Als die 18-jährige Pauline vor drei Jahren zum ersten Mal ihre Periode bekam, war sie gerade in der Schule. Sie hatte sie keine Ahnung davon, was gerade mit ihr passiert, denn sie hatte nie zuvor etwas über Menstruation gehört. Entsprechend erschrocken war sie, als sie mit blutverschmierten Rock vor ihren Klassenkameraden stand. „Die Jungen begannen über mich zu lachen und ich habe mich sehr geschämt”, erzählt sie. „Ich ging zwei Monate nicht zur Schule, aus Angst, dass die Jungs sich wieder über mich lustig machen.” Sie ging erst wieder zur Schule, als sie ihre Mutter davon überzeugen konnte, sie zu einer anderen Schule zu schicken. Paulines Reaktion scheint extrem. Aber sie ist nicht allein.
Mädchen in Uganda gehen häufig nicht zur Schule, wenn sie ihre Periode haben, durchschnittlich fehlen sie einen bis drei Tage im Monat. Wie Pauline schämen sich viele, denn Mädchen, die ihre Periode haben, gelten als unrein. Neben dieser Stigmatisierung haben viele Mädchen Probleme damit, mit ihrer Periode zurecht zu kommen, denn in vielen Schulen gibt es keine sanitären Einrichtungen wie Toiletten oder Duschen, wo die Mädchen ihre Binden wechseln könnten.
Andere Schulen verfügen zwar über Toiletten, diese sind aber nicht durch Türen voneinander getrennt. Das bedeutet keine Privatsphäre für die Schülerinnen. Viele können sich aber auch einfach keine Damenbinden leisten, also bleiben sie zu Hause oder werden gezwungen, unbequeme, unhygienische Alternativen wie getrocknete Bananenschalen zum Schutz ihrer Kleidung zu benutzen. Manche brechen aus diesen Gründen auch die Schule ab. Bei diesen Mädchen ist die Gefahr groß, dass sie früh verheiratet und bereits im Teenageralter Mütter werden. „Laut einer Statistik der Regierung beenden nur 57 Prozent der Mädchen in Uganda die Grundschule”, sagt Rashid Javed, Länderdirektor von Plan International Uganda. „Die Gründe hierfür sind vielfältig, aber die Menstruation spielt eine große Rolle.”
„Ich ging zwei Monate nicht zur Schule, aus Angst, dass die Jungs sich wieder über mich lustig machen.“
„Wir rufen die Regierung dazu auf, ein Budget für Binden zu beschließen, sodass diese Schülerinnen kostenfrei zur Verfügung gestellt werden können.“
Die Regierung Ugandas ist sich dieses Problems bewusst. Im Jahr 2015 führte der Bildungsminister die „Menstrual Hygiene Management Charta“ ein. Seitdem arbeitet die Regierung zusammen mit Plan International und anderen gemeinnützigen Organisationen daran, Menstruations-Trainings für Schüler und Lehrer zu ermöglichen und die sanitären Einrichtungen an Schulen zu verbessern. Auch sollen Binden künftig erschwinglicher werden. Dafür sollen Wegwerf-Binden nicht mehr teuer importiert, sondern erstmals in Uganda hergestellt werden. Denn auch wenn seit kurzem keine Mehrwertsteuer mehr auf den Kauf von Binden erhoben wird, kostet eine ein Binde umgerechnet immer noch rund ein Euro pro Stück, die wiederverwertbaren knapp fünf Euro.
Sophie, 24, ist Teilnehmerin am Programm „Champions of Change“, das Plan in Kampala durchführt: „Wir rufen die Regierung dazu auf, ein Budget für Binden zu beschließen, sodass diese Schülerinnen kostenfrei zur Verfügung gestellt werden können.“ Doch die Bereitstellung von Binden reicht nicht aus, um die Situation der Mädchen langfristig zu verbessern. Das zeigte auch eine Studie von Plan International und der Oxford Universität. Viele Mädchen bleiben demnach der Schule fern, weil sie nicht die Möglichkeit haben, die Binden in Ruhe zu wechseln und auch, weil sie von den Jungen in ihrer Klasse gemobbt werden.
Deswegen hat Plan International in Zusammenarbeit mit Schulen in der Stadt Tororo und im ganzen Land sogenannte „Monatshygiene-Management-Clubs“ ins Leben gerufen. Dort lernen junge Menschen im Alter von elf bis 18 Jahren alles über die Menstruation. Darüber hinaus stellen die Mädchen, genauso wie ihre männlichen Klassenkameraden, wiederverwendbare Binden aus Baumwolle und Plastik her, die die Mädchen mit nach Hause nehmen können. Überschüsse aus der Produktion werden verkauft, um damit Reparaturen am Schulgebäude bezahlen zu können.
Die Clubs nutzen auch Lieder und Rollenspiele über die Periode, um negative gesellschaftliche Normen zu bekämpfen. Denn immer noch sind viele der Überzeugung, die Periode sei etwas, wofür man sich schämen müsse. Und anstatt gezwungen zu sein, zu Hause zu blieben, wenn sie ihre Menstruation haben, profitieren die Mädchen nun von Toiletten mit Türen, die von Plan International errichtet und mit Wassereimern und Seife ausgestattet wurden. Insgesamt nahmen bisher 191 Schulen an dem Projekt teil.
„Die Jungen und auch die Lehrer haben ihre Haltung geändert.“
Madam Audrey, eine Lehrerin an Paulines Schule, beobachtet einen großen Wandel an ihrer Schule, seitdem das Programm gestartet ist. „Die Jungen und auch die Lehrer haben ihre Haltung geändert. Wir haben jetzt einen privaten Waschraum und die Mädchen gehen nun auch zur Schule, wenn sie ihre Tage haben. Ich bin sehr froh über diese positive Entwicklung.“ Schuldirektor George stimmt ihr zu: „Noch vor Kurzem haben sich die Jungen über die Mädchen lustig gemacht. Heute unterstützen die Jungen ihre Klassenkameradinnen, anstatt sie zu ärgern.“
In vielen Ländern der Welt ist die Periode nach wir vor ein Tabuthema. Gerade in Entwicklungsländern werden Mädchen und Frauen während ihrer Periode ausgegrenzt oder haben keinen Zugang zu Hygieneartikeln. Wie das Bespiel von Pauline zeigt, ist Aufklärungsarbeit ein wichtiger Schritt, um diese fragwürdigen Umgangsformen zu bekämpfen. Ende Mai 2017 hatte Plan International deswegen beispielsweise eine Social-Media-Kampagne gestartet, die ein Menstruations-Emoji durchsetzen wollte.