
Kinder für eine gewaltfreie Kindheit
Gewalt gegen Kinder ist in Indonesien verbreitet. Obwohl das südostasiatische Land Fortschritte bei der Einführung von Kinderschutzgesetzen gemacht hat, bleibt die gesellschaftliche Akzeptanz umstritten. „Die Leute in meinem Dorf wissen nicht, wie sie uns Kinder besser schützen können“, sagt die 15-jährige Jein. „Die Folgen von Gewalt und Stress sind nichts, worüber sich viele Erwachsene Gedanken machen.“ So bleiben körperliche und psychische Gewalt zu Hause oder an Schulen nach wie vor alltäglich, und zwei Drittel der Kinder im Alter von 13 bis 17 Jahren haben in ihrem Leben mindestens eine Form von Gewalt erlebt.
Zwei Drittel der Kinder in Indonesien haben mindestens eine Form von Gewalt erlebt.
Mit dem Ziel, Mädchen und Jungen zu stärken, ihren Stimmen Gehör zu verschaffen und ihre Rechte auch in Bezug auf die körperliche Unversehrtheit zu fördern, wurden in der Provinz Ost-Nusa Tenggara sogenannte Kinderforen eingerichtet. In 46 Dörfern der Region Nagekeo treffen sich Mädchen, Jungen und Jugendliche in von ihnen geleiteten Clubs, um über Herausforderungen in ihrem Alltag zu diskutieren und Lösungsvorschläge zu finden. Unterstützung für die Kinderforen kommt von Plan International sowie in Partnerschaft mit den lokalen Behörden.


Im Jugendclub lernen Kinder, wie sie sich vor Gewalt schützen können
Die Foren sind gemeinschaftsbasierte Initiativen, die Kindern einen festen Anlaufpunkt und geschützten Raum bieten, um ihre Meinung zu äußern, sich an Entscheidungsprozessen zu beteiligen und Themen anzusprechen, die direkt ihr Leben betreffen – zum Beispiel hinsichtlich Gewalt und Ausbeutung sowie Bildung und Gesundheit.
„Wir lernen hier die Kinderrechte kennen und schärfen das Bewusstsein für den Kinderschutz. Und wir identifizieren gefährdete Mädchen und Jungen im Dorf. Sie können im Bedarfsfall an soziale Dienststellen vermittelt werden, die sie unterstützen“, erklärt Plan-Patenkind Jein die Arbeit der jungen Ausschussmitglieder. „Wir nutzen den von Plan International eingerichteten Meldemechanismus, wenn wir Fälle von Gewalt gegen Kinder sehen oder davon hören.“
„Wir lernen hier die Kinderrechte kennen und schärfen das Bewusstsein für den Kinderschutz.“
Dazu haben die Kinder auch Landkarten ihrer Gemeinden erstellt, in denen sie die aus ihrer Sicht gefährlichen Orte, aber auch bereits verfügbare soziale Anlaufstellen, die auf die Schutzbedürfnisse von Minderjährigen reagieren können, eingezeichnet haben. Im Kinderforum mitmachen können alle, die mindestens elf und höchstens 17 Jahre alt sind.
„Wir rüsten Kinder und Jugendliche, mit dem Wissen und den Fähigkeiten aus, um geschützt aufzuwachsen“, sagt Jhon Orlando, Kinderschutzspezialist von Plan International in Nagekeo. „Insbesondere Mädchen sollen alle Formen von Gewalt, einschließlich körperlicher Misshandlung, verbaler Gewalt, Kinderheirat, sexuellen Missbrauch und Vernachlässigung, erkennen und stoppen können.“
Wie ein Kinderforum dabei hilft, den Alltag der Menschen zu verbessern
Ähnlich wie bei der Risikominderung im Katastrophenfall, bei der potenzielle Bedrohungen im Voraus identifiziert werden, sollen auch beim Thema Gewaltprävention die notwendigen Schritte für eine gesunde Entwicklung der Kinder gefördert werden – und zwar durch die Stärkung eines schützenden Lebensumfelds für Mädchen und Jungen. Dabei spielt die gesamte Gemeinschaft – Kinder, Eltern, Lehrkräfte und Gemeindemitglieder – eine wichtige Rolle.


„Wenn wir nichts tun, steigt das Risiko, dass sich die Zahl der Gewaltvorfälle erhöht.“
„Seit ich beim Kinderforum teilnehme, bin ich selbstbewusster geworden. Ich sensibilisiere andere Kinder und Erwachsene für den Schutz von uns Mädchen und Jungen“, sagt Jein. „Wenn wir nichts tun, steigt das Risiko, dass sich die Zahl der Gewaltvorfälle erhöht und Kinder Schaden nehmen.“
Die Kinderforen bewirken nach und nach ein Umdenken bei den Menschen in den Dörfern. Dort zeigt sich beispielweise ein größeres Bewusstsein für die negativen Folgen von Kinderheirat und wie man diese verhindern kann.
Den Gemeindemitgliedern wird allmählich auch bewusst, welchen Wert Bildung für Kinder hat und wie lebenswichtig eine Geburtsurkunde ist, damit ihre Töchter und Söhne ihre Rechte im späteren Erwachsenenleben wahrnehmen können. „Eine kontinuierliche Zusammenarbeit mit lokalen Regierungsstrukturen und offiziellen Kinderschutzdiensten ist und bleibt erforderlich, um ein gesichertes Aufwachsen unserer Kinder zu gewährleisten“, bringt es Jhon Orlando auf den Punkt.
Marc Tornow hat Südostasien-Wissenschaften studiert, Indonesien bereist und die Geschichte der Kinderforen mit Material aus dem örtlichen Plan-Büro aufgeschrieben.
