Girls Out Loud: Ein digitaler Weg für Mädchenrechte

Foto: Plan International

Mädchen und junge Frauen haben häufig kein Mitspracherecht bei Diskussionen und Entscheidungen, die sie und ihr Leben direkt betreffen. Mit der Initiative Girls Out Loud will Plan International diese Machtverhältnisse kippen und es Mädchen ermöglichen, sich stärker einzubringen. Die Organisation hat mit Facebook-Gruppen eine Infrastruktur für Mädchen und junge Frauen geschaffen, in der sie sich austauschen und solidarisieren können.

Es ist selten, dass Mädchen – besonders jene, die in prekären Situationen leben – die Diskussionen über die Themen, die ihr Leben betreffen, selbst steuern. Um die Bedürfnisse von Mädchen zu verstehen und sie effektiv zu unterstützen, hat Plan International die Initiative „Girls Out Loud“ ins Leben gerufen, um Mädchen und jungen Frauen eine Online-Plattform zu bieten, auf der sie sich über ihre Rechte und die Themen, die sie beschäftigen, austauschen können.

Zu diesem Zweck wurden in mehreren Ländern private und geheime Facebook-Gruppen eingerichtet, in der Mitglieder Fragen stellen und zu verschiedenen Themen diskutieren. Es gibt je eine Moderatorin, um die Gruppe dynamisch zu gestalten, Vertrauen und Respekt aufzubauen und die Mädchen über ihre Rechte zu informieren. „Wenn wir über ein Telefon oder einen Computer Zugang zum Internet haben, schauen wir auch immer in diese Gruppe“, sagt eins der Gruppenmitglieder.

Die Online-Community gibt den Mädchen Raum zum Austausch über Gewalt- und Missbrauchsthemen, sexuelle und reproduktive Gesundheit sowie LGBTQ+-Rechte. Man konnte schnell beobachten, wie das Selbstvertrauen der Mädchen stieg, gemeinsam mit einem erhöhten Bewusstsein für Rechte, soziale Ungleichheiten und schädliche soziale Normen.

„Es ist ein Raum, in dem wir unsere Gefühle und Meinungen äußern können, ohne Angst haben zu müssen, verurteilt zu werden.“

Teilnehmerin der „Girls Out Loud“ Online-Community

„Es ist ein Raum, in dem wir unsere Gefühle und Meinungen äußern können, ohne Angst haben zu müssen, verurteilt zu werden. Ein Raum, in dem wir Unterstützung von einer Gemeinschaft bekommen können, wenn wir Probleme haben“, berichtet eins der Mädchen.

Wegen der Covid-19 Pandemie sind viele Mädchen in ihren Häusern zunehmend isoliert. Die Facebook-Gruppen bieten eine wichtige Anbindung an das Leben außerhalb der eigenen vier Wände, die ihnen hilft, mit anderen in Kontakt zu bleiben und aktiv zu bleiben. Die Moderatorinnen sind derweil zu einer Bezugsperson und Mentorin geworden, an die sich die Mädchen wenden können, wenn sie mit jemandem im Vertrauen sprechen wollen.

Vier Mädchen in pinken Tshirts machen ein Selfie.
Auch in Guinea bietet die Girls Out Loud Initiative Mädchen und jungen Frauen Rückhalt und Solidarität. Tania Pereira/Plan International

„Dieses Projekt zeigt große Wirkung. Auf dem digitalen Weg können wir viel mehr Mädchen erreichen.“

Jennifer Delgado, Projektleiterin „Girls Out Loud“

„Dieses Projekt zeigt große Wirkung. Auf dem digitalen Weg können wir viel mehr Mädchen erreichen“, erklärt die Projektleiterin Jennifer Delgado. „Es gibt aber derzeit eine neue Hürde. Vielen ist durch die Pandemie der Zugang zum Internet versperrt. Sie haben zu Hause keinen Internetzugang, und sind auf öffentliche Einrichtungen, wie zum Beispiel Schulen angewiesen, die momentan geschlossen sind. Daher hoffen wir, mehr Gelder zu erhalten, um diese Barrieren zu durchbrechen, und das Fortbestehen dieses Modells zu gewährleisten. Es hat wirklich großes Potenzial, die Mitsprache von Mädchen und jungen Frauen zu stärken.“

Zusätzlich sammelt Plan International die Gesprächsthemen anonymisiert, um sie zu analysieren. Diese Aufarbeitung der Inhalte ermöglicht es, Entscheidungen auf der Grundlage der aktuellen Interessen und Probleme der Mädchen zu treffen und die richtigen Projekte zu entwickeln, um ihnen und ihren Gemeinden zu helfen.

Häufig wird die Meinung von Mädchen nicht berücksichtigt, gerade wenn es um Entscheidungen geht, die ihre Leben direkt betreffen, zum Beispiel bei einer Zwangsverheiratung. Mädchen und junge Frauen haben auch wenig oder gar keine Informationen zu Menstruation, sexuelle und reproduktive Gesundheit. Dieses Projekt zeigt, dass Mädchen Veränderungen wollen und gemeinsam Ansätze entwickeln, wie diese herbeigeführt werden können.

„Letztens habe ich meinen Vater zur Rede gestellt, als es um sexuelle und reproduktive Gesundheit und Frauenrechte ging. Ich habe ihm gesagt: Es ist mein Körper, und du hast nicht zu entscheiden, was ich wann damit mache. Deine Ansprüche sind total machohaft. Ich habe seine Ansichten infrage gestellt, und ihn dazu gebracht, zu akzeptieren, dass ich über meinen Körper entscheide. Diese Macht habe ich von Girls Out Loud“, schreibt ein 17-jähriges Mädchen.

Mit 16 aktiven Girls-Out-Loud-Gruppen auf der ganzen Welt und tausenden von Mitgliedern, zum Beispiel in Kolumbien, den Philippinen, Peru und Benin, hat das Projekt einen großen Erfolg. Der Zusammenhalt im Netzwerk der Mädchen ist groß. Dieser sichere Raum hat ihnen geholfen, zu erkennen, wie stark sie sind, und hat viele motiviert, sich mehr bei den Aktivitäten von Plan International einzubringen.

„Es ist mein Körper, und du hast nicht zu entscheiden, was ich wann damit mache.“

Teilnehmerin (17) der „Girls Out Loud“ Online-Community

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