Auf dem Bildungsweg durchs Hinterland

Foto: Plan International

An der Pazifikküste von Ecuador bleibt für eine individuelle Entwicklung wenig Raum. Ein Stipendienprogramm will dies ändern.

„Die wichtigste Eigenschaft einer guten Führungskraft ist Einfühlungsvermögen“, sagt Melissa. Die 25-jährige Studentin hat bereits einen bewegten Lebensweg hinter sich, der im Hinterland von Portoviejo im Westen von Ecuador seinen Anfang nahm. In einem ländlichen Umfeld, das für Mädchen und Frauen oftmals wenig Chancen für eine persönliche Entwicklung bereithält.

Melissa wuchs in der Kleinstadt Portoviejo auf, administratives Zentrum der Provinz Manabí und etwa 20 Kilometer vom Pazifischen Ozean entfernt. Schon als Jugendliche nahm sie an einer Reihe von Projekten teil, die ihr Verständnis für gesellschaftliche Entwicklung, Geschlechterrollen und Gleichberechtigung prägten. „Ich lernte etwas über die Menschenrechte, Sexualität und wie man geschlechtsspezifische Gewalt verhindern kann. Das half mir, zu erkennen, dass ich Rechte habe.“

Ein Sandstrand am Meer
Blick auf den Pazifischen Ozean in der Provinz Manabí im Westen von Ecuador Anika Büssemeier

„Ich habe erkannt, dass ich Rechte habe.“

Melissa (25), Studentin aus Portoviejo im Westen von Ecuador

Der wissbegierigen Schülerin gelang ein erfolgreicher Schulabschluss – und durch ein Stipendienprogramm von Plan International schreitet sie jetzt auf ihrem Bildungsweg voran. Melissa studiert Sozialarbeit an der Technischen Universität von Manabí. „Dieses Stipendium war sehr wichtig für mich, weil meine Mutter nicht genug verdient, um die Ausbildung von gleich drei Kindern zu bezahlen“, sagt Melissa, deren Schwester als Patenkind Teil des Plan-Patenschaftsprogramms gewesen war. Und auch Melissas Mutter hatte sich mehrere Jahre lang als Freiwillige bei der Gemeindeentwicklung der Kinderrechtsorganisation engagiert.

Mutter und Tochter in einer Hütte
In der Provinz Manabí leben viele Familien in einfachen Behausungen Anika Büssemeier

Eine Pionierin auf der Studierbank

Als erste Frau in ihrer Familie macht Melissa jetzt einen Universitätsabschluss – für die junge Studentin ein Grund, stolz zu sein. „Ich durchbreche die kulturellen Muster, die mir von meiner Gemeinschaft auferlegt wurden“, erklärt sie mit Blick auf den verbreiteten Machismo. Nicht nur hier in Ecuador, sondern überall in Lateinamerika ist Machismo ein verbreitetes gesellschaftliches Phänomen. Es erlaubt Jungen und Männern, Mädchen und Frauen herabwürdigend zu behandeln und sich dabei auf männliche Überlegenheit zu berufen.

Kulturelle Muster der Gemeinschaft durchbrechen.

In diesem herausfordernden Umfeld sei es Melissas Mutter gewesen, die ihrer Tochter Werte wie Selbstachtung und die Bedeutung von Unabhängigkeit beigebracht habe. Eine Ermutigung, die ihr geholfen hat, zielstrebig voranzuschreiten. Und mit ganz praktischen Auswirkungen für Melissas Alltag: Die Angst, in der Öffentlichkeit zu sprechen, habe sie längst hinter sich gelassen, sagt die junge Frau. „Ich habe meine sozialen Fähigkeiten nach und nach verbessert und an Selbstvertrauen gewonnen“, sagt Melissa, die sich auf ihrem noch jungen Lebensweg mühelos neuen Herausforderungen stellt.

Ein Mädchen steht vor einer Palme
Melissa (25) hat viel Positives in ihrem jungen Leben erfahren und möchte davon etwas an ihre Gemeinschaft zurückgeben Plan International
Ein Straßenkreuzer rollt über einen Dorfplatz
Mit Transportern bringen Fischer ihren Fang auf den Markt Anika Büssemeier

Auf die eigenen Fähigkeiten vertrauen

Das Stipendienprogramm von Plan International unterstützt junge Frauen genau an diesem Punkt in ihrem Leben. Es verschafft ihnen Zugang zu Bildung, stärkt ihre Befähigung, eine Führungsrolle zu übernehmen sowie das eigene Leben selbstständig zu verändern. Sind die Schul- und Studiengebühren gedeckt, können sich die Stipendiatinnen auf das Lernen konzentrieren – mit dem Ziel, eine berufliche Laufbahn einzuschlagen, die ihnen ein stabiles Einkommen und Unabhängigkeit verschafft. Etwa einen Arbeitsplatz außerhalb von Viehzucht, Fischfang oder Kaffee- und Baumwollanbau, wie sie in Melissas Heimat Portoviejo verbreitet sind.

„Ich bin froh, dass ich mein Wissen auch an andere Frauen in meiner Gemeinde weitergeben kann“, sagt Melissa. Neben ihrem Studium engagiert sich die 25-Jährige ehrenamtlich bei einem Plan-Projekt, das Teenager-Schwangerschaften verhindern will. Jugendliche, insbesondere Mädchen und junge Frauen, sollen ihre Rechte sowie die Hintergründe von Familienplanung und Sexualität kennen, um fundierte Entscheidungen über ihr Leben treffen zu können.
 

„Ich möchte andere dazu befähigen, ihre Position im Leben zu verbessern.“

Melissa (25), Studentin aus Portoviejo im Westen von Ecuador

„Ich möchte andere dazu befähigen, ihre Position im Leben zu verbessern. Das ist äußerst erfüllend“, sagt Melissa, die in dieser Führungsrolle auch etwas an ihre Gemeinschaft zurückgeben möchte. Und sie hat noch einen Appell für alle Unentschlossenen parat: „Es mag viele Schwierigkeiten auf dem Lebensweg geben, aber egal, wie komplex sie sind, du musst auf deine Fähigkeiten vertrauen, um deine Träume zu verwirklichen.“

Die Geschichte von Melissa wurde mit Material aus dem Plan-Büro in Ecuador erstellt.

Der Mädchen-Fonds

Der Mädchen-Fonds von Plan International leistet einen wichtigen Beitrag zur Beseitigung von Benachteiligung, Armut und Gewalt. Mit Ihrer Spende können wir zum Beispiel Projekte zum Schutz vor sexueller Gewalt und Ausbeutung, zur Einkommenssicherung sowie für gleichberechtigte, gesellschaftliche Teilhabe und Zugang zur Schulbildung umsetzen, damit Mädchen die Chance auf ein selbstbestimmtes Leben erhalten.

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