Hunger in … Bangladesch
- 11 Millionen Menschen leiden akut unter Hunger
- 40 Millionen Menschen sind in unsicherer Ernährungslage (World Food Programme)
„Ich möchte einen Job haben und unabhängig sein. Dann wird meine Familie mich auch nicht verheiraten. Ich will auf keinen Fall früh heiraten müssen.“
Bakul sitzt vor ihrem Haus und flechtet Matten aus Schilf. Eigentlich würde sie lieber im Unterricht sitzen, aber sie muss Geld verdienen, damit ihre Familie genug zu essen hat. „Wenn ich sehe, wie meine kleine Schwester zur Schule geht, will ich auch mitgehen. Ich vermisse das Lernen sehr“, berichtet die 17-Jährige.
Wenn das Geld nicht mal mehr für Essen reicht, sind Mädchen einem erhöhten Risiko ausgesetzt, von der Schule genommen zu werden, weil die Schulgebühren oder -materialien nicht mehr bezahlt werden können oder sie - wie Bakul - arbeiten müssen. Sie macht sich auch Sorgen, dass die Situation gravierende Folgen für ihre Zukunft haben könnte: „Ich möchte einen Job haben und unabhängig sein. Dann wird meine Familie mich auch nicht verheiraten. Ich will auf keinen Fall früh heiraten müssen.“ Bakuls Sorgen sind nicht unberechtigt: In Zeiten des Hungers sind Mädchen einem erhöhten Risiko ausgesetzt, früh- oder zwangsverheiratet zu werden.
Die 17-jährige Keya* musste mit 14 Jahren heiraten: „Als ich in der achten Klasse war, kamen viele Heiratsanträge auf mich zu“, erzählt sie. „Ich komme aus einer kleinen und armen Familie. In solchen Familien werden die Mädchen schon früh verheiratet. Eines Tages kam dann ein Antrag, den mein Vater akzeptierte.“
Bangladesch hat eine der höchsten Raten von Kinderheiraten in der Welt. Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden 50 Prozent der Frauen, die heute Mitte zwanzig sind, vor ihrem 18. Lebensjahr verheiratet – 18 Prozent sogar, bevor sie 15 wurden. Armut und Hunger sind die Hauptursachen für eine Kinderheirat. Wenn Familien nicht genug Geld für regelmäßiges Essen haben, verheiraten Eltern ihre Töchter, in der Hoffnung, dass diese von der Familie des Ehemanns versorgt werden können.
Nach ihrer Hochzeit zog Keya in das Haus ihrer Schwiegereltern, die es ihr nicht erlaubten, weiter zur Schule zu gehen. Dazu kam, dass ihr Ehemann ein Drogenproblem hatte und sie schlecht behandelte – Keya war verzweifelt. Einige Zeit gelang es ihr, eigenständig weiter zu lernen, indem sie heimlich Bücher aus der örtlichen Madrasa (eine religiös geprägte Schule) auslieh. Aber lange konnte sie die Situation nicht ertragen. Mit Hilfe ihrer Mutter schaffte Keya es, die von Missbrauch geprägte Ehe zu verlassen. Sie bereitet sich jetzt mit Unterstützung von Plan International darauf vor, zur Schule zurückzukehren.
Plans umfassende Reaktion auf die Hungerkrise in Bangladesch beinhaltet neben der Verteilung von Bargeld und Lebensmitteln auch Maßnahmen, die Mädchen dabei helfen, in der Schule zu bleiben. Im Barguna Bezirk, in dem Keya wohnt, arbeiten wir mit 108 Schulen zusammen, um das Lernumfeld integrativer und Geschlechtergerechter zu gestalten. Gleichzeitig werden Lehrkräfte in den Grundsätzen des Kinderschutzes geschult und sensibilisiert, damit sie als Vermittler für Mädchen einstehen können, deren Schulbildung in Gefahr ist.
„Ich werde wieder den Unterricht besuchen. Ich will in der Lage sein, selbst über mein Leben zu entscheiden und auf eigenen Füßen zu stehen!“
Kaya freut sich darauf, bald wieder am Unterricht teilnehmen zu können. „Nach alldem bin ich nie wieder ins Haus meiner Schwiegereltern zurückgegangen“, erzählt sie. „Ich werde wieder den Unterricht besuchen. Ich will in der Lage sein, selbst über mein Leben zu entscheiden und auf eigenen Füßen zu stehen!“
*Der Name wurde zum Schutz der Identität geändert. Die Geschichte von Bakul und Keya wurde mit Material aus dem Plan Büro in Bangladesch aufgeschrieben.