Jahrzehntelange bewaffnete Konflikt und die Auswirkungen des Klimawandels haben im Südwesten Kolumbiens gravierende Folgen für die indigene Bevölkerung. Illegaler Bergbau, Gewalt, Rekrutierung von Kindern sowie Dürren zählen zu den drängendsten Problemen, die die Existenz und Lebensweise dieser Gemeinschaften im Bezirk Santander de Quilichao bedrohen. Insbesondere indigene Schulkinder sind tagtäglich Gefahren für ihr Wohlergehen sowie ihre Bildungschancen ausgesetzt.
In den ländlichen Gebieten von Santander de Quilichao, wo es immer wieder bewaffnete Auseinandersetzungen und Naturkatastrophen gibt, spielt das Projekt „Sichere Horizonte“ eine entscheidende Rolle für den Schutz von Menschenleben, die Förderung von Bildung und die Stärkung der Widerstandsfähigkeit der lokalen Gemeinschaften.
Die Mitwirkung der Gemeinden ist ein wichtiger erster Schritt im Projektverlauf. Die Plan-Teams stellen die Belange der lokalen Bevölkerung in den Mittelpunkt der Aktivitäten und gewinnen dabei das Vertrauen von Lehrerkräften, Eltern, Schulkindern und lokalen Führungskräften gleichermaßen. Zudem ermöglicht diese Herangehensweise, Wissen und Ressourcen der gesamten Gemeinschaft zugänglich zu machen und mit internationalen Standards für sichere Schulen zu verbinden. Dieses Vorgehen dient auch der Nachhaltigkeit, denn die gemeinsam aufgebaute geschützte Lernumgebung nützt auch und gerade der beteiligten lokalen Bevölkerung und wird von dieser angenommen.
In der Schule des indigenen Reservats Guadualito, einer ländlichen Region in Santander de Quilichao, ist dieses Vorgehen besonders sinnvoll. In der Weltanschauung der Guadualito spielt die Spirale des Lebens eine zentrale Rolle – sie veranschaulicht, wie alles und jeder im Lebenszyklus miteinander verbunden ist. Im Projekt „Sichere Horizonte“ haben Mitglieder der indigenen Gemeinschaft mithilfe des uralten Symbols gemeinsam Risiken identifiziert, die den Schulbesuch und die Sicherheit im Unterricht beeinträchtigen. Beteiligt waren auch und gerade die Mädchen und Jungen.
Auch die Kinder aus der indigenen Gemeinschaft sind beteiligt.
In den ersten Workshops verwendeten die Teilnehmer:innen Fäden, um die Risiken anschaulich darzustellen. Die Länge eines Fadens symbolisierte die Schwere des jeweiligen Risikos. Schließlich wurden die Fäden zu einer Spirale geformt, um zu verdeutlichen, wie die Risiken miteinander verbunden sind und die Gemeinschaft beeinflussen. Nachdem die Risiken als Fäden auf den Boden gelegt waren, begannen die Teilnehmer:innen, eine neue Spirale zu bilden – diesmal mit den Produkten, die sie von ihrem eigenen Land geerntet hatten. Beide Formen – die Spirale der Risiken und die Spirale der Ernte – spiegeln das Gleichgewicht wider, das diese Gemeinschaft anstrebt. Darüber hinaus betonen sie ihre Resilienz: Trotz eines äußerst schwierigen Umfelds mit schulischen Risiken überwindet die Guadualito-Gemeinschaft mit Entschlossenheit und harter Arbeit die alltäglichen Widrigkeiten, um die Früchte ihres eigenen Landes zu ernten.
Mit dieser Methode, die das Wissen der indigenen Bevölkerung mit internationalen Standards für Schulsicherheit verbindet, hat Plan International gemeinsam mit der Schulgemeinschaft einen Risiko-Managementplan für die Schule in Guadualito erstellt, der derzeit von den Behörden geprüft wird – für die Gemeinde Guadualito in zweifacher Hinsicht ein Fortschritt: Erstens bietet der Plan einen umfassenden Leitfaden für das Management schulischer Risiken. Zweitens dient er als Grundlage für spezifische öffentliche Maßnahmen zugunsten indigener Gemeinschaften, wie etwa „Das Kolumbianische Bildungssystem für indigene Gemeinschaften“ – eine staatliche Verpflichtung, die im September 2024 von nationalen und indigenen Akteuren in Kolumbien unterzeichnet wurde, um die sozialen, kulturellen, sprachlichen und territorialen Besonderheiten dieser Gemeinden anzuerkennen und zu respektieren.
Die EU und ihre Mitgliedstaaten gehören zu den weltweit führenden Gebern von humanitärer Hilfe. Die Nothilfe ist Ausdruck der europäischen Solidarität mit Menschen in Not weltweit und zielt darauf ab, Leben zu retten, menschliches Leid zu verhindern beziehungsweise zu lindern sowie die Unversehrtheit und die Menschenwürde der von Katastrophen und von Menschen verursachten Krisen betroffenen Bevölkerungsgruppen zu schützen. Über die Generaldirektion Europäischer Katastrophenschutz und humanitäre Hilfe der Europäischen Kommission hilft die EU jedes Jahr Millionen von Menschen, die von Konflikten und Katastrophen betroffen sind. Mit ihrem Hauptsitz in Brüssel und einem weltweiten Netz von Außenstellen leistet die EU den am stärksten gefährdeten Menschen Hilfe auf der Grundlage der humanitären Prinzipien.