Amana ist verzweifelt. „Meine Kinder weinen jeden Morgen, weil sie Hunger haben und es nichts zum Frühstücken gibt“, sagt sie. „Wir haben seit drei Tagen nichts mehr gegessen.“ Die siebenfache Mutter lebt mit ihrer Familie in der Region Akkar in Libanon. So wie sie kämpfen viele Menschen hier ums Überleben. Die Wirtschaftskrise, in der das Land seit 2019 steckt und die durch die Corona-Pandemie weiter verschärft wurde, und die Inflation haben zu einem Anstieg der Lebensmittelpreise um 40 Prozent geführt – immer mehr Menschen können sich nicht einmal mehr das Nötigste leisten. Das führt zu drastischen Maßnahmen: Ganze Mahlzeiten werden gestrichen.
Amana versucht, ihren Kindern Mut zuzusprechen. Doch das wird immer schwieriger. Weder sie noch ihr Mann finden Arbeit, die Kinder sind ständig hungrig. Strom kann die Familie sich nicht leisten, ihr Haus ist feucht, kalt – und dunkel. „Meine Kinder tun mir leid“, sagt Amana. „Ich fühle mich so hoffnungslos. Alles, was ich will, ist ein sicheres Dach über dem Kopf meiner Kinder und Essen auf dem Tisch. Doch wir leben nicht mehr, wir sind mit Überleben beschäftigt.“
Noch können ihre Kinder die Schule, die von der Regierung finanziert wird, besuchen. Doch wie lange Amana und ihr Mann noch in der Lage sind, ihnen die Schulsachen zu bezahlen, die sie zum Lernen brauchen? Sie weiß es nicht. Ihre älteste Tochter Siham musste ihr Mathematik-Studium bereits abbrechen, weil der Anteil der Studiengebühren, der nicht durch ihr Stipendium abgedeckt war, von der Familie nicht mehr zu stemmen war.
„Meine Tochter Siham ist sehr schlau“, sagt Amara stolz. „Doch jetzt geht es ihr gar nicht gut, sie ist deprimiert. Ich würde gerne mit ihr zum Arzt gehen.“ Die siebenfache Mutter kämpft selbst mit Depressionen, seit sie 27 Jahre alt ist. „Daher weiß ich, wie wichtig es ist, dass meine Tochter Hilfe bekommt.“
„Manchmal habe ich tagelang nichts zu essen. Dann schlafe ich die meiste Zeit.“
„Unsere Situation ist sehr schwierig“, berichtet Siham. „Die Krise hat unser Leben stark verändert. Früher hatten wir alle vier Monate Fleisch, jetzt ist das unmöglich. Alles ist sehr teuer. Manchmal habe ich tagelang nichts zu essen. Dann schlafe ich die meiste Zeit.“ Ihre beiden jüngsten Geschwister sind gerade einmal drei und vier Jahre alt. „Es ist unser wichtigstes Anliegen, dass sie gesund sind. Sie bekommen mehr zu Essen als wir anderen, damit sie sich normal entwickeln.“
Osman (44) lebt ebenfalls in der Region Akkar. Er hat drei Söhne und zwei Töchter zwischen sechs und 18 Jahren. Vor der Krise war Osman als Zimmermann tätig. Heute ist er arbeitslos und hat kein Einkommen. Er ist entmutigt: „Die Krise hat sich so stark auf die Gesellschaft ausgewirkt, dass es keine Hoffnung mehr für die nächste Generation gibt. Wir als Familie sind nur noch im Überlebens-Modus. Es gibt keine Arbeit, es wird nichts produziert, weil es sich niemand leisten kann, etwas zu kaufen.“
„Die Krise hat sich so stark auf die Gesellschaft ausgewirkt, dass es keine Hoffnung mehr für die nächste Generation gibt.“
Damit seine Familie am Leben bleibt, hat Osman alles verkauft, was er besaß – einschließlich seines Autos. Aber das ganze Geld, das er mit dem Verkauf eingenommen hat, ist aufgebraucht und er hat kein Geld mehr, um seine Familie weiter zu ernähren. „Meine Kinder bekamen früher drei Mahlzeiten am Tag, jetzt sind es nur noch zwei“, sagt der 44-Jährige. „Wir müssen entweder das Frühstück oder das Abendessen auslassen. Wir sind auf Milchprodukte angewiesen, weil Fleisch zu teuer ist. Aber wir können keine frischen Produkte lagern, weil wir keinen Strom haben.“ Es gibt kaum etwas, das ihm das Gefühl gibt, wieder auf die Beide kommen zu können. „Wir haben Hygiene- und Lebensmittelpakete von Plan International erhalten, die sehr hilfreich waren“, erzählt Osman. „Für andere Dinge brauchen wir jedoch Geld. Ohne Geld kann ein Haushalt nicht überleben. Wir können uns nicht für alles auf Sach- und Lebensmittelspenden verlassen.“
Als Reaktion auf die Krise in Libanon hat Plan International in verschiedenen Regionen Lebensmittelpakete verteilt, um besonders bedürftige Familien wie die von Osman zu unterstützen. Jedes Lebensmittelpaket enthält genügend Nahrungsmittel, um eine fünfköpfige Familie einen Monat lang zu ernähren. Außerdem liefern wir 17.000 Bildungspakete an Kinder wie die von Amana, die von der Krise betroffen sind, damit sie ihre Schulbildung fortsetzen können. Die Notfall-Maßnahmen beinhalten auch Hygienepakete zum Schutz der Familien vor Covid-19 und Produkte für Menstruationshygiene.
„Die Verteilung von Nahrungsmitteln ist sehr hilfreich. Aber wir sind zu siebt im Haus und die Lebensmittelpakete sind schnell aufgebraucht“, berichtet Amanas älteste Tochter Siham. „Es ist wichtig, dass diese Hilfe aufrechterhalten wird.“