Kiberas Frauen überleben in der Pandemie

Foto: Rama M’mbets

Die Corona-Pandemie hat wirtschaftliche Not und soziale Schockwellen ausgelöst. Besonders junge Leute in ärmeren Ländern sind dadurch von Bildung und Zukunftschancen abgeschnitten, etwa in Nairobis Slum-Viertel Kibera. Dort macht die Not erfinderisch.

Blick aus einem zerbrochenen Fenster auf Häuserdächer.
„Dschungel“ heißt Paulinas Wohnviertel „Kibera“ auf Suaheli. Marc Tornow
Pauline und Freundin arbeiten zwischen Müll auf der Straße.
Pauline und ihre Freundin Quinter (links) machen beim Programm „Kazi Mtaani“ mit. Rama M’mbets

Ihr Alltag war schon vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie eine Bürde: In Kibera, einer zumeist aus Wellblech errichteten Siedlung in Kenias Hauptstadt Nairobi, haben Pauline, 23, und Grace, 21, ihren Einfallsreichtum walten lassen, um sich unter den neuen Lebensbedingungen ihren Alltag zu verdienen.

Vor dem Lockdown verkaufte Pauline Lebensmittel, um ihre Familie zu versorgen sowie ihre Eltern und vier jüngere Schwestern zu unterstützen. Sie hatte eben erst eine diesbezügliche Fortbildung abgeschlossen, die über Plans „Girls Advocacy Alliance“-Projekt finanziert wurde. Doch dann kam das Coronavirus.

Pauline und ihre Freundin tragen einen Sack.
Pauline (links) und Quinter sorgen für mehr Hygiene in Kibera. Rama M’mbets

„Zu Beginn der Krise kam alles zum Stillstand“, sagt Pauline. „Mein Leben änderte sich komplett, ich konnte mein Geschäft nicht mehr weiterführen, weil Versammlungen verboten waren, und soziale Distanz die Tagesordnung wurde. Also ging nach Hause, aber wir waren nicht mehr in der Lage, unseren Alltag zu bezahlen. Es musste etwas geschehen.“

Pauline und ihre Freundin Quinter beschlossen, sich bei „Kazi Mtaani“ zu bewerben, einem Programm, das von der kenianischen Regierung unterstützt wird und eine Art wirtschaftlicher Notanker für Jugendliche in der Corona-Krise ist. So bekommen Tausende Jugendliche Beschäftigung, die in den informellen Siedlungen wie Kibera leben, und bauen die Infrastruktur auf. Vor allem sollen die Hygienestandards verbessert werden.

„Wir brauchten Arbeit und hatten nicht den Luxus, groß auszuwählen. Wir hofften nur, eine ehrliche Einkommensquelle zu bekommen, bewarben uns – und hatten Glück“, erklärt Pauline. „Die Arbeit ist nicht leicht, besonders für uns Frauen, aber was dich nicht umbringt, macht dich stärker und wir können unsere Familien ernähren.“

„Die Arbeit ist nicht leicht, besonders für uns Frauen, aber was dich nicht umbringt, macht dich stärker und wir können unsere Familien ernähren.“

Pauline (23), aus dem Kibera-Viertel
Grace bereitet Pommes-Frites zu.
Grace (21) bereitet Pommes-Frites zu. Rama M’mbets
Grace sitzt in ihrem Laden vor einem kleinen Tisch.
Grace hat eine Schulung zur Unternehmensgründung bekommen und in „Kibera“ ihren kleinen Laden eröffnet. Rama M’mbets

Die Gruppe „Kazi Mtaani“, was so viel heißt wie „Arbeit auf der Straße“, engagiert sich bei der Abwasserreinigung, Müllabfuhr und Kehren der Wege. Alle elf Tage gibt es für alle Teilnehmenden etwa 50 US-Dollar Lohn und die Aufgaben rotieren unter den Beteiligten. Eine gute Lösung für Pauline, bis sie wieder ihren Lebensmittelstand eröffnen kann.

Wie Pauline nahm auch Grace an einer Schulung von Plan International zur Unternehmensgründung und beruflichen Selbstständigkeit teil. Mit ihren Ersparnissen richtete sie sich eine kleine Fast-Food-Küche im Viertel Kibera ein, in der sie Pommes-Frites zubereitet – eine kleine, aber sichere Einkommensquelle auch während der Corona-Pandemie.

„Alles begann mit einem ,Mshwari‘-Konto, das über mein Mobiltelefon läuft und mit dem ich auch kleinste Beträge sparen kann“, sagt Grace. „Ich begann zu sparen, ohne zu wissen, dass mir dieser kleine Betrag eines Tages helfen würde, ein Geschäft zu gründen. Den letzten Anschub bekam ich durch einen Zuschuss von Plan International. Mein Geschäft hat mich und meine Familie vor dem wirtschaftlichen Absturz bewahrt – wirklich, ich kann mich nicht beklagen.“

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