Berufliche Zukunft und Arbeit für junge Menschen
In den ländlichen Regionen Nepals haben es junge Menschen schwer eine Arbeit zu finden. Fehlende schulische und berufliche Bildung sind die Haupthindernisse auf dem Weg zu einer guten Arbeitsstelle. Viele Mädchen heiraten, bevor sie 18 Jahre alt sind. Sie haben anschließend kaum noch Möglichkeiten, eine Ausbildung zu machen und eigenes Geld zu verdienen. In zwei Distrikten in Ost-Nepal haben wir deshalb ein Projekt ins Leben gerufen, welches jungen Menschen zwischen 18 und 24 Jahren berufliche Bildung und Einkommensmöglichkeiten bietet.
- Gleichberechtigter Zugang zu Berufsausbildung und menschenwürdiger Arbeit für junge Frauen und Männer
- Berufliche Ausbildungen und unternehmerische Schulungen für junge Frauen und Männer
- Schulungen für Arbeitgeber:innen zu Arbeitsrecht, Gesundheitsschutz und Geschlechtergleichstellung
- Angebote zur Kinderbetreuung für junge Mütter, die am Ausbildungsprogramm teilnehmen
- Finanztrainings, Zugang zu Spargruppen und Kleinkrediten
- Lese, Schreib- und Mathekurse
- Starthilfen zur Gründung von Kleinstunternehmen
- Bildung von Alumni-Gruppen zur Förderung des Austauschs und der gegenseitigen Unterstützung der Auszubildenden
- Aufklärung lokaler Autoritäten und Führungspersonen zu Gleichberechtigung und menschenwürdiger Arbeit
Was uns in Nepal erwartet
Nepal ist ein überwiegend landwirtschaftlich geprägtes Land mit einem kleinen Produktionssektor. Auch in den beiden Projektregionen Dhanusha und Sindhuli im Osten des Landes lebt ein Großteil der Bevölkerung von der Landwirtschaft. Hier werden unter anderem Bohnen, Kartoffeln, Kohl, Bananen, Weizen, Reis und Mais angebaut sowie Fischzucht betrieben. Hinzu kommen einige Klein- und Handwerksbetriebe. Das verarbeitende Gewerbe und die Dienstleistungsbranche befinden sich noch am Anfang ihrer Entwicklung.
Vor allem Frauen und junge Menschen sind in Nepal von Arbeitslosigkeit betroffen. Festgefügte Rollenbilder verwehren vielen Frauen den Zugang zu Berufsausbildungen. Zusätzlich verhindern Frühverheiratung, Hausarbeit und die Kinderbetreuung ihre Chancen auf ein eigenes Einkommen. Ein Drittel der Mädchen heiratet vor seinem 18. Geburtstag. Sieben Prozent heiraten sogar, bevor sie 15 Jahre alt sind.
Berufstätige Frauen arbeiten in Nepal überwiegend im informellen Sektor oder als geringfügig angelernte Arbeitskräfte in landwirtschaftlichen Betrieben. Dabei erhalten sie für dieselbe Arbeit meist deutlich weniger Lohn als Männer. Aber nicht nur Frauen, auch ethnische Minderheiten und andere an den Rand gedrängte Bevölkerungsgruppen wie die Dalit1 werden unterbezahlt und oft diskriminiert. Männer suchen wegen der fehlenden Arbeitsmöglichkeiten häufig nach Einkommensquellen im Ausland, wobei Studien zeigen, dass auch sie dort der Gefahr von Ausbeutung, Zwangsarbeit und Missbrauch ausgesetzt sind.
Für Jugendliche sind fehlende berufliche Qualifikationen ein Haupthindernis auf dem Weg zu einer Arbeitsstelle. Rund vier Prozent der Kinder in Nepal brechen die Schule ab, ohne auch nur die Grundschule abgeschlossen zu haben. Für sie besteht ein hohes Risiko, nie wieder in das Bildungssystem zurückzukehren. Wenn junge Menschen aber keine Arbeit finden, verlieren sie die Hoffnung auf eine sichere Zukunft. Depressionen und Kriminalität können die Folgen sein.
Was wir erreichen wollen
Um jungen Frauen und Männern eine berufliche Zukunft, Einkommensmöglichkeiten und Lebensperspektiven zu bieten, haben wir dieses Projekt ins Leben gerufen. Darin vermitteln wir jungen Menschen wichtige Fähigkeiten für das Berufsleben und den Arbeitsmarkt. 550 junge Frauen und Männer im Alter von 18 bis 24 Jahren nehmen dafür an Schulungen teil, in denen sie berufliche Qualifikationen und unternehmerisches Wissen erwerben. Für Teilnehmer:innen mit geringen Kenntnissen im Lesen, Schreiben oder Rechnen bieten wir Lese-, Schreib- und Mathekurse an. 275 junge Frauen und Männer nehmen zudem an Englisch- und Computerkursen teil.
