Als „Mutter aller Wasser“ gilt vielen Menschen der Mekong. Südostasiens mächtiger Strom quert unter anderem die Provinz Bokeo im Norden von Laos, wo weitere kleine Zuflüsse einmünden. Für einen ausgeglichenen Wasserhaushalt sollte hier also gesorgt sein – so scheint es. Doch der Klimawandel ist mittlerweile auch in dieser abgelegenen Region angekommen.
„In den letzten Jahren lag meine jährliche Reisproduktion nie unter 100 Säcken“, rechnet Bauer Luang vor. „Wegen des unvorhersehbaren Niederschlags und der längeren Trockenzeit habe ich in dieser Saison nur 50 Säcke geerntet.“ Der 54-Jährige baut auf seinem zwei Hektar großen Grundstück tief in den Bergen von Bokeo neben Reis auch noch weitere Feldfrüchte an. Seit zehn Jahren spürt er dabei die Auswirkungen von nicht-nachhaltigen Anbaumethoden. Sein Dorf leidet zudem unter den Folgen jahrelanger Abholzung und anhaltender Dürreperioden.
„In dieser Saison hat sich meine Reisproduktion halbiert.“
Die Auswirkungen des Klimawandels gehen über Luangs Pflanzungen hinaus und betreffen seine ganze Familie. Da die Arbeitsmöglichkeiten in ihrer kleinen Gemeinde begrenzt sind, waren Luangs drei Kinder auf der Suche nach Arbeit gezwungen, nach Thailand auszuwandern. Doch unterwegs sind sie den Gefahren von Ausbeutung und Missbrauch ausgesetzt.
Der Klimawandel wirkt sich zunehmend auf Laos und seine von der Landwirtschaft abhängigen ländlichen Gemeinden aus. Die prognostizierten Trends deuten auf eine Veränderung der Monsunmuster hin – mit kürzeren und intensiveren Regenzeiten. Dieser Trend erhöht die klimatischen Gefahren wie Überschwemmungen und Dürren und führt zu mehr Ernteausfällen. „Letztes Jahr musste ich zwei Kühe verkaufen, um mir Lebensmittel, Medikamente und Kleidung leisten zu können“, sagt Luang.
Um einige dieser Herausforderungen zu bewältigen, hat Plan International in 16 Hochlandgemeinden von Bokeo ein Projekt zur Anpassung an den Klimawandel durchgeführt. In Zusammenarbeit mit Familien dieser ländlichen Region, darunter Bauern wie Luang, zielt das Vorhaben darauf ab, einige der Auswirkungen des Klimawandels abzumildern.
In den Distrikten Pha Oudom und Paktha – im Umfeld des Mekong-Flusses gelegen – wurden jeweils Lernzentren zur Gemeindeinnovation eingerichtet. Nachhaltige landwirtschaftliche Praktiken stehen dort auf dem Lehrplan sowie Wege, um Anbaumethoden an die veränderten klimatischen Bedingungen anzupassen. In den beiden Zentren werden zudem jungen Menschen berufliche Fähigkeiten vermittelt, damit sie neue Einkommensmöglichkeiten finden können.
„Ich möchte ein besseres Ergebnis erzielen.“
Luang und seine Frau Tham sind begeistert von der Aussicht, durch neue Verfahren auf dem Feld sowie Nachhaltigkeit wieder mehr aus ihren Feldern herausholen zu können. „Letztes Jahr habe ich auf meinem Land Ananas angebaut. Ich möchte lernen, wie man weitere Kulturen anbaut, um ein besseres Ergebnis zu erzielen, etwa Mais, Süßkartoffeln und Maniok“, sagt Tham.
Mit dem eingeleiteten Wandel soll auf eine klimaresistente und -freundliche Landwirtschaft umgestellt werden – und damit rentabler sowie nachhaltiger gearbeitet werden. Auf diesem Weg sind die kommunalen Lernzentren ein wichtiger Bestandteil. Sie bieten den Gemeindemitgliedern die Möglichkeit, widerstandsfähige landwirtschaftliche Praktiken zu erlernen und sich besser für die Herausforderungen in ihrem Lebensumfeld zu wappnen.
Damit sollen der eigene Lebensunterhalt gesichert und das ganze Jahr über Nahrungsmittel zur Verfügung stehen – eine gesündere und stärkere Zukunft auch für kommende Generationen in Nachbarschaft des Mekong, der „Mutter aller Wasser“.
Marc Tornow hat Südostasien-Wissenschaften studiert, Laos mehrfach bereist und diese Geschichte mit Material aus dem örtlichen Plan-Büro aufgeschrieben.