„In Kibera groß zu werden ist, als würde man in einer Blase leben“, sagt Asha. „Wir erleben jeden einzelnen Tag Gewalt, schon in jungen Jahren. Das Leben ist für viele Menschen hier ein einziger Kampf ums Überleben. Oft weiß man nicht, wann und woher man das nächste Mal etwas zu Essen bekommt. Erst mit 16 Jahren fand ich heraus, dass der Rest der Welt nicht so aussieht. Dass es ein anderes Leben gibt.“
In Kibera riecht es nach Müll und Fäkalien. Über eine Million Menschen leben hier, doch es gibt keine Infrastruktur, praktisch keine medizinische Versorgung und so gut wie keine Schulen. Tourist:innen kommen in den größten urbanen Slum Afrikas, um die extreme Armut der Menschen zu sehen. „Sie müssen es nur einmal googeln“, sagt Asha. „Es kommen nur Bilder von rostigen Schuppen, hungrigen Kindern, Müll und Elend. Wenn das die Geschichte davon ist, wo du lebst – dann ist das auch die Geschichte, mit der du am Ende lebst.“
„Ich bin stolz darauf, aus Kibera zu kommen und schäme mich nicht dafür.“
Die junge Frau wurde so erzogen, dass sie ihren Platz kannte: knieend am Kamin oder ein Kind tragend. Asha wurde gesagt, dass Frauen keinen Laut von sich geben, dass sie nicht auffallen oder ihre Stimme vor Männern erheben sollen. Aber Asha ist alles andere als das, wozu sie erzogen wurde. Sie ist aus ihrem Elternhaus ausgezogen, studiert an der Universität und verdient ihr Geld damit, Artikel zu schreiben und zu bloggen. Sie engagiert sich außerdem in der Kommunalpolitik.
„Wenn du aus Kibera kommst, dann verleumdest du normalerweise deine Herkunft, denn sonst wird es schwer, einen Job zu bekommen“, sagt sie. „Die Menschen wollen nichts mit dir zu tun haben. Wer aus Kibera kommt, wird als Verliererin abgestempelt. Ich bin nicht aus dem Slum geflohen. Ich möchte hierbleiben und dabei helfen, Veränderungen zu bewirken. Ich bin stolz darauf, aus Kibera zu kommen und schäme mich nicht dafür.“