Auch in Bangladesch macht sich der Klimawandel bemerkbar: Schwere Regenfälle und Überschwemmungen haben hier – wie auch beim großen Nachbarn Indien – in den letzten Jahren zugenommen. In den vergangenen Wochen sind in Bangladesch fünf große Flüsse aufgrund übermäßiger Monsunregenfälle über die Ufer getreten. Rund 5,82 Millionen Menschen sind dadurch akut in Not geraten, 59 Menschen starben bisher durch die Überschwemmungen. Zu den am stärksten betroffenen Distrikten gehören Feni, Moulvibazar, Habiganj, Cumilla, Khagrachari und Chittagong.
„Die Auswirkungen der diesjährigen Monsunregenfälle waren weitreichend und verheerend“, sagt Kabita Bose, Landesdirektorin von Plan International Bangladesch. „Ganze Gemeinden wurden überschwemmt und stehen unter Wasser, Millionen von Menschen, darunter Kinder, sind auf sichere Unterkunft und lebensrettende humanitäre Hilfe angewiesen. Plan International steht den Menschen in Bangladesch in dieser schwierigen Zeit solidarisch zur Seite.“
Bangladesch ist nur halb so groß wie Deutschland, hat aber doppelt so viele Einwohner:innen: 160 Millionen. Das Land ist flach, liegt nur knapp über dem Meeresspiegel und ist durchzogen von Flüssen. Der Ganges und seine vielen Nebenarme etwa sorgen für fruchtbare Felder und grüne Wälder. Gleichzeitig treten aber auch immer wieder Wassermassen über die vielen Ufer – insbesondere in der Regenzeit, die hier zwischen sechs bis neun Monate dauert.
2022 war der Distrikt Kurigram im Nordosten des Landes mehrfach von den heftigen Überflutungen betroffen. Auch damals waren ganze Bezirke vom Rest des Landes abgeschnitten, Tausende Menschen tagelang ohne Nahrung und Wasser. „Wir überlebten, indem wir getrocknete Lebensmittel aßen“, berichtet Jayeda (28), die Mutter von drei Kindern ist. „Alles war überschwemmt, kochen war nicht möglich. Mein Mann litt an Durchfall, aber wir hatten kein Geld für die Behandlung. Jetzt ist die gesamte Familie geschwächt und wir führen ein miserables Leben.“
Wie die Familie von Jayeda litten noch viele weitere Familien im Nordosten unter den Auswirkungen der Überschwemmungen vom Juni 2022.
„Kinder werden durch das verunreinigte Wasser krank. Das Leid von Schwangeren und Müttern übersteigt unsere Vorstellungskraft.“
Dort, wo die Pegelstände wieder zurückgegangen waren, stellte der Wiederaufbau einen mühsamer Prozess dar. Ashik Billah, Leiter der Zentral- und Nordregion von Plan International Bangladesch: „Wir können nicht die gesamte Gemeinde allein schützen. Wir müssen zusammenhalten und uns gemeinsam bemühen, diese Katastrophe zu überstehen. Kinder werden durch das verunreinigte Wasser krank. Das Leiden von Schwangeren und Müttern übersteigt unsere Vorstellungskraft. Verstärkte Gesundheitseinrichtungen sind jetzt dringend erforderlich.“
Den Menschen in Kurigram sind Katastrophen nicht fremd, Überschwemmungen kommen dort immer wieder vor. Doch die übermäßigen Regenfälle der letzten Jahre haben zu schwerer Bodenerosion und Schäden an den Staudämmen geführt. Für die Menschen, die auf den Chars leben – dabei handelt es sich um isolierte Landhügel, die in den Flüssen liegen – werden durch die Erosionen an den Ufern immer häufiger gezwungen, ihr Hab und Gut auf höher gelegenes Gelände zu verlegen. „Ich habe mein Haus in diesem Jahr [2022, Anm. d. Red.] schon dreimal umgesiedelt“, erklärt Rasheda (22). Die dreifache Mutter hat kein Geld, um alles erneut ab- und wieder aufzubauen. „Drei meiner Ziegen und die Hühner wurden in der Flut weggespült. Meine Kinder und ich wurden krank.“
Die 29-jährige Farida erzählt, dass sie im Haus ihres Nachbarn Schutz gesucht habe, als 2022 das Hochwasser kam. „Ihm gefiel das nicht“, sagt sie. „Deshalb kehrten wir nach ein paar Tagen, als das Wasser ein wenig zurückgegangen war, in unser Haus zurück. Wir erhöhten das Bett, indem wir Ziegelsteine unter die Beine legten.“
„Mit unseren Kindern lebten wir in dem überfluteten Haus, es war nicht sicher und wir hatten Angst vor Schlangenbissen – aber wir hatten keine Alternative.“
Der Beitrag wurde mit Material aus dem Plan-Büro in Bangladesch erstellt.