Wie war das damals mit der Menstruation?

Foto: Anselmo Garcete

Tabus, Mythen und Scham: In Paraguay sprechen Mädchen und Frauen aus drei Generationen darüber, wie der gesellschaftliche Umgang mit der Menstruation sie geprägt hat – und bis heute beeinflusst.

„Oma, wie hast du damals deine erste Menstruation erlebt?“ Diese Frage haben wahrscheinlich die wenigsten Menschen schonmal ihrer Großmutter gestellt. Generell spricht kaum jemand gern über die Menstruation, immer ist da eine Barriere, eine innere Stimme, die sagt, das gehöre sich nicht. Das ist schade, denn die Antworten, die man in einem solchen Gespräch bekommen könnte, sind wirklich interessant. Wie war das damals, vor ein oder zwei Generationen? Welche Produkte haben die Menschen früher benutzt? Woher wussten sie, was da in ihren Körpern passiert? Was für Bräuche und Rituale haben ihre monatliche Blutung begleitet?

Ein Mädchen in T-Shirt und kurzer Hose steht vor ihrem Haus
Alma (16) ist bei ihrer Tante und ihren Großeltern aufgewachsen Anselmo Garcete
Eine Großmutter und ihre Enkelin sitzen auf grünen Plastikstühlen vor einem Haus und unterhalten sich
Großmutter und Enkelin tauschen sich über die Menstruation aus Anselmo Garcete

Plan International hat Mütter, Töchter und Großmütter in verschiedensten Ländern eingeladen, diese Gespräche zu führen. Darunter auch Alma, Ester und Maria in Paraguay. Die 16-jährige Alma lebt im Departement Caaguazú. Ihre Mutter hat die Familie verlassen, um im Ausland Geld zu verdienen, als Alma noch ein Baby war. Diese wurde gemeinsam mit ihren zwei Cousinen von ihrer Tante Ester und ihrer Großmutter Maria großgezogen.

Früher gab es viele Vorurteile gegenüber der Menstruation

In Paraguay, wie auch in vielen anderen lateinamerikanischen Ländern, ist die Menstruation umgeben von Mythen und Vorurteilen. Das macht Mädchen und jungen Frauen den Umgang damit nicht leichter – gerade während der Pubertät, in der der Körper viele Veränderungen durchlebt und verlässliche und gesicherte Informationen besonders wichtig sind. Langsam wird es besser mit der Aufklärung, aber ein Blick in die nahe Vergangenheit zeigt, wie viel dafür unternommen werden musste.

„Früher hat man nicht darüber gesprochen, die Mütter haben nichts darüber erzählt.“

Maria (73), über den Umgang mit der Menstruation

Die 73-jährige Maria sagt, dass es im Laufe der Jahre viele Veränderungen gegeben hat. „Früher hat man nicht darüber gesprochen, die Mütter haben nichts darüber erzählt. Wir mussten es voreinander verbergen und selbst damit fertig werden. Es gab keine Damenbinden oder ähnliches. Man musste Tücher benutzen, sie waschen und bügeln. Jetzt ist alles komfortabler, aber früher nicht.“

Binden, Tampons, Reinigungstücher, Waschlotion und ein Flyer über Menstruationshygiene
Tampons, Binden, Hygieneartikel – moderne Optionen für das Menstruationsmanagement Anselme Garcete

Alma hört den Worten ihrer Großmutter aufmerksam zu. Diese erklärt, dass sie ihre erste Periode mit 16 Jahren hatte und mit 18 Jahren verheiratet war. Marias Tochter Ester, 51, sagt, dass auch in ihrer Kindheit Mythen um die Periode verbreitet waren – einige wurden sogar von ihrer Mutter an sie weitergegeben. „Als ich meine erste Periode hatte, sagte meine Mutter zum Beispiel, ich solle schnell duschen gehen und meine Haare waschen, damit ich kein Fieber bekomme.“

Scham und Falschinformationen auch heute noch allgegenwärtig

Alma erzählt uns, dass es heute zwar besser geworden ist, aber immer noch einige falsche Vorstellungen bestehen. „Ich habe gehört, du kriegst deine Periode, nachdem du angefangen hast, sexuell aktiv zu sein.“ Marie hat sich immer bemüht, Alma einen normalen Umgang mit der Menstruation zu vermitteln: „Ich habe ihr immer gesagt, dass es sich nicht um eine Krankheit handelt“, sagt Marie. „Denn in meiner Generation sprachen Leute davon, als wäre es etwas Ungesundes.“

