Erst kümmert sie sich um die Schafe und Lamas, dann sammelt sie Gras für die Meerschweinchen. Erst dann geht die zehnjährige Vivian Damaris zur Schule. Wenn sie zurückkommt, hilft sie ihrem Großvater beim Unkrautjäten auf dem kleinen Kartoffelacker der Familie, sät Saatgut aus oder führt die Tiere bis zur Abenddämmerung zum Grasen ins Hochmoor.
Vivian Damaris lebt in einem abgelegenen Hochlanddorf in der Provinz Cotopaxi in Ecuador. Ihre Mutter ist auf der Suche nach Arbeit in die Stadt gezogen – da war Vivian Damaris noch ein Baby. Aufgewachsen ist die Zehnjährige daher bei ihren Großeltern, die inzwischen beide über 70 Jahre alt sind. Immer mehr Eltern wandern aus wirtschaftlichen Gründen aus den Andendörfern ab, ihre Kinder lassen sie zurück. Viele Dörfer bestehen deshalb aus alten Menschen und Kindern.
Trotz der vielen Aufgaben, die Vivian Damaris täglich zu erledigen hat, beschreibt das Mädchen sein Leben als „schön“. Sie liebt ihre Großeltern – und diese sind sehr stolz auf ihre Enkelin. „Sie ist sehr intelligent und vor allem fröhlich“, sagt ihr Großvater Juan José. „Sie ist sehr gut in der Schule und bekommt gute Noten.“ Sein Gesicht hellt sich auf, wenn er von seiner Enkelin spricht.
Die Schule macht Vivian Damaris besonders viel Spaß. „Ich gehe gern dorthin“, sagt sie. „Es ist wichtig, zu lernen, weil es mir hilft, ein besseres Leben zu führen. Ich möchte die Schule beenden, um Ärztin zu werden und meiner Familie und meiner Gemeinschaft zu helfen.“
Ihr Lieblingsfach ist Mathematik. Ihre Rechenfähigkeit übt die Zehnjährige, indem sie ihre Schafe, Lamas und Meerschweinchen zählt.
In den letzten drei Jahren hat Vivian Damaris ein Schülerstipendium von Plan International erhalten. „Von diesem Geld habe ich mir Kleidung, Schulsachen und einen Rucksack gekauft“, erzählt die Zehnjährige. Außerdem haben wir die Familie während des Lockdowns in der Corona-Pandemie mit Hygienesets und Lebensmitteln versorgt sowie Meerschweinchen und Saatgut für ihren Gemüsegarten, um sicherzustellen, dass Vivian Damaris und ihre Großeltern sich ausgewogenen ernähren können.
Auch die siebenjährige Evelyn Alexandra lebt im Hochland. Das Schwierigste dabei, sagt sie, sei die Arbeit. Das fröhliche und aufgeweckte Mädchen lebt bei seinen Eltern. Jeden Morgen geht auch sie den Berg hinunter, um am Schulunterricht teilzunehmen. Ihr Traum ist es, Anwältin zu werden. „Ich möchte Kindern helfen, vor allem den armen Mädchen in meiner Gemeinde“, sagt sie. Evelyn wird ebenfalls von Plan International mit einem Schulstipendium unterstützt. Von dem Geld hat sie sich unter anderem ein Notizbuch kaufen können, in dem sie eine Liste mit ihren zukünftigen Zielen führt.
Nach der Schule hilft Evelyn ihren Eltern auf dem Feld, für das die Familie Pflanzen und Samen von Plan International erhalten haben, die dem rauen Klima in den Anden standhalten. Dann macht sie ihre Hausaufgaben. Außerdem kümmert sich die Siebenjährige gen um das jüngste Familienmitglied – Julio, ein kleiner Esel.
Sie hat bei Veranstaltungen von Plan nicht nur etwas über gesunde Ernährung erfahren, sondern auch von ihren Rechten gelernt und wie sie ihr volles Potenzial entfalten kann, um ihre Ziele zu erreichen. Eine Sache, die ihr Sorgen bereitet, ist, dass nicht alle Kinder im Dorf zur Schule gehen. „Es wäre gut, wenn sie es täten, dann würden sie mehr lernen“, sagt sie. „Wenn alle Kinder die Möglichkeit hätten, zur Schule zu gehen, wäre die Lage hier viel besser“, ist sich Evelyn sicher.
Die Geschichte wurde mit Material aus dem ecuadorianischen Plan-Büro erstellt.