Gehörlose Menschen sind im Nachteil

Foto: Plan International

Für die Bekämpfung der Corona-Pandemie sind Information und Aufklärung unabdingbar. Leider werden Informationen nicht immer so aufbereitet, dass sie allen Menschen zugänglich ist. Die Schwestern Fatouma und Koumba erzählen, wie es sich anfühlt, inmitten einer Pandemie zu leben und nicht zu verstehen, was vor sich geht.

Die Schwestern Fatouma, 18, und Koumba, 16, sind beide gehörlos. Sie sind die ältesten von sechs Geschwistern, und leben mit ihrer Familie in Lomé, der Hauptstadt von Togo. Seit dem Beginn der Covid-19 Pandemie sind sie in einem Zustand der Ungewissheit und Besorgnis: Es gibt viele Veränderungen, die sie nicht verstehen, da ihnen niemand die Situation richtig erklärt hat.

Fatouma und Koumba stehen mit Abstand vor einer Hauswand.
Jetzt, da die Schulen geschlossen sind, haben die Schwestern keinen Zugang zu ihrer üblichen Informationsquelle. Foto: Plan International

„Dinge verändern sich, und gehörlose Menschen wie wir werden außen vor gelassen. Wir sehen Dinge im Fernsehen. Hustende Menschen, Menschen, die ihre Hände waschen… so viele Sachen passieren, aber was steckt dahinter?“, fragt Fatouma.

Nun, da die Schulen, Universitäten und Ausbildungszentren in Togo geschlossen sind, um die Ausbreitung des Virus‘ zu verhindern, haben die Schwestern nicht mehr den üblichen Zugang zu Informationen. Fatouma besucht normalerweise eine Schule für gehörlose Kinder, und Koumba geht auf die örtliche Universität.

Beide haben es nicht leicht: Fatoumas Schule ist weit entfernt, und die Familie kann sich die Kosten für den Transport nicht immer leisten. Die Universität ist nicht auf Koumbas Behinderung eingerichtet, sodass die in ihren Seminaren nichts versteht und die Mitschriften ihrer Kommiliton:innen abschreiben muss, um mitzukommen.

Ohne die Hintergründe zu verstehen, imitieren die Schwestern das Verhalten der Menschen um sie herum. „Wir verstehen nicht was los ist. Wir folgen nur dem Beispiel der anderen. Weil wir sehen, dass Menschen Gesichtsmasken tragen, machen wir es ihnen nach“, sagt Fatouma.

„Wir verstehen nicht was los ist. Wir folgen nur dem Beispiel der anderen.“

Fatouma (18), Gehörlose aus Togo

Plan Internationals Reaktion auf die Covid-19 Pandemie in Togo besteht auch darin, inklusive und barrierefreie Bildung und Aufklärung bereitzustellen. Plan arbeitet mit Eltern und Erziehungsberechtigten, um ihnen die benötigten Fähigkeiten und Werkzeuge zu geben, um sicherzustellen, dass ihrer Kinder zu Hause weiter lernen können. Die Kinder und Jugendlichen erhalten auch Informationen über die Gefahren, die mit der Situation einhergehen – zum Beispiel das erhöhte Risiko für häusliche Gewalt, und Strategien, wie sie sich und andere schützen können.

Die beruflichen Möglichkeiten für Menschen mit Behinderung in Togo sind stark eingeschränkt. Viele erfahren ein Leben lang Diskriminierung und Übergriffe. „Ich wäre gerne Hebamme, aber ich glaube nicht, dass das jemals passieren wird“, erzählt Koumba.

Wenn man die Schwestern nach der Zukunft fragt, zögern sie, bevor sie antworten. „Wir fragen uns nur, wie es mit der Schule weitergeht und was mit uns zuhause passieren wird. Wir können nur abwarten“, sagt Fatouma.

Koumba und Fatouma, zusammen mit ihrer Mutter.
Koumba und Fatouma, zusammen mit ihrer Mutter (in der Mitte). Foto: Plan International

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