Kindergarten und Vorschule sind aus dem Alltag von Mädchen und Jungen nicht wegzudenken. Die Einrichtungen fördern soziale sowie kognitive Kompetenzen, denn wer frühzeitig spielerisch lernt, gewinnt an Wissen für den späteren Schulunterricht – oder gar das Erwachsenenleben.
Doch auch und gerade in den ländlichen Regionen von Mosambik stellen sich bei der frühkindlichen Erziehung immense Herausforderungen: Viele Familien leben in verstreut voneinander getrennten Häusern, etwa in der Provinz Inhambane im Süden des Landes. In den Gemeinden haben die Menschen meistens weder ein Radio, geschweige denn einen Fernseher. Teilweise fehlt es an einer Strom- und Wasserversorgung.
„2014 haben wir damit begonnen, gemeinsam mit der mosambikanischen Regierung Kindergärten zu bauen und einzurichten“, erzählt Leonor Jetimane, die für Plan International Mosambik die Bildungsprojekte in der südlichen Provinz Inhambane leitet. Allein im Distrikt Macanda wurden mit Unterstützung der Kinderrechtsorganisation drei Kindergärten aufgebaut, in denen derzeit insgesamt 83 Mädchen und Jungen gemeinsam spielen und lernen können. Im Garten gibt es Schaukeln und Klettergeräte sowie Container für Regenwasser und nach Geschlechtern getrennte Latrinen.
Dass Kinder auch in dieser ländlichen Gegend von Mosambik, inmitten einer Savannenlandschaft voller Palmen und kleiner Seen zusammen ihre Zeit miteinander verbringen können, liegt auch am gemeinschaftlichen Erziehungsmodell: Neben professionell ausgebildeten Erzieherinnen unterstützen die Frauen aus der Nachbarschaft die Betreuung ihrer Sprösslinge. Mal kommt diese, mal jene Mutter und beaufsichtigt die morgendlichen Malstunden oder studiert zusammen ein Lied ein. Die sogenannten ECCDs (Early Childhood Centres for Development – umgangssprachlich: Vorschulen), bieten den Raum, um Kinder auch in abgelegenen Landesteilen altersgerecht betreuen zu können.
Amiote, Benisdencia oder Delcia heißen die Frauen, die den Mädchen und Jungen schon früh am Morgen ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Sie verwalten und organisieren gemeinsam den Kinderhort. In dem großen Spielzimmer gibt es außerdem kleine Tafeln für erste Schreibübungen zur Alphabetisierung, Bilderrätsel rund um das kleine Einmaleins, Malutensilien und vieles andere mehr. Die Ausstattung hat Plan International im Rahmen seiner Patenschaftsprogramme und laufenden Projektarbeit beigesteuert. Und so können sich umschichtig – geschützt vor Sonne und Regen – die Mütter gemeinsam um ihren Nachwuchs kümmern.
Während zwischen acht und elf Uhr vormittags die „Animateurinnen“ tätig werden, wie Plan-Projektmanagerin Leonor Jetimane den freiwilligen Einsatz der Mütter umschreibt, haben die anderen Zeit für Aktivitäten außerhalb der Familien – etwa für Behördengänge, Arzttermine oder Arbeiten auf dem Feld.
Die freiwilligen Erzieherinnen aus Macanda haben zuvor entsprechende Trainings für den Umgang mit vorschulischen Programmen durch die mosambikanische Regierung sowie die Teams von Plan International erhalten. Und allein in diesem Vorschulzentrum können dadurch regelmäßig 32 Kinder betreut werden. Als deren Spielzeit beendet ist, laufen sie erst ihren Müttern draußen auf dem Hof in die Arme, die zum Abholen gekommen sind. Und dann schnell noch ein paar Meter weiter: noch einmal an die Schaukeln, draußen unter den Bäumen.
Marc Tornow, Pressereferent und Chefredakteur im Hamburger Plan-Büro, hat den Kindergarten im mosambikanischen Macanda besucht und dessen Hintergründe für die Plan Post aufgeschrieben.