western Samar, um über die Darstellung von Mädchen und Frauen in den Medien zu sprechen.
Kristine hat auch bei weiteren Radiosendungen und Videos mitgewirkt sowie ihr eigenes Drehbuch geschrieben. In dem Video räumt sie mit Mythen rund um die Menstruationsgesundheit auf, es wurde bei Social Media tausende Male aufgerufen.
„Ich möchte eine gute Journalistin werden.“
„In Zukunft möchte ich mehr Mädchen in den Medien sehen – sowohl vor als auch hinter der Kamera“, sagt Kristine. „Ich möchte, dass unsere Geschichten erzählt werden.“ Und auch die Einschreibung für ihre weiterführende Ausbildung soll dieses Jahr im neuen Anlauf klappen: „Ich möchte wirklich eine gute Journalistin werden und Geschichten erzählen, die sich positiv auf das Leben vieler Menschen auswirken.“
Marc Tornow hat Kristines Geschichte mit Material aus dem örtlichen Plan-Büro aufgeschrieben.