„Ich liebe die Schule, weil ich viel lernen will, um eines Tages Premierministerin meines Landes zu werden“, sagt die 18-jährige Schulsprecherin Jane. Nach fast zwei Jahren kann sie seit Beginn des Jahres wieder die weiterführende Schule im Norden Ugandas besuchen. Dort lebt sie, seit sie aus ihrer Heimat, dem Südsudan, geflohen ist. „Die Regierung darf unsere Schulen nicht wieder schließen“, fordert die 18-Jährige mit Nachdruck.
Mit der Wiederöffnung der Klassenräume in Uganda endete die längste Schulschließung weltweit aufgrund von Covid-19. Seitdem Tausende lächelnder Mädchen und Jungen wieder an ihre Pulte zurückgekehrt sind, gehören neben Heften und Kugelschreibern auch Handdesinfektionsmittel und Masken zu den Must-Haves im Unterricht.
Auch Janes Mitschülerin Moreen ist aufgeregt: „Ich freue mich so sehr, dass die Schule wieder begonnen hat und es mit meiner Bildung vorangeht. Ich habe viel verpasst. Ich habe vor allem die Erklärungen der Lehrer:innen vermisst. Zuhause konnte mir niemand die Sachen erklären, die ich nicht verstanden habe.“ Der 19-Jährigen fiel es schwer, während der Pandemie mit den Schulaufgaben hinterherzukommen, da ihre häuslichen Pflichten meist Vorrang vor dem Lernen hatten. „Ich war so sehr mit der Hausarbeit beschäftigt, dass ich kaum Zeit hatte, Schulstoff zu wiederholen oder neue Sachen zu erarbeiten“, sagt sie.
Plan International hat während der Schulschließung mit dem Bildungsministerium von Uganda zusammengearbeitet, um Materialien für das Lernen zu Hause zu entwickeln. Diese enthielten auch Informationen zu Kinderrechten und psychischer Gesundheit, um das Selbstvertrauen und das Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen zuhause zu stärken.
Milly Asio, Projektleiterin von Plan International, hat mit Sorge beobachtet, dass Mädchen extrem unter der Schulschließung gelitten haben. „Die Pandemie hat sie schwer getroffen. Das Risiko für sexuelle Ausbeutung und Missbrauch ist gestiegen. Es schmerzt zu sehen, wie viele in jungen Jahren schwanger geworden sind. Außerdem müssen die Mädchen zu Hause Arbeiten wie Kochen und Waschen erledigen und sich um jüngere Geschwister kümmern, die ja auch nicht zur Schule gehen. Das hat dazu geführt, dass sie keine Zeit und keinen Raum haben, um sich zu konzentrieren und zu lernen“, berichtet sie.
Auch Monate nach der Wiederöffnung der Schulen gibt es noch immer große Bedenken angesichts der großen Anzahl an Jugendlichen, die nicht zur Schule zurückkehren. Das betrifft vor allem Mädchen, die während des Lockdowns angefingen zu arbeiten, verheiratet oder schwanger wurden.
„Meine Klassenkameradin ist nicht zur Schule zurückgekehrt, weil sie verheiratet wurde.“
„Meine Klassenkameradin ist nicht zur Schule zurückgekehrt, weil sie verheiratet wurde“, berichtet Maureen. „Ich weiß nicht, ob es ihr damit gut geht. Ihre anderen Freundinnen sind wieder im Unterricht, aber sie… sie kommt nicht zurück.“
Für diejenigen, die zurückkehren, wird der Übergang nicht einfach sein. Die Schülerinnen und Schüler haben ganze zwei Jahre des Lernens verpasst, die sie jetzt nachholen müssen. „Wir liegen zwei Jahre hinter dem aktuellen Lehrplan zurück“, sagt Lehrer Matthew Amanzuru, „vielleicht sogar mehr. Ich merke, dass sie es nicht mehr gewohnt sind, lange im Klassenzimmer zu sitzen. Einigen fehlt es an Disziplin. Wir brauchen also zusätzlich Zeit und Ressourcen, um den Rückstand aufzuholen.“ Er beobachtet auch, dass viele Schüler:innen nach zwei Jahren zu Hause das Selbstvertrauen, die Überzeugung und die zum Lernen erforderliche Konzentration verloren haben.
Jetzt setzt sich Plan International dafür ein, dass alle Schüler:innen – auch die, die im Teenager-Alter Eltern geworden sind – wieder in die Schule gehen können. „In der Schule gibt es acht Mütter, die ihre Babys stillen müssen“, sagt Amanzuru. „Wir kümmern uns um sie und stellen sicher, dass sie das mit dem Lernen gut vereinbaren können.“
Eine weitere Maßnahme ist die Unterstützung von kommunalen Lernzentren, in denen Jugendliche und junge Erwachsene zusätzliche Ressourcen erhalten und nachholen können, was sie in der Schule verpasst haben – vor allem werden auch junge Eltern angesprochen.
„Wir müssen alle, die mit Schwierigkeiten zu kämpfen haben, gut beraten“, fügt der Lehrer hinzu. „Wir müssen geduldig sein und sensibel für geschlechtsspezifische Herausforderungen unserer Schülerinnen. Jetzt sind wir Lehrer gefordert, sich besonders zu engagieren, aufmerksam und konsequent zu unterrichten.“
Im Moment sind die Mädchen in der Klasse einfach nur froh, zur Normalität zurückzukehren. „Alle Schüler:innen, die in Uganda wieder zur Schule gehen können, sind total happy“, sagt Moreen strahlend. „Das Beste daran, wieder zur Schule zu gehen ist, dass ich weiter daran arbeiten kann, meinen Traum zu verwirklichen. Und mein Traum ist es, Anwältin zu werden!“
Die Geschichte wurde mit Material aus dem Plan-Büro in Uganda erstellt.