Junge Menschen nehmen ihr Schicksal selbst in die Hand

Foto: Plan International

Die Herausforderungen für junge Menschen in Uganda sind riesig. In Spargruppen unterstützen sie sich gegenseitig und diskutieren dabei auch gewichtige Lebensfragen.

Mit über 76 Prozent der Bevölkerung unter 30 Jahren ist Uganda eines der jüngsten Länder der Welt. Gerade Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene sind jedoch besonders unterversorgt und dadurch einer Reihe von Risiken ausgesetzt, unter anderem Teenagerschwangerschaften, unsicheren Abtreibungen, Komplikationen bei Schwangerschaft und Geburt sowie sexuell übertragbaren Infektionen und Krankheiten.

Ein Faktor, der diese Risiken erheblich verschärft, ist der Mangel an Informationen zu sexueller Gesundheit und unterlassene sexuelle Aufklärung. Oft glauben Erwachsene, dass Gespräche über Beziehungen und Geschlechtsverkehr für Heranwachsende unangemessen ist – aus Sorge, dass dies zu frühzeitigeren sexuellen Beziehungen führen könnte.

Nun hinterfragen junge Menschen diese Taboos und organisieren sich in Jugend-Spargruppen, wo sie in regelmäßigen Treffen zusammenkommen um auch über sexuelle Gesundheit zu sprechen. Es geht um Verhütung, Familienplanung und den Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten.

Die Teilnehmer:innen der Spargruppe treffen sich regelmäßig, um ihre Ersparnisse zu teilen und Darlehn auszugeben Plan International
Jalar (23), ist der Vorsitzende der Spargruppe seines Dorfes Plan International

Austausch mit Gleichaltrigen

Jalar ist der Vorsitzende einer der Spargruppen, welche aus 19 Frauen und 11 Männern besteht. Er besitzt eine Maismühle in seinem Dorf, die er mit einem Darlehn aus der Spargruppe aufbauen konnte. Mit dem Einkommen kann er nun sich selbst und seine Geschwister versorgen.

„Wenn wir uns treffen, nehmen wir an Peer-Education-Sitzungen teil, in denen wir unter Gleichaltigen Themen besprechen, die uns als Jugendliche betreffen, zum Beispiel wie wir eine Schwangerschaft im Teenageralter vermeiden können, unsere körperlichen Veränderungen, Familienplanung und andere heikle Dinge", sagt der 23-Jährige aus dem Bezirk Nebbi im Norden Ugandas. „Wir lernen unter anderem auch etwas über gute Hygiene und Lebenskompetenzen."

Ursprünglich war der Club als eine Spargruppe für junge Menschen gedacht, aber die 30 Mitglieder in Jalars Gruppe haben das Ziel des Clubs erweitert um Diskussionen über Herausforderungen zu sexueller und reproduktiver Gesundheit und Rechte (SRGR) zu führen.

„Wir besprechen Themen, die uns als Jugendliche betreffen.“

Jalar (23), Vorsitzender der Spargruppe

Selbstbestimmte Entwicklung

„Die Gruppe trifft sich jeden Freitag, um zu sparen und sich Geld zu leihen, das ihnen hilft, zu wachsen und für ihre eigenen Bedürfnisse und die ihrer Familie zu sorgen“, erklärt Jalar. „In den Peer-Sitzungen diskutieren wir dann über Fragen der sexuellen Gesundheit, wie zum Beispiel den Zugang zu Gesundheitsdiensten, sozialer Unterstützung und Familienplanung, oder bei Bedarf auch über Gewalterfahrungen.“

Die Gruppe wurde im Rahmen des Projekts Resilient Empowered Adolescent Led (REAL, Führung durch resiliente, selbstbestimmte Jugendliche) gegründet, das von Plan International mit Mitteln des Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) durchgeführt wird. Das Projekt arbeitet in 15 Distrikten in Norduganda, um SRGR und die wirtschaftliche Stärkung junger Menschen, die nicht zur Schule gehen, zu fördern.

Diese junge Frau hat sich durch die Spargruppe als Ziegenzüchterin selbstständig machen können Plan International
Ein anderes Mitglied der Spargruppe hat ebenfalls ihren eigenen Friseursalon durch ein Darlehn eröffnet Plan International
Macrine (20), rechts, leitet nun eine Änderungsschneiderei Plan International

Ausbildungen und Darlehn ermöglichen Selbstständigkeit

Macrine ist ein weiteres Mitglied der Spargruppe, die dank eines Darlehns wirtschaftlich unabhängig werden konnte. Nachdem sie eine dreimonatigen Ausbildung abgeschlossen hat, leitet die Zwanzigjährige nun einen Friseursalon und eine Schneiderei in ihrem Dorf. „Ich habe Geräte als Starthilfe bekommen und verdiene nun jeden Monat durchschnittlich 400 Euro. Ich verwende das Geld, um mich selbst zu versorgen und auch, um Damenbinden zu kaufen und mich um meine Familie zu kümmern. In Zukunft möchte ich ein Grundstück kaufen und ein Haus für meine Mutter bauen“, sagt sie selbstbewusst.

„In Zukunft möchte ich ein Grundstück kaufen und ein Haus für meine Mutter bauen“

Macrine (20), Mitglied der Spargruppe

Durch die Kombination von finanzieller Unterstützung, der Vermittlung beruflicher und wirtschaftlicher Fertigkeiten sowie Bildung zu sexueller und reproduktiver Gesundheit und Rechte (SRGR) helfen die Gruppen jungen Menschen dabei, sich aus der Armut zu befreien und vermitteln ihnen das nötige Wissen, um selbstbestimmt über ihr Leben entscheiden zu können. „Wir wissen, wie und wann wir dazu Gesundheitsdienste in Anspruch nehmen können“, erklärt Jalar abschließend.

Die Geschichte der Spargruppe aus der Region Nebbi wurde mit Material aus dem Plan-Büro in Uganda erstellt.

Jetzt in Uganda helfen!

Wie viele Länder in Subsahara-Afrika steht auch Uganda vor großen Herausforderungen, wenn es um den Zugang zu hochwertiger Bildung für Kinder und Jugendliche geht. Nur eines von vier Kindern, die die Grundschule besuchen, schafft es bis zur weiterführenden Schule und nur 40 Prozent der Schüler:innen können nach sieben Jahren Grundschule lesen und schreiben.

Helfen Sie mit einer Spende zum Projekt „Kinder brauchen Bildung“!

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