Mit nur 16 Jahren ist Sany* bereits Mutter – vor einem Monat brachte sie ihre kleine Tochter zur Welt. Sie erzählt, dass sie erst 14 Jahre alt war, als sie den Vater des Kindes kennenlernte: „Er war zehn Jahre älter als ich und hat das Baby nur einmal gesehen.“
Paraguay hat eine der höchsten Schwangerschaftsraten im Teenageralter in Nord- und Südamerika. Zwischen 2015 und 2020 lag die Geburtenrate bei Mädchen im Alter von 15-19 Jahren bei 72 Prozent. Diese besorgniserregende Statistik ist auf tief verwurzelte historische und kulturelle Normen zurückzuführen, welche Mädchen und Frauen die Entscheidungsmacht über ihre Körper und ihr Leben verwehren.
„Er war zehn Jahre älter als ich und hat das Baby nur einmal gesehen.“
Sany erzählt, dass es in ihrer Gemeinschaft normal ist, dass Mädchen schwanger werden: „Unter meinen Nachbarinnen und Schulfreundinnen kenne ich drei weitere Mädchen, die in meinem Alter Kinder bekommen haben. Ich weiß, dass das nicht richtig ist. Ich weiß, dass wir zu jung sind, um Mütter zu sein. Aber es passiert.“
Sany lebt in einer ländlichen Gemeinde und zieht ihre kleine Tochter in einem überfüllten, baufälligen Holzhaus mit sechs anderen Personen auf. „Ich lebe mit meiner Mutter, meinem Stiefvater und vier Geschwistern, von denen das jüngste ein einjähriges Baby ist.“ Das Ein-Zimmer-Haus hat eine Küche, die gleichzeitig als Ess- und Wohnbereich dient – im restlichen Raum befinden sich drei Betten, die sich die acht Familienmitglieder teilen.
Sexuelle Gewalt, das Fehlen einer umfassenden Sexualerziehung und der fehlende Zugang zu Diensten der sexuellen und reproduktiven Gesundheit im Land tragen zu den hohen Schwangerschaftsraten bei Jugendlichen bei. Die Mädchen glauben, sie hätten keine andere Wahl und werden dadurch der Chance auf ein selbstbestimmtes Leben beraubt. Sie sind oft unter Druck gesetzt, Mütter zu werden, was dazu führt, dass sie keine Ausbildung anstreben können und eine berufliche Karriere in unerreichbare Ferne rückt.
Sany hat nie Informationen über ihre sexuelle und reproduktive Gesundheit und ihre Rechte erhalten. Erst nach der Geburt ihrer Tochter bekam sie im Krankenhaus eine dreimonatige Behandlung mit Verhütungsmitteln angeboten, um kurzfristig eine weitere Schwangerschaft zu verhindern.
Untersuchungen zeigen, dass Mütter im Teenageralter seltener ihre Ausbildung abschließen und ihre Kinder eher in Armut und schlechten Wohnverhältnissen aufwachsen. So ist es nicht ungewöhnlich, dass sich frühe Schwangerschaften in der nächsten Generation wiederholen: Wie ihre Tochter bekam auch die Mutter von Sany ihr erstes Kind mit 16 Jahren.
Obwohl Sany es geschafft hat, während der Schwangerschaft mit dem Unterrichtsstoff hinterherzukommen, musste sie nach der Geburt ihrer Tochter die Schule abbrechen. Dennoch gibt sie die Hoffnung nicht auf: „Mir fehlten noch zwei Jahre in der weiterführenden Schule. Derzeit habe ich keinen konkreten Plan für mein Leben, möchte aber irgendwann meinen Schulabschluss nachholen.“
Um junge Menschen wie Sany zu unterstützen, setzt sich Plan International in Paraguay dafür ein, dass sie Zugang zu jugendgerechten Gesundheitsdiensten haben und an Gesprächen und Aktivitäten teilnehmen können, in denen sie in einer sicheren Umgebung Fragen zur sexuellen Gesundheit und ihren Rechten stellen können. Das Projekt setzt sich auch für eine umfassende Sexualerziehung und die Prävention geschlechtsspezifischer Gewalt ein.
Der Artikel wurde mit Material aus dem paraguayischen Plan-Büro aufgeschrieben.
*Name wurde zum Schutz der Identität geändert.