Bei der Auswahl der Teilnehmer:innen fokussieren wir besonders auf benachteiligte Bevölkerungsgruppen, die zum Beispiel einer bestimmten Kaste oder ethnischen Minderheit angehören und von Armut betroffen sind. Junge Frauen und Männer, in deren Haushalt Kinder oder Erwachsene mit Behinderungen leben, werden ebenfalls bevorzugt. Weil Frauen in Nepal in ihren Berufs- und Bildungschancen häufig benachteiligt sind und für dieselben Tätigkeiten geringer entlohnt werden als Männer, fördern wir ihre Gleichstellung auf dem Arbeitsmarkt. Hierzu schulen wir Arbeitgeber:innen sowie Angestellte der Regierung und Behörden zu Arbeitsrecht, Geschlechtergleichstellung, Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz.
Die Kommunikations- und Führungskompetenzen der jungen Menschen sowie ihre Fähigkeiten zur Stress- und Konfliktbewältigung stärken wir durch sogenannte Life-Skills-Trainings. Schulungen zum Thema Finanzmanagement und Zugang zu Spargruppen unterstützen ihre ökonomische Sicherheit und helfen ihnen, eigene Kleinstunternehmen aufzubauen.
Projektaktivitäten September 2023 - Februar 2024
Im Februar haben wir im Distrikt Sindhuli einen ersten Workshop gestartet. Ziel war es, die Ausbildungsgänge qualitativ zu stärken und die Methodik und Themen an die Auszubildenden und die Arbeitsmarktbedingungen anzupassen. Im ersten Workshop ging es speziell um die Ausbildung zur Kosmetikassistenz. Es kamen Vertreter:innen der lokalen Regierung, der Handelskammer und der Branche zusammen, um mit dem Projektteam und den Ausbilder:innen einen besseren Lehrplan auszuarbeiten. Die insgesamt 24 Teilnehmer:innen (23 Frauen, 1 Mann) haben den Workshop als sehr positiv empfunden und sind nun motiviert, jungen Menschen neue Möglichkeiten zu bieten. Außerdem gab es mehrere Veranstaltungen zu menschenwürdiger Arbeit sowie eine Fabrikinspektion, um sicherzugehen, dass die Projektteilnehmer:innen sichere Arbeitsbedingungen vorfinden und ihre Rechte am Arbeitsplatz geachtet und geschützt werden.
Eine Delegation aus unseren Partnerorganisationen und der Nepal Yarn Manufacturer’s Association (NYMA) besuchten eine große Garnfabrik, um die Bedingungen speziell für junge Frauen zu begutachten. Die Delegation war mit den Zuständen vor Ort zufrieden und stimmte zu, dass wir mit der Fabrik zusammenarbeiten, um unsere Projektteilnehmer:innen dort in Jobs zu bringen.
Im Dezember und Februar fanden dann mehrere Koordinierungstreffen und ein Dialog zwischen jungen Menschen, Regierungsvertreter:innen und Vertreter:innen des Privatsektors statt, in denen es um menschenwürdige Arbeitsmöglichkeiten ging. Daran nahmen insgesamt 98 Personen teil, davon 44 Frauen und 54 Männer. Ende Februar haben wir eine Orientierungsveranstaltung für Arbeitgeber:innen zum Thema Arbeitsrecht, Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz abgehalten.
Von Dezember bis Februar haben wir in den beiden Projektdistrikten neun Veranstaltungen für lokale Führungspersonen zu den Themen Gleichberechtigung der Geschlechter und würdevolle Arbeitsbedingungen durchgeführt. Die 203 Teilnehmer:innen, davon 68 Frauen und 135 Männer, haben sich aktiv eingebracht und positive Rückmeldung zu den Veranstaltungen gegeben. Außerdem haben wir im Februar eine eintägige Orientierungsveranstaltung für 23 Arbeitgeber:innen abgehalten, um eine geschlechtersensible und responsive Arbeitskultur zu stärken und Arbeitsbedingungen gerade für junge Frauen zu verbessern. In vier Gemeindeinformationsveranstaltungen thematisierten wir Gleichberechtigung der Geschlechter und Diskriminierung aufgrund von Geschlecht in den Gemeinschaften unserer jungen Projektteilnehmer:innen. An den Veranstaltungen nahmen 274 Personen teil.
Um die Projektteilnehmer:innen auf ihre Ausbildungen, Trainings und das Berufsleben vorzubereiten, haben wir eine Reihe von Veranstaltungen und Trainings für sie durchgeführt. In 33 Veranstaltungen konnten sich die jungen Menschen und ihre Familien über die verschiedenen Ausbildungsangebote des Projekts informieren und dazu beraten lassen.
