„Ich habe viele Lieblingsbücher“, erzählt Yeyri stolz. Fast 200 Titel sollen es schon sein, die die Zwölfjährige binnen vier Jahren gelesen hat. Etwa jener über eine Hundemutter, die ihre Jungen allein großziehen muss. „Die Geschichte erinnert mich an das wahre Leben, an Mädchen, die schwanger werden und dann von den Männern im Stich gelassen werden“, sagt Yeyri.
Seit 2018 gibt es die Kinderbibliothek „Blaue Lupine“ in ihrem Heimatort Lapaera im Westen von Honduras. Plan International und die Gemeindeverwaltung haben sie gebaut und eingerichtet. Doch die Corona-Pandemie hat dazu geführt, dass ihre Türen verschlossen wurden.
„Bücher sind gut gegen Langeweile und helfen beim Lernen.“
Trotzdem hat Lapaera einen Weg gefunden, die Bücher den Kindern zugänglich zu machen: Alle zwei Wochen können sie zur Bibliothek kommen und jeweils zwei Bücher ausleihen. „Wir freuen uns darauf“, erzählt Yeyri. „Das ist gut gegen Langeweile und hilft beim Lernen.“
Da es in der Region keinen Internetzugang gibt, können die Kinder online nicht lernen. „Wenn wir in die Bibliothek gehen, tragen wir Masken und waschen uns die Hände.“ Die Kinder stellen sich draußen an und jeweils nur eines darf hineingehen. Drinnen sollen sie nicht so viele Bücher anfassen wie früher, sondern am besten nur die zwei, die sie ausleihen möchten.
Nachdem jedes Kind seine Auswahl getroffen hat, wird die Bibliothek gründlich gereinigt. Und auch die Bücher werden nach der Rückgabe gesäubert, bevor sie wieder ins Regal gestellt werden. „Im Moment lese ich das Buch ,Viele Arten von Intelligenz‘, ich bin gerade mit dem Teil über die Intelligenz des Körpers fertig und habe gelernt, dass diese beim Sport entwickelt wird“, sagt Yeyri. „Ich lese gern, weil ich so viel aus Büchern lerne – auch über Rechtschreibung und Zeichensetzung.“
Viele Kinder teilen die entliehene Literatur: „Wir lesen sie anderen in unseren Familien vor. Ich lese sogar meiner Mutter und meinem Vater vor oder ich erzähle ihnen, was ich gelernt habe. Sie selbst können nicht lesen, aber mit den Büchern, die ich nach Hause bringe, wecke ich ihr Interesse am Lesenlernen“, sagt Yeyri.
Eines jedoch, findet Yeyri, sei schade: Nicht alle Kinder aus ihrer Gemeinde oder abgelegenen Dörfern kommen vorbei, um sich Bücher auszuleihen. „Sie wissen nicht, dass es hier eine Bibliothek gibt. Die Bibliothekarin sagte aber, dass sie bald eine mobile Bibliothek dorthin schicken werde, damit mehr Kinder Bücher ausleihen können.“
Auf die Frage, welche Botschaft sie anderen Kindern mit auf den Weg geben möchte, antwortet Yeyri: „Dass sie ihre Schularbeiten machen sollen und dass sie, wenn sie ein Buch haben, es unbedingt lesen sollten.“
Die Geschichte von Yeyri wurde mit Material aus dem Plan-Büro in Honduras erstellt.