Bangladesch ist eines der katastrophenanfälligsten Länder der Welt. Um dort die Katastrophenvorsorge für Kinder und Lehrpersonal an Schulen zu verbessern, hat Plan International das „Safe Schools“-Projekt (deutsch: Sichere Schulen) durchgeführt, das Kindern den Zugang zu einem sicheren Lernumfeld verschafft und die negativen Auswirkungen von Katastrophen auf die Bildung der Kinder verringert. Das Projekt unterstützt durch vielfältige Maßnahmen Schüler:innen und Lehrende im Distrikt Kurigram beim Aufbau katastrophenresistenter Schulen und Gemeinden.
Irin ist Mitglied der Such- und Rettungs-AG in ihrer Schule, die im Rahmen des Projekts „Sichere Schulen“ eingerichtet wurde. Dank der Ausbildung in Erster Hilfe, Such- und Rettungstechniken konnte sie einen Jungen vor dem Ertrinken retten. Als die 10-Jährige sah, wie zwei kleine Jungen in den Teich nahe ihrer Schule fielen, eilte sie zur Hilfe. Einer der beiden war in der Lage, sich an das Ufer zu retten, aber der andere konnte nicht schwimmen und geriet in Gefahr, zu ertrinken. Irin rannte schnell zu einem Haus in der Nähe und holte eine lange Bambusstange, um dem Jungen aus dem Teich zu helfen.
Nach diesem Vorfall wurde ihr klar, dass viele Mitschüler:innen nicht schwimmen können. Um das zu ändern, beschlossen sie und ihre Such- und Rettungskolleg:innen Schwimmunterricht zu organisieren. Inzwischen können 95 Prozent der Schüler:innen ihrer Grundschule schwimmen. „Schwimmen zu können, ist in unserem von Hochwasser gefährdeten Gebiet extrem wichtig. Daher ist es toll, dass Irins AG mit Unterstützung von Plan International diesen Kurs auf die Beine gestellt hat“, sagt Irins Schulleiterin.
Den Winter in Kurigram zu überstehen, ist für die ärmeren Mitglieder der Gemeinden nicht einfach. Sie können sich keine warme Kleidung oder Decken zum Schutz vor der Kälte leisten. Shirina leitet eine Jugendgruppe an ihrer Schule, die im Rahmen des „Safe Schools“-Projekts gegründet wurde. Während der kalten Jahreszeit wurde sie auf das Leid in ihrem Dorf aufmerksam und beschloss, etwas zu unternehmen.
Nach einer Schulung im Katastrophenmanagement entwickelte die 17-Jährige gemeinsam mit ihrem Team einen Aktionsplan. Sie erfassten zunächst die Risiken und identifizierten hilfsbedürftige Menschen. Dann startete die Gruppe einen Spendenaufruf und konnte schließlich 33 Decken kaufen und verteilen. „Am Rande unseres Dorfes, in der Nähe der Flüsse leben viele arme Leute. Mit unserem kleinen Beitrag konnten wir die Menschen unterstützen, die am stärksten unter der Kälte gelitten haben. Ich hoffe, dass unsere Initiative andere inspiriert, weitere Maßnahmen durchzuführen und unsere Mitmenschen zu stärken“, sagt Shirina.
Auch ein einfaches und sicheres Management der Menstruationshygiene ist für die Bildung von Mädchen wichtig. Wenn es keine Möglichkeit gibt, Menstruationsprodukte zu bekommen und hygienisch zu wechseln, bleiben viele Schülerinnen während ihrer Menstruation zu Hause und verpassen den Unterricht. Da die Periode aber oft mit Scham behaftet ist, wird dieses Thema an Schulen selten diskutiert, auch nicht vom Lehrpersonal.
Fest entschlossen, dieses Tabu zu brechen, brachten einige Mädchen das Thema bei einem Treffen des „Safe Schools“-Projekts zur Sprache. Sie forderten den Bau einer Toilette, in der die Schüler:innen ihre Periode sicher und hygienisch regeln können. Die Projekt-Mitarbeiter:innen stimmten dem Bau von Waschgelegenheiten zu und die Mädchen richteten in dem Gebäude einen sogenannten "SaniMart" ein, in dem man ganz einfach Binden kaufen kann. Eine Gruppe kümmert sich darum, dass dieser Apparat immer mit Hygieneprodukten gefüllt ist.
Schulleiter Fazlur Rahaman beobachtet, dass die Schüler:innen sich jetzt viel wohler an der Schule fühlen: „Früher war die Einhaltung der Menstruationshygiene ein schwieriges Thema. Viele blieben dem Unterricht fern, wenn sie ihre Periode hatten. Außerdem scheuten sie sich, auf den Markt zu gehen, um Binden zu kaufen. Jetzt, wo wir den SaniMart auf dem Schulgelände haben, haben sie besseren Zugang zu Menstruationsprodukten. Die Anwesenheitsrate im Unterricht ist deutlich gestiegen“, sagt er zufrieden.
Als die Corona-Pandemie Bangladesch erreichte, war Shirina besorgt angesichts der schlechten Informationslage in ihrem Dorf. Um die Ausbreitung der Krankheit zu verhindern, beschloss die 18-Jährige, ihre Fähigkeiten an der Nähmaschine zu nutzen: Sie stellte aus alten Kleidern Gesichtsmasken her, die sie an ihre Freunde, Familie und Nachbarn verteilte.
Das Plan-Team des „Safe Schools“-Projekts erkannte ihren Enthusiasmus und ermöglichte ihr eine zusätzliche Schulung. Damit konnte sie lernen, wie man nach Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation dreilagige Masken produziert. Inzwischen hat Shirina 3.150 Masken genäht, um ihre Mitschüler:innen und ihre Gemeinde zu schützen. Einen Teil der Masken hat sie kostenlos verteilt. Den Rest verkaufte sie zu einem geringen Preis, damit sie mehr Material kaufen kann.
Razwana wurde mit einer körperlichen Behinderung geboren und kann ohne Unterstützung nur sehr kurze Strecken zu Fuß gehen. Daher muss sie, um zur Schule zu kommen, jeden Tag eine Rikscha bezahlen. Da ihre Eltern diese Kosten nur schwer aufbringen können, fürchtete Rezwana regelmäßig um ihre Bildung und wandte sich an ihr Schulkomitee.
Die Schulleitung war beeindruckt von ihrem Engagement und ihrem starken Willen. Sie erklärte sich bereit, 50 Prozent der Transportkosten zu übernehmen. Da die Schulinfrastruktur für Kinder mit Behinderungen schwierig ist, sprach Rezwana auch die Notwendigkeit an, Rampen für den Zugang von Rollstuhlfahrer:innen zu bauen. So können sie das Schulgebäude und die Klassenzimmer besser erreichen - in Notsituationen, wenn jede Sekunde zählt, ist das von entscheidender Bedeutung.