Fußball ist sehr beliebt in Lateinamerika. Der gesamte Kontinent schwärmt dafür, denn die Sportart ist niederschwellig: Alles, was es braucht, sind ein Feld und ein Ball. Doch für Mädchen ist Fußball trotzdem nicht immer so leicht zugänglich. Soziale Normen, Familien- und Gemeindemitglieder sagen ihnen, dass sie nicht spielen sollten, oder noch schlimmer: nicht dürfen. „Das ist eine Schande“, finden die Fachleute von Plan International in Nicaragua, denn Fußballspielen ist eine hervorragende Möglichkeit für junge Menschen, sich weiterzuentwickeln. Dort können sie lernen, im Team zu arbeiten, Verantwortung zu übernehmen, an Herausforderungen zu wachsen und ihre Stimme erproben.
Weltweit sind mehr als 700 Millionen Mädchen und junge Frauen vor ihrem 18. Lebensjahr verheiratet worden. Etwa 16 Millionen Mädchen haben ihr erstes Kind bekommen, bevor sie 19 Jahre alt waren. Auch in Lateinamerika sind viele Mädchen und junge Frauen betroffen von Frühehen und Teenagerschwangerschaften.
Das hat für sie gravierende Folgen: sie sind gezwungen, die Schule abzubrechen, sind vermehrt Ausbeutung, sexueller und häuslicher Gewalt ausgesetzt, und die Risiken für Komplikationen während der Geburt sind stark erhöht. Das „La League“-Projekt (deutsch: die Liga) in Nicaragua wählt einen spielerischen und sportlichen Ansatz, um Mädchen zu stärken und ihre Gemeinden für ihre Rechte und Herausforderungen zu sensibilisieren. Durch Fußballprojekte werden sie gestärkt und können sich in einer Domäne, die lange nur Jungen und Männern vorbehalten war, austoben und behaupten.
Fußball bringt Menschen zusammen und bietet Gelegenheiten für Familien und Gemeinden, ihre Mädchen und jungen Frauen zu unterstützen und sie anzufeuern – auch jenseits des Spielfeldes. In Zusammenarbeit mit Jungen und Männern können die Mädchen nämlich als sogenannte „Champions of Change“ die entsprechenden Fähigkeiten und Mentalität auch in ihre Gemeinden bringen. So setzt sich das Projekt mit einem dreigleisigen Ansatz für einen nachhaltigen kulturellen Wandel ein und leistet damit einen Beitrag zu den Zielen der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung.
Das erste Element sind wöchentliche Fußball- und Lebenskompetenztrainings mit Schwerpunkt auf Zusammenarbeit und Durchsetzungskraft. Nach den Trainingseinheiten besteht die Möglichkeit, in Gesprächen über Sexualaufklärung und Geschlechtergleichheit zu sprechen. So lernen die Mädchen, welche Rechte sie haben und wie sie ihre Zukunft selbst in die Hand nehmen können.
Darüber hinaus werden auch Jungen, Väter und andere männliche Vorbilder eingebunden, damit auch sie ihre Töchter, Schwestern und Freundinnen unterstützen. Sie werden ermutigt zum Beispiel bei der Organisation von Fußballturnieren zu helfen und als Botschafter für die Gleichberechtigung und Chancengleichheit von Mädchen zu fungieren.
Zuletzt erhalten die Projektteilnehmerinnen auch Unterstützung in den Bereichen Beschäftigungsfähigkeit und Unternehmertum im breiteren Sportkontext. Talentierte Mädchen erhalten zusätzliche Förderung und nehmen an Workshops teil, die ihnen helfen, Trainerin, Schiedsrichterin oder sogar Profifußballerin zu werden. Auf diese Weise hilft der Sport ihnen, sich ein wirtschaftliches Standbein aufzubauen, zu vernetzen und berufliche Perspektiven zu entwickeln.
Bis 2021 hat das Projekt 1.000 Mädchen und junge Frauen im Alter zwischen 12 und 24 Jahren erreicht. Im Jahr 2022 wird die Liga auf andere Gebiete und Regionen ausgeweitet, um den Mädchenfußball auf die nächste Stufe zu heben: nicht nur im Sport, sondern auch als treibende Kraft für die Stärkung der Rolle der Mädchen und die Sensibilisierung für die negativen Folgen von Teenagerschwangerschaften und Kinderheirat.
Der Beitrag wurde mit Material aus dem nicaraguanischen Plan-Büro aufgeschrieben.