Das US-amerikanische Forschungsinstitut National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) hat eine 85-prozentige Chance auf eine überdurchschnittliche Hurrikan-Saison vorausgesagt. Bis zu 25 benannte Stürme werden für möglich gehalten, bis zu 13 der benannten Stürme könnten sich zu Hurrikanen entwickeln und bis zu sieben von ihnen zu schweren Hurrikanen. Das ist deutlich mehr als in der durchschnittlichen Saison, in der normalerweise 14 benannte Stürme, sieben Hurrikane und drei schwere Hurrikane auftreten.
Nicht nur Nordamerika ist von diesem Extremwetter betroffen, auch in Mittelamerika sowie der Karibik sorgen tropische Wirbelstürme für Verwüstungen. Besonders betroffene Länder, in denen Plan International arbeitet, dürften Honduras, El Salvador, Guatemala, Haiti und die Dominikanische Republik sein.
Wenn Katastrophen das Land treffen, sind es vor allem Kinder und junge Frauen, die darunter besonders leiden. Untersuchungen zeigen, dass Katastrophen die körperliche Gesundheit, das psychische Wohlbefinden und den Bildungserfolg von Kindern stark beeinträchtigen können. So kam es beispielsweise nach dem Hurrikan Matthew (2016) bei etwa 150.000 Schüler:innen in Haiti zu erheblichen Beeinträchtigungen des Unterrichts: Mehr als 700 Schulen waren von Sturmschäden betroffen und mehr als 86 weitere wurden als Notunterkünfte genutzt.
Viele Familien stehen zudem vor wirtschaftlichen Herausforderungen infolge von Katastrophen, die sie dazu zwingen, dem unmittelbaren Überleben Vorrang vor langfristigen Bildungszielen einzuräumen – das führt zu vermehrter Kinderarbeit und geringerem Schulbesuch. Nach Katastrophen kommt es auch häufig zu einem Anstieg von durch Wasser übertragenen Krankheiten wie Cholera, Atemwegsinfektionen und Unterernährung, was die Gefährdung von Kindern weiter verschärft.
Mädchen und junge Frauen stehen während und nach Naturkatastrophen vor besonderen und oft schwerwiegenderen Herausforderungen. Sie leiden häufiger unter geschlechtsspezifischer Gewalt, eingeschränktem Zugang zu Bildung und wirtschaftlicher Instabilität. Laut United Nations Development Programme (UNDP) ist die Wahrscheinlichkeit, dass Frauen und Kinder bei Katastrophen sterben, 14-mal höher als bei Männern. Nach den Wirbelstürmen Eta und Iota im Jahr 2020 waren beispielsweise mehr als 70.000 schwangere Frauen in Honduras betroffen, wobei Berichte auf einen erheblichen Anstieg geschlechtsspezifischer Gewalt hinweisen, was die dringende Notwendigkeit von Schutzmaßnahmen unterstreicht.
„Wir bei Plan International haben die Möglichkeit, die schlimmsten Auswirkungen zu verhindern. Was wir jetzt brauchen, um mehr Menschenleben zu retten und größere Schäden zu verhindern, ist die Unterstützung der Öffentlichkeit.“
Die Plan-Büros in Honduras, El Salvador, Guatemala, Haiti und der Dominikanischen Republik bereiten sich aktiv auf die kommende Hurrikan-Saison vor – auf Grundlage der Erfahrungen der letzten Saison 2023. Wichtig ist, die Situation zu beobachten, um festzustellen, ob die voraussichtlich betroffenen Gebiete und Gemeinden die Voraussetzungen für eine vorsorgende Reaktion erfüllen. Zudem werden die Gemeinden eingebunden, Bedarfe ermittelt und ihre unmittelbare Vorbereitung (z.B. für Evakuierungen) unterstützt. Wird ein Hurrikan vorausgesagt, sind die Plan-Mitarbeitenden darin geschult, schnelle Bedarfsermittlung für die dringendsten Bedürfnisse der betroffenen Bevölkerung durchzuführen.
Eine weitere wichtige Maßnahme ist die Durchführung von umfassenden Kommunikationskampagnen. Schätzungsweise 40.000 Menschen sollen damit erreicht werden. Im Rahmen dieser Kampagne sollen wichtige Informationen über die Vorbereitung auf Stürme, Sicherheitsmaßnahmen und Notfallprotokolle wirksam verbreitet werden. Einzelpersonen und Familien sollen gut darüber informiert sein, wie sie sich schützen können.
Diese Vorbereitungsmaßnahmen werden Plan International in die Lage versetzen, in den folgenden Bereichen schnell auf Hurrikane zu reagieren:
Mehrzweck-Bargeldhilfe: Diese konzentriert sich darauf, den wirtschaftlichen Druck von betroffenen Familien zu lindern und die Auswirkungen von Katastrophen auf Kinder zu verringern.
Kinderschutz: Ziel ist es, Zugang zu mobilen Diensten zu ermöglichen, die über Schutzrisiken informieren und psychologische Erste Hilfe leisten. Außerdem sollen kinderfreundliche Räume eingerichtet und ausgestattet werden, um die Trennung von Familien zu verhindern.
WASH: Um den Ausbruch von Krankheiten zu verhindern und die Grundbedürfnisse der betroffenen Bevölkerung zu befriedigen, beabsichtigt Plan International, WASH-Kits (etwa Menstruationshygiene-Sets, allgemeine Hygiene-Sets) zu lagern und zu verteilen sowie Zugang zu sauberem Wasser bereitzustellen.
Geschlechtsspezifische Aktivitäten: Es soll Material zur Prävention von geschlechtsspezifischer Gewalt erstellt und zur Verfügung gestellt werden. So soll das Bewusstsein dafür geschärft und das Verständnis über die verschiedenen Formen von Gewalt und ihre Auswirkungen auf Einzelpersonen und Gemeinschaften verbessert werden. Ein Fokus liegt zudem darauf, die Menschen zu informieren, wie sie Gewaltsituationen erkennen, verhindern und darauf reagieren können.
„Expert:innen sind sich einig, dass die Vorbereitung auf Katastrophen es Gemeinschaften und humanitären Akteuren ermöglicht, schnell zu reagieren, um mehr Leben zu retten, größere Verluste zu verhindern und zum Aufbau einer langfristigen Widerstandsfähigkeit beizutragen“, sagt Rüdiger Schöch, Experte für humanitäre Hilfe bei Plan International Deutschland. „Wir wissen bereits, dass die atlantische Hurrikan-Saison 2024 wahrscheinlich außergewöhnlich heftig ausfallen wird und dass mit erheblichen Verlusten zu rechnen ist. Aber wir bei Plan haben auch die Möglichkeit, die schlimmsten Auswirkungen zu verhindern und darauf zu reagieren. Aufgrund der umfangreichen Erfahrung, der Verbindungen zu den Gemeinden und des Engagements in lokalen Institutionen, Organisationen und Netzwerken ist Plan gut aufgestellt, um auf die atlantische Hurrikan-Saison 2024 zu reagieren. Was wir jetzt brauchen, ist die Unterstützung der Öffentlichkeit, damit unser Ziel, mehr Menschenleben zu retten, größere Schäden zu verhindern und zum Aufbau einer langfristigen Widerstandsfähigkeit beizutragen, Wirklichkeit wird.“