„Der Schmerz ist unerträglich“

Foto: Souleymane Drabo / Tamani Films

Bewaffnete Konflikte und eine der größten Hungerkrisen belasten den Alltag Hunderttausender Familien in Burkina Faso – auch die des achtfachen Vaters Diataga Ouoba.

Diataga Ouoba (47) kommt mit leeren Händen nach Hause. Wie jeden Tag hat er sich auch heute auf die Suche nach etwas zu Essen für seine Familie gemacht. Wie fast jeden Tag muss er seine Frau Pogniagou (41) und seine Kinder enttäuschen. „Es ist unerträglich, meine Kinder vor Hunger weinen zu sehen“, sagt er verzweifelt.

Hunderttausend Kinder schwer unterernährt

Auf einem Lastwagen und mit nichts als der Kleidung am Leib kam die Familie vor einiger Zeit nach Fada N’Gourma, eine Stadt im Osten des Landes. Bewaffnete Gruppen, die in ganz Burkina Faso operieren, hatten auch sie aus ihrem Haus vertrieben. Mehr als 1,9 Millionen Menschen haben wie Diataga und Pogniagou ihr Zuhause verlassen, um in anderen Teilen des Landes Sicherheit und Nahrung zu finden.

„Bewaffnete Gruppen plündern und zerstören Ernten, stehlen Vieh und erpressen Geld von den Gemeinden, wodurch Hunderttausende Familien hungern müssen.“

Yaouba Kaigama, Länderdirektor Plan International Burkina Faso

Mehr als 4.200 Schulen wurden aufgrund der Kämpfe oder drohender Gewalt geschlossen, über die Hälfte der Binnenvertriebenen sind unter 14 Jahre alt. Nach Angaben des Amts der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) waren im April 2022 zudem 180.000 Kinder schwer unterernährt. „Zusätzlich zu den Angriffen auf die Zivilbevölkerung plündern und zerstören nichtstaatliche bewaffnete Gruppen Ernten, stehlen Vieh und erpressen Geld von den Gemeinden, wodurch Hunderttausende von Familien hungern müssen“, sagt Yaouba Kaigama, Länderdirektor von Plan International Burkina Faso. „Die Märkte in den betroffenen Gebieten sind nicht mehr funktionsfähig. All diese Faktoren in Verbindung mit dem Klimawandel und der soziopolitischen Instabilität führen zu einer sehr ernsten und noch nie dagewesenen Verschärfung der Nahrungsmittelkrise.“ Mehr als 3,4 Millionen Menschen werden in der nächsten Trockenzeit voraussichtlich von Ernährungsunsicherheit betroffen sein.

Eine Schüssel mit etwas Reis steht auf dem Boden
Oft ist eine Schüssel Reis die einzige Mahlzeit für die gesamte Familie. Souleymane Drabo / Tamani Films
Mehrere Menschen sitzen draußen zusammen, in der Mitte steht eine Schüssel Reis auf dem Boden
Eine Familie in Burkina Faso teilt sich ein Reisgericht Souleymane Drabo / Tamani Films

„Diese Situation“, sagt Diataga, „zwingt uns alle zum Betteln. Wir sind Bettler geworden, denn wenn man nicht bittet, bekommt man gar nichts.“ Einige Menschen aus der Gemeinde würden ihnen helfen, so gut sie eben können. Doch auch sie seien nicht viel besser dran. „Auch für sie ist es schwierig“, weiß Diataga. „Wir können uns nicht einmal einen Teller Hirse leisten, weil es zu teuer geworden ist. Wenn wir können, greifen wir auf Reis zurück, den wir den Kindern geben. Für alle reicht es nicht.“

„Wenn du siehst, dass deine Kinder nichts zu essen haben, kannst du nicht schlafen.“

Pogniagou (41), Mutter von zehn Kindern

In Fada N’Gourma schlief die Familie zunächst auf der Straße, bis Diataga schließlich ein kleines Haus mit einem Zimmer anmieten konnte. Doch er ist bereits zwei Monate mit der Miete im Rückstand. Die Schulgebühren für ihre Kinder können die Eltern längst nicht mehr aufbringen. Zwei der Ältesten haben das Zuhause bereits verlassen, um zu arbeiten. „Sie sind jetzt in Mali in den Goldminen“, berichtet Diataga. Es mache ihn traurig, dass sie in einer so gefährlichen Umgebung seien, statt in die Schule gehen zu können.

Jeden Tag versucht der 47-Jährige, irgendwo Arbeit zu finden. Manchmal bekommt er einen Job auf einer Baustelle, jedoch unregelmäßig und schlecht bezahlt. „Wir sind uns der schrecklichen Situation, in der wir uns befinden, bewusst“, sagt der Familienvater. „Wir wissen nicht, was wir tun können.“ Seine Frau Pogniagou ergänzt: „Wenn man seine Kinder nicht ernähren kann, ist das, als würde man den Verstand verlieren. Wenn du siehst, dass sie nichts zu essen haben, kannst du nicht schlafen.“

Plan International stockt humanitäre Hilfe in Burkina Faso auf

Wir von Plan International haben unsere Hilfe in Burkina Faso aufgestockt, um die wachsende Hungerkrise zu bekämpfen. Diataga und seine Familie haben Bargeldhilfe erhalten, damit sie sich die dringend benötigten Lebensmittel kaufen können. Neben finanzieller Unterstützung für vertriebene Familien setzen wir zudem Maßnahmen zu Kinderschutz und Bildung um und stellen Hygiene-Kits bereit. Unser Schulspeisungsprogramm soll auf weitere Schulen ausgeweitet werden, um sicherzustellen, dass vor allem Mädchen weiterhin Zugang zu Bildung haben. Auch die Lebensmittelverteilung wird ausgeweitet, um mehr bedürftige Familien zu erreichen.

Diataga ist dankbar für die Hilfe. Sein größter Wunsch ist jedoch, dass die gewaltsamen Auseinandersetzungen in seinem Land enden. „Wenn der Konflikt beendet wird, dann werden auch Hunger und Armut aufhören“, hofft er. „Wir müssen uns zusammentun, damit es endet. Denn wenn die Hütte deiner Nachbarn brennt, könnte es auch deine Hütte erreichen.“

Die Geschichte von Diatagas und Pogniagous Familie wurde mit Material aus dem Plan-Büro in Burkina Faso erstellt.

Hunger in Afrika: So können Sie helfen

Die Welt erlebt zurzeit eine der verheerendsten Hungerkrisen, die es je gab. Die Situation wird von Tag zu Tag schlimmer. Es besteht ein dringender Bedarf an humanitärer Hilfe, um die Hungersnot abzuwenden. Wir von Plan International unterstützen mit unserer Hunger-Nothilfe Kinder und ihre Familien in acht unserer Programmländer, wo die Krise bereits ein dramatisches Ausmaß angenommen hat: In Äthiopien, Südsudan, Somalia, Kenia, Niger, Burkina Faso, Mali und auf Haiti. Wir stellen unter anderem dringend benötigte Lebensmittel zur Verfügung und ermöglichen medizinische Versorgung und Betreuung. Sie können uns dabei helfen – mit einer Spende!

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