Rechnen lernen beim Schafe hüten

Foto: Gabriel Vanerio

Im ecuadorianischen Hochland des Cotopaxi sind die meisten Dörfer isoliert und haben weder Strom noch Sanitäranlagen. Viele Erwachsene wandern in die Städte ab, zurück bleiben die Alten – und die Kinder, die ihre Großeltern neben der Schule bei der landwirtschaftlichen Arbeit unterstützen.

Erst kümmert sie sich um die Schafe und Lamas, dann sammelt sie Gras für die Meerschweinchen. Erst dann geht die zehnjährige Vivian Damaris zur Schule. Wenn sie zurückkommt, hilft sie ihrem Großvater beim Unkrautjäten auf dem kleinen Kartoffelacker der Familie, sät Saatgut aus oder führt die Tiere bis zur Abenddämmerung zum Grasen ins Hochmoor.

Ein Mädchen mit Hut und pinkem Poncho schaut in die Kamera
Vivian Damaris (10) wächst bei ihren Großeltern auf. Gabriel Vanerio
Ein Mädchen mit Hut und Poncho steht auf einer Wiese und füttert ein Schaf
Auch Sisa (9) lebt in den Hochanden und hilft ihrer Familie beim Schafe hüten Gabriel Vanerio

Vivian Damaris lebt in einem abgelegenen Hochlanddorf in der Provinz Cotopaxi in Ecuador. Ihre Mutter ist auf der Suche nach Arbeit in die Stadt gezogen – da war Vivian Damaris noch ein Baby. Aufgewachsen ist die Zehnjährige daher bei ihren Großeltern, die inzwischen beide über 70 Jahre alt sind. Immer mehr Eltern wandern aus wirtschaftlichen Gründen aus den Andendörfern ab, ihre Kinder lassen sie zurück. Viele Dörfer bestehen deshalb aus alten Menschen und Kindern.

Das Lernen wird in den Alltag integriert

Trotz der vielen Aufgaben, die Vivian Damaris täglich zu erledigen hat, beschreibt das Mädchen sein Leben als „schön“. Sie liebt ihre Großeltern – und diese sind sehr stolz auf ihre Enkelin. „Sie ist sehr intelligent und vor allem fröhlich“, sagt ihr Großvater Juan José. „Sie ist sehr gut in der Schule und bekommt gute Noten.“ Sein Gesicht hellt sich auf, wenn er von seiner Enkelin spricht.

Ein Mädchen sitzt an einem Tisch un liest in einem Schulheft
Vivian Damaris (10) lernt für die Schule, ihr Lieblingsfach ist Mathematik. Gabriel Vanerio

Die Schule macht Vivian Damaris besonders viel Spaß. „Ich gehe gern dorthin“, sagt sie. „Es ist wichtig, zu lernen, weil es mir hilft, ein besseres Leben zu führen. Ich möchte die Schule beenden, um Ärztin zu werden und meiner Familie und meiner Gemeinschaft zu helfen.“

Ihr Lieblingsfach ist Mathematik. Ihre Rechenfähigkeit übt die Zehnjährige, indem sie ihre Schafe, Lamas und Meerschweinchen zählt.

In den letzten drei Jahren hat Vivian Damaris ein Schülerstipendium von Plan International erhalten. „Von diesem Geld habe ich mir Kleidung, Schulsachen und einen Rucksack gekauft“, erzählt die Zehnjährige. Außerdem haben wir die Familie während des Lockdowns in der Corona-Pandemie mit Hygienesets und Lebensmitteln versorgt sowie Meerschweinchen und Saatgut für ihren Gemüsegarten, um sicherzustellen, dass Vivian Damaris und ihre Großeltern sich ausgewogenen ernähren können.

Kinder in Ecuador unterstützen

Mit der Übernahme einer Kinderpatenschaft helfen Sie nicht nur Ihrem Patenkind und seiner Familie, sondern auch dabei, unsere Programme vor Ort umzusetzen. In Ecuador setzen wir uns unter anderem dafür ein, dass sich die Lebensbedingungen für Kinder, Familien und Gemeinden in den ländlichen Gebieten langfristig verbessern und tragen zu einer beruflichen Perspektive in unseren Projektregionen bei. 

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Die Ziele fest im Blick

Auch die siebenjährige Evelyn Alexandra lebt im Hochland. Das Schwierigste dabei, sagt sie, sei die Arbeit. Das fröhliche und aufgeweckte Mädchen lebt bei seinen Eltern. Jeden Morgen geht auch sie den Berg hinunter, um am Schulunterricht teilzunehmen. Ihr Traum ist es, Anwältin zu werden. „Ich möchte Kindern helfen, vor allem den armen Mädchen in meiner Gemeinde“, sagt sie. Evelyn wird ebenfalls von Plan International mit einem Schulstipendium unterstützt. Von dem Geld hat sie sich unter anderem ein Notizbuch kaufen können, in dem sie eine Liste mit ihren zukünftigen Zielen führt.

Ein Junge und ein Mädchen stehen draußen und halten Stroh in der Hand
Kevin (9) und Jesica (9) müssen ihren Eltern oft bei der Arbeit auf ihrer Farm helfen. Gabriel Vanerio
Ein Mädchen sitzt an einem Tisch, beugt sich über eine Schulheft und schreibt etwas hinein
Die Lieblingsfächer von Evelyn (7) sind Sprachen und Mathematik. Gabriel Vanerio

Nach der Schule hilft Evelyn ihren Eltern auf dem Feld, für das die Familie Pflanzen und Samen von Plan International erhalten haben, die dem rauen Klima in den Anden standhalten. Dann macht sie ihre Hausaufgaben. Außerdem kümmert sich die Siebenjährige gen um das jüngste Familienmitglied – Julio, ein kleiner Esel.

Sie hat bei Veranstaltungen von Plan nicht nur etwas über gesunde Ernährung erfahren, sondern auch von ihren Rechten gelernt und wie sie ihr volles Potenzial entfalten kann, um ihre Ziele zu erreichen. Eine Sache, die ihr Sorgen bereitet, ist, dass nicht alle Kinder im Dorf zur Schule gehen. „Es wäre gut, wenn sie es täten, dann würden sie mehr lernen“, sagt sie. „Wenn alle Kinder die Möglichkeit hätten, zur Schule zu gehen, wäre die Lage hier viel besser“, ist sich Evelyn sicher.

Die Geschichte wurde mit Material aus dem ecuadorianischen Plan-Büro erstellt.

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