Qadan lebt seit drei Jahren mit ihrer Familie in einem Vertriebenenlager in der Region Toghdeer in Somaliland. „Wir kamen während der letzten Dürre hierher. Wir haben keine Arbeit und kein Vieh, unsere 150 Rinder sind wegen der Dürre gestorben“, erzählt sie. Ihr Mann und sie haben kein Einkommen und können ihre Kinder nicht ernähren. Schweren Herzens entscheiden sie sich dazu, ihre beiden ältesten Töchter – die zu diesem Zeitpunkt 15 und 16 Jahre alt sind – zu verheiraten. „Wir sind nicht glücklich über das, was wir getan haben“, sagt Qadan. „Wir wollten, dass die Mädchen zur Schule gehen. Aber wir konnten es uns nicht leisten und dachten, eine Heirat wäre für sie von Vorteil.“
„Wir wollten, dass die Mädchen zur Schule gehen. Aber wir konnten es uns nicht leisten, und dachten, eine Heirat wäre für sie von Vorteil.“
Qadan sagt, dass sie keine andere Wahl gehabt habe – das Geld, das sie als Mitgift für ihre Töchter erhalten, hilft dem Rest der Familie zu überleben. „Wir haben nicht viel für die Mädchen bekommen, eine Mitgift von je 200 Dollar. Wir haben das Geld verwendet, um Lebensmittel zu kaufen und einen Kredit zurückzuzahlen, den wir aufgenommen hatten, um die Familie zu ernähren“, so die Mutter.
Ihre 13-jährige Tochter Khadra befürchtet, dass sie als nächste verheiratet werden könnte, da sie die älteste der vier verbleibenden Mädchen ist. „Ich vermisse meine älteren Schwestern. Eigentlich sollten sie hier sein und mich unterstützen. Ich möchte, dass sie zurückkommen“, sagt sie.
„Wenn ich zur Schule gehe, ohne etwas zu essen, wird mir schwindlig und ich kann im Unterricht nicht gut lesen.“
Khadra geht noch zur Schule, jedoch fällt es ihr schwer, sich im Unterricht zu konzentrieren. „Es ist nicht einfach für mich in der Schule, wenn ich hungrig bin. Ohne etwas zu essen, wird mir schwindlig und ich kann im Unterricht nicht gut lesen“, erzählt die 13-Jährige. „In Prüfungen schneide ich auch schlecht ab, wenn ich hungrig bin. Wenn ich gegessen habe, kann ich die Fragen aber gut beantworten.“
Khadras jüngere Schwester Eido (8) stimmt ihr zu: „Ich bin in der zweiten Klasse. Wir essen manchmal und manchmal nicht. Wenn ich nichts esse, fühle ich mich müde und habe keine Energie, um zur Schule zu gehen oder mit meinen Freunden zu spielen. Wenn ich hungrig bin, kann ich in der Schule nichts machen. Aber manchmal geben sie uns dort ein bisschen Getreidebrei.“
„Ich möchte zur Schule gehen, ich möchte lesen und in der Zukunft alles machen können. Als meine Schwestern weggingen, um zu heiraten, war ich sehr traurig“, erzählt Eido weiter. „Jetzt muss ich Dinge tun, die vorher meine älteren Geschwister gemacht haben, wie Geschirr spülen und den Boden fegen.“
Konflikt und Klimawandel wirken zusammen und zerstören das Leben und die Existenzgrundlage von Millionen von Menschen in Somalia. Eine aktuelle Analyse besagt, dass zwischen Oktober und Dezember 2023 etwa 4,3 Millionen Menschen im Land – ein Viertel der Bevölkerung – von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen sein werden.
Wenn Lebensmittel knapp werden, sind Mädchen oft als Erste und am stärksten betroffen. „Manchmal haben wir nicht genug zu essen und meine jüngeren Geschwister werden bevorzugt“, sagt Khadra leise. „Manchmal können wir nicht einmal ein Frühstück zubereiten, weil wir nicht genug zu kochen haben. Ich schlafe die meiste Zeit mit leerem Magen.“ (Lesen Sie hierzu auch die Geschichte von Faisa und Ramla)
Da die Notwendigkeit, Lebensmittel zu kaufen, Vorrang vor der Bildung der Kinder hat, besteht für Mädchen zunehmend die Gefahr, dass sie die Schule abbrechen müssen und zu frühen Ehen gezwungen werden. „Ich habe noch vier weitere Töchter und ich möchte nicht, dass sie verheiratet werden. Ich möchte, dass sie ihre Ausbildung fortsetzen“, sagt Qadan.
„Wir sind für unser Essen und unser Überleben auf andere angewiesen. Manchmal haben wir zwölf Stunden lang nichts gegessen, und ich sage den Älteren, sie sollen hungrig schlafen, damit ich die Jüngeren mit dem Wenigen versorgen kann, das ich auftreiben konnte. Und manchmal kochen wir nicht, weil wir kein Wasser haben. Wir leben unter sehr harten Bedingungen, aber wir leben“, schließt die besorgte Mutter.
Plan International unterstützt Qadan und ihre Kinder mit direkten Geldtransfers und Zugang zu Wasser. Die Mehrzweck-Bargeldhilfe wird mit Unterstützung unserer lokalen Partner TAAKULO und GREDO verteilt, um Familien in Somalia zu helfen, ihre Grundbedürfnisse wie Nahrung, Wasser und Gesundheitsversorgung zu decken.
Dieser Artikel wurde mit Material aus dem Plan Büro in Somalia erstellt.