Tante, Mädchen und Großmutter stehen nebeneinander und haben die Arme um die Hüften gelegt. Sie schauen freundlich in die Kamera
In allen Generationen ist die Menstruation mit Scham verbunden, obwohl die Frauen sich bemühen, sie zu normalisieren Anselmo Garcete
Eine Enkelin umarmt ihre Großmutter im Sitzen, sodass sie Wange an Wange sind und breit lächeln
Im Laufe der Jahre hat sich einiges getan – aber noch lange nicht genug Anselmo Garcete

Obwohl ihre Periode für Alma ein normaler monatlicher Vorgang ist, ist sie dennoch nicht ganz glücklich darüber. „Wenn ich meine Periode habe, tue ich Dinge nicht, die ich normalerweise tun würde. Ich habe Sorge, dass Blut ausläuft. Manchmal werde ich in der Schule überrascht, und das ist mir peinlich. Das ist das größte Hindernis, dass man sich schämt.“

Ester sagt, dass das gleiche Schamgefühl auch sie als Mädchen betroffen hat. „In unserer Schulzeit haben wir nicht über die Menstruation gesprochen. Es gab keine Anleitung.“ Alma sagt, dass es seit der Jugend ihrer Tante kaum Fortschritte gegeben hat: „In der Schule erwähnen sie es einmal, aber das war es dann auch schon, sie bereiten einen nicht darauf vor. Es gibt keine Binden, wenn man also plötzlich eine braucht, kann man nicht danach fragen.“

„Das ist das größte Hindernis, dass man sich schämt.“

Alma (16)
Ein Mädchen sitzt einer Frau gegenüber, welche eine Plan-Weste trägt und einen Flyer über Menstruationshygiene in der Hand hält.
Plan International setzt sich in Paraguay für bessere Aufklärung ein Anselmo Garcete

Bessere Aufklärung und gesellschaftliche Stützen

Um Mädchen wie Alma zu unterstützen, hat Plan International in Familiengesundheitszentren Begegnungsorte eingerichtet. Dort treffen sich junge Menschen in Clubs und erhalten Zugang zu Informationen. Vor allem können sie dort all ihre Fragen stellen, für die es in ihren Familien und der Schule keinen Raum gibt. Das Ziel ist es, die Schwelle zu senken, um Kindern und Jugendlichen einen sicheren Zugang zum Gesundheitssystem zu ermöglichen. Sie sollen die Beratung erhalten, die sie brauchen, um fundierte Entscheidungen über ihren Körper und ihre Zukunft zu treffen.

„Es ist sehr wichtig, dass es eine bessere Aufklärung über den Umgang mit der Menstruation gibt.“

Alma (16), will sich nicht mehr für die Periode schämen müssen

Alma freut sich über die Jugendclubs. Sie will, dass die Tabus, die die Menstruation umgeben, gebrochen werden. „Es wäre zum Beispiel schön, wenn wir unter Mädchen mehr darüber reden würden und uns nicht schämen müssten, weil es etwas Normales ist. Es ist sehr wichtig, dass es eine bessere Aufklärung über den Umgang mit der Menstruation gibt, sowohl in der Familie als auch in der Schule.“ Eine Möglichkeit, den Stein ins Rollen zu bringen, ist, sich ein Beispiel an Alma zu nehmen und auch in der eigenen Familie die Unterhaltung zu starten: Wie war das damals mit der Menstruation? 

Der Artikel über das Generationengespräch wurde mit Material aus dem örtlichen Plan-Büro aufgeschrieben.

Mädchen nachhaltig helfen

Plan International engagiert sich für den Schutz, die Bildung, Gesundheit, politische Teilhabe und Einkommenssicherung von Mädchen und jungen Frauen. Mit einer Spende in unseren Mädchen-Fonds helfen Sie, Gleichberechtigung zu fördern und die Situation von Mädchen weltweit nachhaltig zu verbessern.

Jetzt unterstützen

Sie mögen diesen Artikel? Teilen Sie ihn gerne.

Abonnieren Sie unseren Newsletter

Engagieren Sie sich mit uns für eine gerechte Welt! Registrieren Sie sich jetzt für unseren kostenlosen Newsletter

Widerruf jederzeit möglich. Bitte beachten Sie unsere Datenschutzerklärung sowie unsere Kinderschutzrichtlinie

Newsletter