„Bei der ersten Periode dachte ich, ich würde verbluten“

Foto: Plan International

Mädchen und Jungen in Uganda erhalten häufig keine Informationen über die Menstruation, was zu Ängsten, Unsicherheiten und Vorurteilen führt. Schulclubs klären auf und brechen mit den Stigmata.

Das erste Mal die Periode zu bekommen, war für Hellen (15) eine der „schlimmsten Erfahrungen“ ihres Lebens. Damals war sie neun Jahre alt. „Ich dachte, ich würde verbluten“, erzählt sie. „Ich wusste nichts über die Menstruation.“

So wie Helen geht es vielen Mädchen in Uganda, vor allem in den ländlichen Gebieten. Zuhause wird ihnen selten etwas über die Menstruation, über den Zyklus und seine biologischen Hintergründe oder die Gesundheitsrisiken bei mangelnder Hygiene während der Periode erzählt. Das berichtet auch Jimmy, der vier Schwestern hat. In seiner Familie sei es ein Tabu gewesen, über die Periode zu sprechen. Wer doch etwas zu dem Thema sagte, wurde bestraft.

„Ich stellte mir vor, dass es sich um eine Art Krankheit handelt, die nur Mädchen und Frauen bekommen.“

Jimmy (16), engagiert sich im Gesundheitsclub an seiner Schuler

„Ich wusste nichts über die ganze Sache“, sagt der 16-Jährige. „Irgendwann stellte ich mir sogar vor, dass es sich um eine Art Krankheit handelt, die nur Mädchen und Frauen bekommen.“ Erst in der Schule habe er gelernt, dass die Menstruation ein natürlicher Prozess ist. Jimmy und Hellen sind Mitglieder des Gesundheitsclubs, der mit Unterstützung von Plan International an ihrer Schule gegründet wurde. „Ich dachte, es sei in Ordnung, wenn ein Mädchen Mutter wird, sobald es die Periode hat“, gibt Jimmy zu. „Doch das hat nichts mit dem Übergang von Mädchen zu Müttern zu tun. Die Periode ist einfach der monatliche Abgang von Blut und Gewebe aus der Gebärmutter.“

Eine junge Frau steht draußen und schaut in die Kamera
Hellen (15) ist Mitglied im Gesundheitsclub ihrer Schule. Plan International
Eine Frau steht vor einem Tisch, an dem zwei Jungen sitzen, und zeigt ihnen eine selbstgenähte Binde
Die Lehrerin zeigt Jimmy (rechts) und Hellen (Mitte), wie man wiederverwendbare Binden näht. Plan International

Hellen hat in der Schule das erste Mal von dem Thema gehört. Seit sie im Schulclub ist, fühlt sie sich im Umgang mit ihrer Menstruation inzwischen deutlich selbstbewusster. „Es hat mir geholfen, damit gut umzugehen“, sagt sie. „Wenn es so weit ist, weiß ich, was zu tun ist.“ Zuhause hat die 15-Jährige allerdings Probleme, sich ausreichend zu versorgen. Ihre Eltern können es sich nicht leisten, Binden zu kaufen, weshalb Hellen während ihrer Periode regelmäßig Blut von ihrer Kleidung waschen muss. „Jedes Mal habe ich das Gefühl, dass ich Seife missbrauche. Mein Vater beschwert sich immer, dass ich meine Kleidung zu oft wasche“, sagt Hellen.

Zugang zu sauberen Toiletten, Hygieneartikeln und Aufklärung

Um sicherzustellen, dass Mädchen Zugang zu sauberen und sicheren Waschmöglichkeiten haben, hat Plan International in Schulen in den ugandischen Bezirken Tororo, Lira und Kamuli – in dem Hellen lebt – 69 mädchenfreundliche Toilettenblöcke gebaut und 34 Wasserstellen instandgesetzt. Alle Latrinen verfügen nun über einen Raum für Mädchen mit Zugang zu Wasser, einem Spiegel und einer Kleiderstange, damit sie sich in Ruhe waschen können. Für die Wartung und die Reinigung sind die Mitglieder der Gesundheitsclubs an den fast 200 Schulen, an denen wir arbeiten, zuständig.

