Vor einem Jahr noch spielte Lena draußen, im Garten vor dem Haus ihrer Familie. Ihre Freundinnen aus der Nachbarschaft waren da, und die Mädchen liefen mal hier- mal dorthin. Sie hatte zu essen und ihre Familie Arbeit. Vor einem Jahr herrschte noch Frieden in Khartum, der Hauptstadt des Sudan.
Doch am 15. April 2023 begannen Schießereien in verschiedenen Teilen der Millionenmetropole. Auslöser hierfür waren Meinungsverschiedenheiten zwischen rivalisierenden Fraktionen – der regulären sudanesischen Armee und den sogenannten „Rapid Support Forces“ (RSF).
Rund zehn Monate später spielt die heute zwölfjährige Lena wieder mit befreundeten Kindern. Allerdings rund 450 Kilometer weit entfernt von ihrem früheren Zuhause: in einem Geflüchteten- und Durchgangslager in Renk im benachbarten Südsudan.
Seit dem Ausbruch des Kriegs in Sudan im April 2023 legen Kämpfe zwischen den sudanesischen Streitkräften (SAF) und einer sogenannten „schnellen Eingreiftruppe“ (RSF) das Alltagsleben in dem nordostafrikanischen Land lahm. Hunderttausende Menschen wurden seitdem vertrieben – sowohl innerhalb des Landes als auch in die Nachbarländer wie Südsudan. Dazu zählt auch Lena, die mit ihrer Familie nach Renk geflohen ist.
In einem Lager, das geflüchteten Menschen als Anlaufstelle dient, verbringt Lena ihre Tage nunmehr in einer Art Kindergarten. Ein „kinderfreundlicher Raum“, ein sicherer Ort, in dem die hier lebenden Mädchen und Jungen spielen, neue Freundschaften schließen und sich vom Trauma des Kriegs sowie Flucht und Vertreibung erholen können.
„Ich liebe es, mit anderen Kindern zu tanzen.“
Dieser Raum ist für Lena etwas Besonderes; die Zwölfjährige und die anderen Kinder nennen ihn ihr Eigen. Eingerichtet und betrieben wird der Hort von Plan International im Rahmen eines Schutz- und Sicherheitsprogramms für geflüchtete Kinder. „Ich komme jeden Tag hierher“, erzählt Lena „Ich liebe es, mit anderen Kindern zu tanzen. Am besten gefallen mir die Puppen; es gibt viele Puppen und Dinge zum Spielen.“
Nach Angaben der Vereinten Nationen sind insgesamt fast 25 Millionen Menschen aus Sudan auf humanitäre Hilfe angewiesen, rund 560.000 von ihnen sind über verschiedene Grenzübergänge wie Renk im Bundesstaat „Oberer Nil“ gelangt. Es ist der größte Kontrollpunkt zwischen Sudan und Südsudan, in unmittelbarer Nähe zur großen afrikanischen Wasserstraße gelegen. Und die Zahlen steigen weiter, da der Krieg in Sudan anhält.
Die meisten dieser geflüchteten Menschen bringen sich hungrig, müde und verzweifelt in Sicherheit. Sie sind zwar mit dem Leben davon gekommen, brauchen aber fern ihrer Heimat dringend Nahrung, Unterkunft und sauberes Wasser.
Plan International reagiert auf die Krise – unter anderem mit dem Bau von bisher acht Notunterkünften für Familien, die alles verloren haben. Seit Mai 2023 hat Plan International bisher 50.000 von der Krise betroffene Menschen, insbesondere Mädchen und Frauen, erreicht. Für sie organisieren die Teams der Kinderrechtsorganisation – darunter mit Mitteln aus Deutschland – Schutzmaßnahmen, bieten psychosoziale Unterstützung an und verteilen Hilfsgüter wie Decken, Matten, Moskitonetze, Kanister und Hygieneutensilien.
Zudem betreibt Plan International den kinderfreundlichen Raum, in dem Jungen und Mädchen wie Lena an Aktivitäten teilnehmen können, die ihnen helfen, mit den Auswirkungen des Kriegs fertig zu werden. „Meine Mutter schickt mich immer hierher“, sagt Lena und wendet sich wieder ihrem Lieblingsspielzeug zu.
Der Artikel wurde mit Material aus dem Plan-Büro in Südsudan erstellt.