Die ägyptische Hebamme, die die veraltete Tradition „FGM“ aufgab

Foto: Plan International

Die 53-jährige Nagah Attia arbeitet seit ihrer Geburt als Hebamme. Geboren und aufgewachsen in Tamouh, einem ländlichen Dorf im Gizeh-Gouvernement, Ägypten, wendete sie die Praxis der weiblichen Genitalverstümmelung/Genitalbeschneidung (FGM/C) bei Mädchen im Alter von 13 bis 15 Jahren an.

„Ich praktizierte die Beschneidung 17 Jahre lang. In unserer Gemeinde waren wir daran gewöhnt. Es gilt als ein Zeichen der Keuschheit und Schönheit“, sagt Nagah. Sie erklärt, dass die Mädchen durch die Beschneidung in die Gemeinde integriert werden. Die häufigste Prozedur war die Typ II* Beschneidung (die Weltgesundheitsorganisation unterscheidet vier Typen von FGM/C – weitere Infos dazu gibt es hier). Bei Typ II werden die Klitoris und die Vorhaut mit einem Teil der kleinen Schamlippen oder auch den gesamten Schamlippen entfernt.

Nach einer Beschneidung, die dazu führte, dass eines der Mädchen besonders stark blutete, begann Nagah, die Praxis in Frage zu stellen. „In den ersten Aufklärungsveranstaltungen, die ich besuchte, lernte ich, dass FGM gefährlich ist. Ich nahm immer häufiger an Sitzungen und Vorträgen des Gesundheitsministeriums teil und erkannte, dass meine früheren Überzeugungen nicht stimmten“, erinnert sie sich.

Sie entschied sich, keine Beschneidungen mehr durchzuführen. „Es gilt als das erste Trauma in dem Leben eines Mädchen“, sagt sie. „Sie fühlen sich gedemütigt.“

„Es liegt an fehlender Bildung, Unwissenheit und Armut, dass Mädchen noch immer beschnitten werden.“

Nagah (53), Hebamme aus Tamouh

Mehr als 100 Millionen Mädchen wurden dieser Form geschlechtsspezifischer Gewalt in Afrika und im Nahen Osten unterworfen. Nagah rät jetzt Familien, ihre Töchter dieser riskanten Praxis nicht auszusetzen. „Es sind veraltete Traditionen, falsche Gewohnheiten und Verhaltensweisen“, erklärt sie. „Es liegt an fehlender Bildung, Unwissenheit und Armut, dass Mädchen noch immer beschnitten werden. Wir müssen offen sein, Bewusstsein schaffen und FGM abschaffen.“

Nagah warnt die Praktizierenden – auch Hebammen und Ärzte – davor, diese gefährliche Praxis durchzuführen. „Wir stellen die schrecklichen Traumata unserer Mädchen durch diese Praxis fest. Sie werden sich niemals stabil fühlen und ihren Schmerz nie vergessen.“

FGM stoppen – so können Sie uns helfen

Wir von Plan International sind seit vielen Jaren in ÄgyptenÄthiopienBurkina FasoGuineaGuinea-BissauMali und Sierra Leone gegen FGM/C aktiv. Um nachhaltige Erfolge zu erzielen, wird das Thema in zahlreichen Projekten integriert. Das Ziel ist es, die Menschen davon zu überzeuen, sich von der Praxis der weiblichen Genitalverstümmelung abzukehren. Indem Sie eine Patenschaft für ein Kind in den betreffenden Ländern übenehmen, können Sie uns bei unserem Einsatz gegen FGM/C unterstützen, denn eine Patenschaft kommt nicht nur dem Patenkind zugute, sondern auch seiner Familie und der gesamten Gemeinde – zum Beispiel, indem Aufklärungsveranstaltungen oder andere Maßnahmen umgesetzt werden können.

Sie möchten ein konkretes Projekt unterstützen? Mali hat eine der höchsten Raten an FGM/C. Gemeinsam mit lokalen Partnern vor Ort kämpfen wir bereits seit 2004 in verschiedenen Regionen Malis dafür, Mädchen vor der weiblichen Genitalverstümmelung zu schützen und die Zahl der beschnittenen Mädchen und Frauen zu senken. Hier können Sie spenden:

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