Ein blau-weißes Gebäude
Ein mädchenfreundliches Sanitärgebäude, das Plan International an Hellens und Jimmys Schule gebaut hat. Plan International

In den Clubs, die eine von zahlreichen Aktivitäten des Plan-Projekts „Bloody Serious Matter“ sind, wird das Bewusstsein für Menstruationshygiene geschärft und die mit der Periode verbundenen Tabus und Mythen aufgebrochen. Die Schüler:innen lernen zudem, wie sie wiederverwendbare Damenbinden aus lokalen, hygienischen Materialien herstellen können. Das gesamte Projekt hat bisher mehr als 200.000 Mädchen, Jungen, Männer und Frauen erreicht. Neben den Schulclubs, dem Bau neuer Latrinen und Wasserstellen, der Schulung von Mädchen und Jungen in der Herstellung von wiederverwendbaren Binden gehören zu den Aktivitäten auch die Lobbyarbeit für die Einbeziehung von Menstruationshygienemanagement in die Politik.

Sinnvoll schenken

Auch in anderen afrikanischen Ländern ist die Menstruation ein Tabuthema, so etwa in Ghana. Mit einer Sinnvoll Schenken-Spende unterstützen Sie die Bereitstellung von Hygiene-Sets und unsere Aufklärungsarbeit vor Ort.

Jetzt unterstützen
Ein Junge zeigt eine selbstgenähte Binde hoch und lächelt
Jimmy (16) zeigt eine der wiederverwendbaren Binden, die er genäht hat. Plan International
Eine Frau hält eine Unterhose hoch, in die eine wiederverwendbare Binde gelegt ist. Drei Schüler:innen schauen ihr zu.
Eine Lehrerin zeigt den Schüler:innen, wie die wiederverwendbare Binde benutzt wird. Plan International

Hellen ist davon überzeugt, dass Aufklärung über die Menstruation und die richtige Hygiene auch in den Gemeinden ankommen muss. „Manche Eltern müssen über das Thema aufgeklärt werden und auch darüber, wie wichtig es ist, ihre Töchter zu unterstützen.“

Jimmy hilft als Mitglied des Schulclubs inzwischen dabei, insbesondere Jungen an seiner Schule aufzuklären. „Viele Jungen haben die Angewohnheit, Mädchen wegen ihrer Periode zu schikanieren“, erzählt er. „Das hat aber nun deutlich abgenommen. Ich habe beobachtet, dass viele Jungen inzwischen der Lehrerin Bescheid geben, wenn sie ein Mädchen bemerken, das sich unwohl fühlt oder Blutflecken an seiner Uniform hat.“

Die Geschichte von Hellen und Jimmy wurde mit Material aus dem Plan-Büro in Uganda aufgeschrieben.

Eine Gruppe Schüler:innen steht draußen nebeneinander
Die Mitglieder des Gesundheitsclubs an Jimmys und Hellens Schule. Plan International

Menstruation im Fokus

Auch in Deutschland fehlt vielen Menstruierenden das Wissen, um gut vorbereitet und ohne Scham mit der ersten Periode umzugehen: In einer repräsentativen Befragung von Plan International wusste nur jede Fünfte genau, was beim „ersten Mal“ mit ihr geschah. In Bezug auf den Umgang von Männern mit der Periode zeigt sich, dass drei Viertel ihre Partnerin während ihrer Tage unterstützen. Jeder fünfte Mann findet es allerdings inakzeptabel, wenn eine Aktivität – wie etwa Hausarbeit oder das Zusammensein mit der Familie – wegen der Periode und ihren Begleiterscheinungen eingeschränkt oder abgesagt wird. 60 Prozent der Männer sind aber daran interessiert, mehr über die Periode zu erfahren und wünsche sich eine bessere Aufklärung zu diesem Thema in der Schule.

Alle Ergebnisse und die Forderungen, die wir von Plan International daraus in Zusammenarbeit mit der gemeinnützigen Organisation WASH United abgeleitet haben, gibt es hier:

Alle Ergebnisse

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