Wenn Kriege vom Schlachtfeld Einzug in das eigene Heim halten, sind Frauen und ihre Kinder roher Gewalt, Hunger, Verarmung und Vertreibung ausgesetzt. Zu seinem Abschied nach 25 Jahren als Vorstandsvorsitzender bei Plan International Deutschland initiierte Dr. Werner Bauch einen Sammelband mit dem Titel „Auf immer gezeichnet – Frauen in Kriegen und Katastrophen“.
In zwölf bewegenden Beiträgen beleuchten internationale Journalist:innen und Schriftsteller:innen das Schicksal von Frauen in Kriegen und Katastrophen des 20. Jahrhunderts – vom Spanischen Bürgerkrieg und dem Zweiten Weltkrieg, über den Kalten Krieg bis hin zu neueren Konflikten wie dem Völkermord in Ruanda.
Die Kriegsschauplätze sind eng mit den Projektländern verknüpft, in denen Plan International tätig ist. Im Hinblick auf die aktuelle Situation in der Ukraine hat das Buch eine nie gewollte Aktualität gewonnen.
Im Plan Post-Interview schildert Dr. Werner Bauch die Hintergründe für dieses Buchprojekt.
„Die Erlebnisse vor allem für die Frauen waren verheerend.“
Die Idee zum Buch hatte ich, da ich selbst ein Nachkriegskind bin. Aus dieser Situation heraus habe ich die Schilderungen von meiner Mutter, meiner Schwester und meiner Oma gehört – und so erfahren, was ihnen damals zugestoßen ist.
Sie wurden im Zweiten Weltkrieg aus der Umgebung von Berlin vertrieben. Sie kamen danach in der Nähe von Lüneburg unter und mussten von Null wieder anfangen. Sie hatten nichts mehr.
Glücklicherweise konnte mein Vater bald wieder Arbeit finden, sodass wir uns gut über Wasser halten konnten. Aber die Erlebnisse vor allem für die Frauen, die sich um das eigene Überleben und das ihrer Kinder kümmern mussten, waren verheerend. Und das alles wiederholt sich in jedem Krieg – auch heute.
In meinem Vorwort rufe ich daher dazu auf, Mädchen und Frauen unbedingt denselben Zugang zu Bildung und politischer Teilhabe zu gewähren, damit diese Welt endlich eine friedlichere wird.
Die Geschichten und Schilderungen wurden nach den Ländern ausgewählt, in denen Plan International seine Anfänge hatte und in denen die Organisation heute tätig ist. Die Erzählungen und Reportagen verschiedener Autor:innen reichen von Spanien über Deutschland, Vietnam bis Ruanda, Kolumbien und Afghanistan.
Meine Geschichte, die des Buches und jene von Plan International sind miteinander verwoben. Mitten im Spanischen Bürgerkrieg begegnete John Landon-Davies, der britische Journalist und Gründer von Plan International, einem fünfjährigen Jungen mit einem Zettel um seinen Hals, geschrieben von dessen Vater. Dieser bittet jeden darum, der ihn findet, sich um ihn zu kümmern. Ab da kümmerte sich die Organisation um Waisenkinder, auch später in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Ich hätte auch eines dieser Waisenkinder sein können. Wie durch ein Wunder haben meine Eltern Flucht und Vertreibung im Zweiten Weltkrieg überlebt.
„Die Bilder ähneln heute denen von damals aus dem Zweiten Weltkrieg.“
Die Bilder ähneln heute denen von damals aus dem Zweiten Weltkrieg. Ich sehe Kinder, die sich von ihren Vätern verabschieden und Frauen, die ihren Männern Lebwohl sagen. Solche Abschiede gab es im Zweiten Weltkrieg auch. Die Frauen und Kinder sind jetzt auf der Flucht und in den Ländern, in denen sie unterkommen, auf sich allein gestellt. Viele wurden über Nacht zu alleinerziehenden Müttern. Sie haben Gewalt, große Strapazen und natürlich Verlust erlebt, auch sind sie von Ausbeutung und Menschenhandel bedroht. Es ist jetzt die Aufgabe von Organisationen wie Plan International, den Kindern und Frauen Schutz und Unterstützung zu gewähren.