Schon als junges Mädchen war es Sanmyas Aufgabe, Wasser für die Familie zu holen. In der ländlichen Quilombola-Gemeinde des brasilianischen Bundesstaats Maranhão gab es damals noch keine Trinkwasserversorgung. Die Familien mussten täglich Wasser aus einem Loch im Boden schöpfen oder zum nächstgelegenen Fluss laufen – beides keine zuverlässigen, sauberen Wasserquellen. Diese Routine beanspruchte viel Zeit, die die heute 17-jährige Sanmya eigentlich zum Lernen gebraucht hätte – und auch viele andere Mädchen. In Brasiliens abgelegenen Gemeinden müssen junge Menschen viele Kilometer zu Fuß zurücklegen, um den Unterricht zu besuchen. Viele brechen die Schule vorzeitig ab.
„Die Organisation ermutigt die Kinder, in der Schule zu bleiben und kümmert sich um wichtige Themen wie den Schutz vor Gewalt.“
Plan International ist seit 2003 in der Gemeinde aktiv und arbeitet mit den Menschen gemeinsam daran, die Bedingungen für die Kinder vor Ort zu verbessern. „Die Arbeit von Plan hat sich auf viele Familien ausgewirkt, auch auf meine. Die Organisation ermutigt die Kinder, in der Schule zu bleiben, klärt Jungen und Mädchen über ihre Körper auf und kümmert sich um wichtige Themen wie den Schutz vor Gewalt“, berichtet Sanmya.
Sanmya ist seit sie fünf ist Mitglied im Patenschaftsprogramm von Plan International und stand in regelmäßigem Briefkontakt mit ihren Pat:innen in Deutschland. „Durch die Briefe habe ich immer wieder Motivation gefunden, mich weiterzuentwickeln, zu träumen, und mich in meiner Gemeinschaft einzubringen und sie weiterzuentwickeln“, erklärt sie.
Im Laufe der Jahre hat sie an einer Reihe von Workshops, Aktivitäten und Veranstaltungen von Plan teilgenommen. Ihr Highlight war, als sie im Rahmen der #GirlsTakeover-Kampagne eine Rolle im Ministerium von Codó übernommen hat.
Vor kurzem ist Sanmya dem Verwaltungsausschuss eines Projekts beigetreten, das von Plan International geleitet wird. Darüber wurde eine Trinkwasserversorgung im Dorf installiert und ein Gemeinschaftsgarten angelegt, um die Gesundheit und Ernährung der Familien zu verbessern.
„Leider ist die Lage in Maranhão in vielerlei Hinsicht noch prekär, aber meine Gemeinde hat sich durch die Unterstützung von Plan International stark verbessert. Wir haben Möglichkeiten, zu denen wir sonst nie Zugang gehabt hätten“, sagt Sanmya. „Dieser Beitrag geht weit über den Bau der Wasserquelle und die Erweiterung von Klassenzimmern hinaus. Die Menschen hören jetzt mehr auf die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen und glauben an eine bessere Zukunft, trotz der Ungerechtigkeiten in der Welt.“
„Die Menschen hören jetzt mehr auf die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen.“
Sanmya setzt sich leidenschaftlich für die Gleichberechtigung der Geschlechter ein. „Ich kämpfe dafür, dass Mädchen ein besseres Leben führen können und ihre Träume verwirklichen, ohne geschlechtsspezifische Gewalt. Schon heute fühlen sich die Mädchen viel sicherer dabei, über ihre Schmerzen, ihre Bedürfnisse und ihre Erfolge zu sprechen.“
Im Jahr 2022 feierte Sanmya selbst einen großen Erfolg: Sie bestand die Aufnahmeprüfung für ein Studium an der Universität, als erste Frau in ihrer Gemeinde. Heute lebt sie in der Stadt Teresina und studiert Journalismus.
„Ich trage die Verantwortung, ein Beispiel für die Menschen in meiner Gemeinschaft zu sein und vor allem den Mädchen zu zeigen, dass es möglich ist, neue Wege zu gehen. Ich hoffe, dass ich alles, was ich an der Universität lerne, anwenden kann, um meiner Gemeinde zu helfen. Ich habe noch einen langen, spannenden Weg vor mir“, sagt sie stolz.