Jedes Jahr am 1. Dezember findet der Welt-Aids-Tag statt. Seit mehr als 30 Jahren macht er auf die Rechte von HIV-positiven Menschen weltweit aufmerksam und ruft zu einem Miteinander ohne Vorurteile und Ausgrenzung auf. Das internationale Motto des diesjährigen Welt-Aids-Tages ist „Let Communities Lead“, was auf Deutsch „Lasst die Communities führen“ bedeutet – denn wirksame HIV-Prävention und die Arbeit mit den Menschen, die mit HIV leben, kann nur in Zusammenarbeit mit deren Gemeinschaften gelingen.
Im Folgenden haben wir 10 Fakten zusammengestellt – zu HIV/Aids, Stigmatisierung und wie Ungleichheiten zu einem erhöhten Risiko führen.
Seit dem Start der Epidemie – die erste Diagnose wurde 1981 gestellt – haben sich laut UNAIDS 85,6 Millionen Menschen mit HIV infiziert. 2022 wussten weltweit 86 Prozent der Betroffenen von ihrem Status. In Deutschland lag laut Robert Koch Institut (RKI) die Zahl der Betroffenen Ende 2021 bei 90.800, von denen 8.600 nicht wissen, dass sie HIV-positiv sind. Für 2022 verzögert sich laut RKI die Publikation der Schätzungen der HIV-Neuinfektionen.
HIV steht für „Humanes Immundefiziens-Virus“. Bei einer Infektion wird die Immunabwehr geschwächt, was den Körper anfällig für Erkrankungen macht. Er kann eindringende Krankheitserreger nicht mehr bekämpfen. Aids („Aquired Immunodeficiency Syndrom“, erworbenes Immunschwächesyndrom) ist die Spätfolge einer (unbehandelten) HIV-Infektion. Man spricht von Aids, wenn im Krankheitsverlauf bestimmte Kombinationen von sogenannten „Aids definierenden“ Krankheiten auftreten – das können Krebserkrankungen, Lungenentzündungen oder auch Pilzbefall sein.
Bei rechtzeitiger Behandlung können HIV-positive Menschen leben wie alle anderen, sind nicht mehr ansteckend und haben eine fast normale Lebenserwartung. Antiretrovirale Medikamente (auch antiretrovirale Therapie, ART) senken die Viruslast im Plasma unter die Nachweisgrenze, was bedeutet, dass damit auch die Ansteckungsfähigkeit praktisch aufgehoben wird. Der Zugang zu Medikamenten hat sich in den letzten zehn Jahren verbessert, ist weltweit jedoch noch lange nicht gleichberechtigt: 2010 hatten laut UNAIDS 7,7 Millionen Menschen Zugang zu ART, 2022 waren es bereits 29,8 Millionen. 630.000 Menschen starben 2022 an Aids-bedingten Krankheiten.
Das hängt unter anderem mit der medizinischen Versorgung zusammen, die nicht überall auf der Welt gleich zugänglich ist. Armut ist ebenfalls ein Faktor – Verhütung, Tests oder Therapien können sich Betroffene dann schlichtweg nicht leisten. Auch der Zugang zu Bildung und die Aufklärung der Bevölkerung zur Prävention spielen eine Rolle sowie das Ausmaß von Gewalt gegen Frauen. Aufgrund von Stigmatisierung halten zudem viele HIV-positive Menschen in betroffenen Ländern ihre Krankheit geheim, auch vor ihren Sexualpartner:innen. UNAIDS nennt die als am stärksten von HIV betroffenen Regionen das östliche und südliche Afrika.
Menschen mit weniger sozialer Macht und weniger gesetzlichem Schutz sind oft einem höheren HIV-Infektionsrisiko ausgesetzt. In Afrika südlich der Sahara ist die Wahrscheinlichkeit einer HIV-Infektion bei heranwachsenden Mädchen und jungen Frauen von 15 bis 24 Jahren dreimal so hoch wie bei ihren männlichen Altersgenossen. 2022 waren weltweit 46 Prozent der neu mit HIV-infizierten Personen Mädchen und Frauen.
Mädchen, die früh verheiratet werden, leben oft in abgelegenen Regionen, in denen der Zugang zu medizinischer Versorgung und Information über sexuelle Gesundheitsdienste und Rechte eingeschränkt sein können. Infolgedessen haben betroffene Mädchen möglicherweise keine Kenntnisse über HIV-Risikofaktoren, Prävention, Behandlung oder sogar ihr grundlegendes Menschenrecht, „Nein“ zum Sex mit ihrem Mann zu sagen. Außerdem werden die Mädchen manchmal mit älteren Männern verheiratet, die wahrscheinlich schon zahlreiche Sexualpartner:innen hatten – so wie Yakoura*, die in Niger lebt und als Teenagerin von ihrem Mann mit HIV angesteckt wurde. Lesen Sie hier ihre Geschichte.
Eine Ansteckung mit HIV ist nur möglich, wenn Viren in ausreichender Menge in den Körper gelangen. Das kann – bei unbehandelter HIV-Infektion – beim ungeschützten Sex passieren, denn in Körperflüssigkeiten wie Sperma, Vaginalflüssigkeit, Menstruationsblut (und auch Brustmilch) befinden sich viele Viren. Die Schleimhäute im Enddarm, am Gebärmutterhals und in der Vagina sind sehr empfindlich und können HIV leicht aufnehmen. Kondome schützen bei korrekter Anwendung vor HIV.
Eine Übertragung von HIV ist im alltäglichen Zusammenleben ausgeschlossen! Beim Küssen, Umarmen, Anniesen oder Anhusten, gemeinsame Benutzen von Toiletten, Handtüchern oder auch Geschirr und Besteck und vielen weiteren Alltagssituationen besteht kein Übertragungsrisiko. Weiterführende Informationen zur Übertragung und zum Schutz vor HIV finden Sie unter anderem bei der Deutschen Aidshilfe.
Obwohl HIV-positive Menschen bei rechtzeitiger Behandlung leben können, wie alle anderen Menschen und es kein Übertragungsrisiko im Alltag gibt, müssen sie noch immer mit Ablehnung, Stigmatisierung und Benachteiligung rechnen. Allein in Deutschland haben 95 Prozent der Betroffenen laut einer Studie 2021 Diskriminierung erlebt.
Um das von der Weltgemeinschaft vorgenommene Ziel zu erreichen, die HIV-Epidemie bis 2030 zu beenden, bedarf es noch viel Einsatz. Bislang wurden die gesetzten Zwischenziele auf globaler Ebene nicht erreicht. So ist laut UNAIDS die jährliche Zahl der Neuinfektionen seit 2010 zwar um 38 Prozent gesunken – das ist jedoch weit entfernt von einem Rückgang um 83 Prozent, der nötig ist, um das Zwischenziel von 370.000 Neuinfektionen im Jahr 2025 zu erreichen.
Innerhalb unseres Arbeitsschwerpunktes Sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte ist unter anderem auch die HIV-Prävention verankert. Global werden in entsprechenden Plan-Projekten Aufklärungsveranstaltungen zum Schutz vor HIV durchgeführt. Betroffene erhalten psychosoziale Unterstützung und Zugang zu Medikamenten – wie etwa Yakoura* aus Niger. Wir tragen auch dazu bei, die Zahl der HIV-Übertragungen von der Mutter auf ihr Kind vor und während der Geburt zu reduzieren. Dafür unterstützen wir das von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlene PMTCT-Programm (Prevention of Mother to Child Transmission), welches den mit HIV infizierten Frauen während den Schwangerschaften eine Therapie und nach der Geburt eine medizinische Betreuung ermöglicht.