
Zukunftschancen in unsicherem Umfeld
Tosend brechen sich die Wellen in weitläufigen Buchten. Der Pazifik bestimmt Leben und Alltag der Menschen – auch hier an der Küste Ecuadors mit ihren malerischen Orten voller bunt bemalter Häuser. In der Provinz Manabí umgeben Wälder viele Gemeinden, in deren engen Gassen es allerdings auch dunkle Seiten gibt, über die die meisten Menschen lieber nicht sprechen möchten. „Mein Viertel ist unsicher, und es ist besorgniserregend zu sehen, dass Gewalt und Teenagerschwangerschaften immer öfter vorkommen“, gibt Lisdary unumwunden zu. Die 14-Jährige lebt mit ihren Eltern und drei Geschwistern in einem der hübschen Häuser und hat fernab sozialer Herausforderungen eigentlich weitreichende Pläne für ihre Zukunft.

„Es macht mich glücklich, wenn ich etwas zum Wohle anderer Menschen beitragen kann.“
Seit sie sich erinnern kann, träumt Lisdary davon, Ärztin zu werden. Sie hofft, eines Tages ein medizinisches Zentrum in ihrer Gemeinde zu eröffnen. „Anderen Menschen zu helfen hat für mich eine besondere Bedeutung“, sagt sie. „Es macht mich glücklich, wenn ich etwas zum Wohle anderer Menschen beitragen kann.“
Dass dies immer und überall gelingt, dagegen spricht ein Blick auf aktuelle UN-Statistiken, wonach in Ecuador 65 von 100 Frauen im Alter zwischen 15 und 49 Jahren bereits eine Form von Gewalt erlebt haben. Mit 63,49 pro 1.000 Frauen weist Ecuador außerdem eine der höchsten Schwangerschaftsraten von Müttern im Alter von 15 bis 19 Jahren in Lateinamerika auf.

Gewalt verhindern und dadurch Zukunftschancen verbessern
Die Zahlen spiegeln die Notwendigkeit wider, stärker gegen Gewalt vorzugehen und die Zukunftschancen insbesondere von Mädchen und jungen Frauen in dem südamerikanischen Land besser zu wahren. Ein Mittel bieten Clubs, in denen sind speziell Mädchen und junge Frauen treffen, austauschen und gegenseitig zur Seite stehen können.
Durch ihre Mitgliedschaft in einer von Plan International initiierten Mädchenbewegung konnte Lisdary sich über die Gleichstellung der Geschlechter, Familienplanung und Verhütung von Teenagerschwangerschaften informieren. Durch regelmäßige Treffen, Schulungen und Dialoge in der Gemeinde hat sie einen Raum gefunden, in dem sie sich mit persönlichen Fragen gehört und wertgeschätzt fühlt. „Diese Workshops haben mich gelehrt, mich selbst besser kennenzulernen, mit anderen Mädchen zusammenzuarbeiten und, um unseren Alltag positiv zu verändern.“

„Habt keine Angst, zu kämpfen und an die Möglichkeit einer anderen Zukunft zu glauben!“

Die Arbeit zum Schutz von Mädchen und Frauen vor Gewalt und Ungleichheit bringt Lisdary zugleich der Verwirklichung ihres Lebenstraums ein Stück näher: „Ich möchte jeder Frau raten, für ihre Träume zu kämpfen, denn jede kleine Anstrengung zählt. Habt keine Angst, zu kämpfen und an die Möglichkeit einer anderen Zukunft zu glauben!“
Eine der größten Unterstützerinnen von Lisdary ist ihre Großmutter Carmen, die stets eine Quelle der Inspiration darstellt: „Sie hat mich darin bestärkt, nicht aufzugeben. Sie ermutigt mich immer wieder, aktiv zu werden und andere Mädchen zu unterstützen“, sagt Lisdary.
Die heute 58-jährige Carmen arbeitet seit rund 18 Jahren ehrenamtlich für Plan International Ecuador und setzt sich für den Schutz von Kindern und Jugendlichen in ihrer Gemeinde ein. Über ihr Engagement und ihre Hoffnungen sagt sie: „Ich wünsche mir ein Land frei von Gewalt und Unsicherheit. Ich möchte ein Land des Friedens. Und es freut mich sehr, dass meine Enkelin ihren Traum, Ärztin zu werden, weiterverfolgt. Sie wird diese Chance bekommen.“
Der Artikel über Lisdary wurde mit Material aus dem ecuadorianischen Plan-Büro erstellt.