Es nahmen 541 junge Frauen, 466 junge Männer und ihre Eltern oder Betreuungspersonen teil. Die Veranstaltungen haben es den jungen Leuten ermöglicht, informierte Entscheidungen über ihr Berufsleben zu treffen. Im Zeitraum von September bis Februar absolvierten 645 junge Menschen, darunter 336 junge Frauen, ein sogenanntes Life-Skills-Training. In diesen Trainings bilden wir die Teilnehmer:innen zu Themen wie effektiver Kommunikation, zwischenmenschliche Beziehungen, Konfliktlösung, emotionales Management, Kreativität, Gleichstellung der Geschlechter und soziale Gleichheit sowie Entscheidungsfähigkeit weiter. Das Projektteam hat als ein sofortiges Ergebnis festgestellt, dass dieses Training das Selbstbewusstsein und die Ausdrucksfähigkeit der Teilnehmer:innen stärkt. Um auch das Bewusstsein für Kinderschutz, Schutz vor Gewalt und Sicherheit bei den jungen Menschen und in ihrem Umfeld zu stärken, haben wir 37 Trainingsveranstaltungen zu diesen Themen durchgeführt. 500 junge Frauen und 429 junge Männer lernten dort über den Schutz vor Gewalt in ihren Lebensbereichen, einschließlich der Ermittlung von Risiken und Präventions- und Abhilfestrategien.
Darüber hinaus wurden ihnen lokale Dienstleister, darunter Polizeidienststellen, Bezirksämter und Justizausschüsse auf Gemeindeebene vorgestellt.
Im vergangenen Projektzeitraum haben wir 443 junge Menschen in Schulungen zu Kleinstunternehmen sowie Unternehmensentwicklung auf das Arbeitsleben vorbereitet. Das Hauptziel dieser Aktivität ist es, ihre unternehmerischen Fähigkeiten und Kenntnisse zu verbessern. Die Projektteilnehmer:innen waren in der Lage, ein potenzielles Geschäftsfeld oder Gewerbe und einen Markt für die Gründung eines Unternehmens in ihrem Ort auszuwählen. Sie lernten auch, den Gewinn und Verlust bei der Führung eines Unternehmens zu berechnen. Drei junge Frauen und drei junge Männer haben Starthilfen für die Unternehmensgründung erhalten. Fünf von ihnen haben Fotokopier- und Druckläden eröffnet, während sich eine Person im Bezirk Sindhuli dafür entschied, einen Lebensmittelladen zu eröffnen. Auch die beruflichen Ausbildungen konnten für 119 Frauen und 162 Männer beginnen. Es wird ausgebildet in den Bereichen: Koch / Köchin im Hotelgewerbe, Büroassistenz, Kosmetikerin, Elektroniker, Techniker für Ventilator-/Motorreparatur, Kfz-Mechaniker, professioneller Fahrer, Schneiderin, Restaurantfachkraft, Buchhalter:in und Berufskraftfahrer. Des Weiteren haben 25 Menschen an einer Kurzzeit-Berufsausbildung teilgenommen. Zwei junge Frauen wurden in Geflügelhaltung ausgebildet und 13 junge Frauen und zehn junge Männer in Buchführung. Die zwei Frauen, die in Geflügelhaltung ausgebildet wurden, haben schon aus lokalen Ressourcen einen Geflügelstall gebaut und generieren daraus bereits ihren Lebensunterhalt.
Unsere Projektregionen sind stetig von den Auswirkungen des Klimawandels und Umweltkatastrophen bedroht, weshalb Katastrophenhilfe und Anpassung an den Klimawandel ein wichtiger Teil des Projekts sind. In fünf Veranstaltungen wurde deshalb die, im letzten Berichtszeitraum erstellte, Analyse zum ökologischen Fußabdruck des Projekts sowie die möglichen Auswirkungen von extremen Wetterereignissen auf die Projektdurchführung vorgestellt und erörtert. Auf der Grundlage der Ergebnisse wurde auch der Plan zur Risikominderung vorgestellt. Ein Beispiel dafür ist der Verzicht auf Plastikflaschen und der Umstieg auf wiederbefüllbare Trinkgefäße. Die Teilnehmer:innen der Veranstaltung waren Vertreter:innen der Lokalregierung und führende Persönlichkeiten der Gemeinde, davon 71 Frauen und 16 Männer. Auch in Bezug auf unseren Notfall-Fonds für kleinere Katastropheneinsätze fanden Aktivitäten statt. Frauen und Kinder sind von Katastrophen oft stärker und in größerer Zahl betroffen. Deshalb wurde eine Analyse zum Thema Gender erstellt, um den Notfall-Fonds für Katastrophenhilfe besser auf die besonderen Bedürfnisse dieser Gruppe einzustellen. Die Analyse wurde sehr partizipativ erstellt, sodass viele der tatsächlichen möglichen Betroffenen ihre Bedürfnisse einfließen lassen konnten.
Aktuelle Projektbeschreibung
98 EUR
kosten die Materialien für 50 junge Menschen für Bewerbungstrainings
108 EUR
brauchen wir für eine Veranstaltung zur Ausbildungsberatung für 25 Jugendliche und ihre Eltern
210 EUR
kostet die berufliche Abschlussprüfung für fünf Jugendliche
Meinungen unserer Pat:innen und Spender:innen
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