Temperaturen um die 30 Grad, dazu feuchtwarme Luft – solche optimalen Klimabedingungen für Stechmücken herrschen 2023 in weiten Teilen Lateinamerikas. So auch in Guatemala: Hier wurden seit Jahresbeginn mehr als 12.000 Infektionen mit dem Dengue-Virus registriert, der von der Aedes-Mücke übertragen wird. Das sind etwa doppelt so viele wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres, wie das guatemaltekische Gesundheitsministerium mitteilte. 22 Menschen sind in den vergangenen Monaten an der Krankheit gestorben. Aufgrund der rasant steigenden Fallzahlen sowie der aktuellen Regenzeit und des Klimaphänomens El Niño, die die Lage zusätzlich verschärfen könnten, hat die Regierung in Guatemala jetzt den Gesundheitsnotstand ausgerufen – vorerst für drei Monate. Die Präventionsmaßnahmen wurden verstärkt: Mit Ausräucherungen und Aufklärung wird gegen die Verbreitung der Mücken vorgegangen.
Welche Mücken übertragen das Virus? Welche Symptome haben Menschen, die an Dengue-Fieber erkrankt sind? Was kann man tun, um sich zu schützen? In diesem Artikel haben wir sieben Fakten zum Dengue-Fieber zusammengestellt.
Einigen Theorien zufolge stammt das Wort Dengue-Fieber aus dem Spanischen und bedeutet „eitel“ oder „geziert“. Der Name soll sich auf den gestörten, schmerzhaft eingeschränkten Gang beziehen, den einige Infizierte zeigen. Früher wurde die Krankheit auch „Knochenbrecherfieber“ genannt, weil sie starke Gliederschmerzen verursachen kann.
Übertragen wird Dengue-Fieber durch den Stich einer Mücke – genauer: der Aedes aegypti (Gelbfiebermücke, auch Ägyptische Tigermücke oder Denguemücke), aber auch der Aedes albopictus (Asiatische Tigermücke). Tigermücken haben einen schwarzen Körper mit auffälligen weißen Streifen. Beide Mückenarten übertragen auch andere Krankheitserreger, wie etwa das Zika-Virus oder das Chikungunya-Virus.
Die wichtigste Maßnahme zur Vermeidung einer Infektion ist der Schutz vor Stichen. Die Aedes-Mücken sind tagaktiv, stechen von der Morgen- bis zur Abenddämmerung. In Risikogebieten wird unter anderem empfohlen, möglichst helle und lange Kleidung zu tragen, Mückenspray zu verwenden und die Kleidung mit dem Wirkstoff Permethrin zu imprägnieren.
Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) beträgt die Inkubationszeit des Dengue-Virus' zwei bis sieben Tage und die meisten Infektionen bleiben asymptomatisch oder gehen nur mit leichten Symptomen einher. Typische Symptome sind plötzliches hohes Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen und schwere Muskelschmerzen, geschwollene Lymphknoten, Hautausschlag, Übelkeit und Erbrechen. Dengue zählt zu den hämorrhagischen Fiebern, was bedeutet, dass betroffene Patient:innen zu Blutungen neigen.
Dengue-Viren treten in vier Varianten auf, sogenannten Serotypen. Wer einmal erkrankt ist, trägt lebenslang Dengue-Antikörper im Blut und ist vor einer erneuten Infektion mit dem gleichen Serotyp geschützt – nicht aber vor einer Infektion mit einer der drei anderen Varianten. Während die Ersterkrankung in der Regel mild verläuft, kann eine zweite Infektion zu einem schweren Krankheitsverlauf führen.
Gegen das Dengue-Fieber gibt es zwei Impfstoffe. Einer davon kommt für Reisende in Frage und ist seit Ende 2022 von der Europäischen Arzneimittelagentur Ema für Erwachsene und für Kinder ab vier Jahren zugelassen. Zwei Impfdosen im Abstand von etwa drei Monaten sind notwendig, um einen wirksamen Schutz aufzubauen. Derzeit prüft die Ständige Impfkommission (Stiko) eine Impfempfehlung für Reisende in Dengue-Gebiete.
Aedes-Mücken sind in tropischen und subtropischen Klimazonen beheimatet. Der Klimawandel und der weltweite Handel begünstigen jedoch die Vermehrung und Verbreitung der Mücke. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat sich die Mücke auch in 24 europäischen Ländern ausgebreitet. Vereinzelte lokale Ansteckungen mit Dengue-Fieber gab es in den vergangenen Jahren beispielsweise in Spanien und Frankreich.
In Paris haben die Gesundheitsbehörden Anfang September 2023 vereinzelt Insektizide gegen die Asiatische Tigermücke eingesetzt, um das Dengue-Risiko zu senken. Im Gegensatz zu Malaria ist Dengue eine Krankheit, die nicht nur in ländlichen Gegenden, sondern auch in großen Städten vorkommt. Die Tigermücke findet auch in solchen urbanen Gebieten optimale Bedingungen, da sich die Larven schon in sehr kleinen Wasseransammlungen entwickeln können – etwa in Untersetzern von Pflanzenkübeln, Kokosnussschalen oder alten Autoreifen.
Der weitaus größte Teil der Dengue-Infektionen in Europa geht jedoch nach wie vor auf Reisende aus Risikogebieten zurück.
In vielen Ländern, in denen wir arbeiten, gibt es Krankheiten, die durch Stechmücken übertragen werden – wie etwa Dengue-Fieber, aber auch Malaria und andere Krankheiten. Aufklärung darüber, wie sich die Insekten verbreiten und wie man sich vor ihnen schützen kann, ist eine wichtige Präventionsmaßnahme.
Eine besondere Idee hatte vor einigen Jahren eine Gruppe Jugendlicher in der Gemeinde San Diego in El Salvador: Sie experimentierten mit dem Einsatz von Fischen zur biologischen Mückenbekämpfung. Indem sie die Fische in Wasserbehälter setzten, wo sie die Mückenlarven fraßen, sollte das weit verbreitete Dengue-Fieber in der Gemeinde ausgerottet werden. Gemeinsam mit Plan International wurde aus der Idee in ein komplettes Projekt. 98 Prozent der 3.000 Einwohner:innen nutzten die Fisch-Methode, was zu null positiven Dengue-Fällen und null Todesfällen führte, ohne dass Insektizide oder Ausräucherungen erforderlich waren. Das Projekt wurde zu einem Modell für lokale Interventionen.