Elizabeth (5) steht im Schatten einiger Bäume und betrachtet die verstreuten Ziegelsteine ihres eingestürzten Hauses. Das trockene, heiße Wetter an diesem Tag steht in starkem Gegensatz zu den wochenlangen Regenfällen, die der Wirbelsturm „Freddy“ noch Anfang des Jahres über die Gemeinden im malawischen Mulanje gebracht hat.
Über einen Monat lang wütete „Freddy“, einer der stärksten und längsten Zyklone, die auf der Südhalbkugel jemals verzeichnet wurden. Im Februar 2023 traf er erstmals auf Land. In weiten Teilen des südlichen und östlichen Afrikas verursachte Freddy verheerende Überschwemmungen und Erdrutsche – auch in den Programmgebieten von Plan International in Lugela (Mosambik) und Anfang März in Mulanje (Malawi). Tausende Häuser wurden zerstört. Allein in Malawi, das am stärksten getroffen wurde, mussten 180.000 Menschen ihr Zuhause verlassen.
Elizabeth, die als Patenkind am Programm von Plan International teilnimmt, lebt mit ihrem älteren Bruder und ihren Eltern im Süden Malawis. Am Abend des 8. März 2023 brachten die schweren Regenfälle und der Wind, die seit fast einer Woche ununterbrochen auf die Region niederprasselten, das Haus von Elizabeths Familie zum Einsturz. Die Fünfjährige und ihr Bruder schliefen tief und fest, zusammengerollt neben ihren Eltern im gemeinsamen Bett auf der einen Seite des Hauses. Doch als die gegenüberliegende Wand einstürzte und Wasser und Wind eindrangen, wurden sie von ihren Eltern geweckt und die Familie rannte ins Freie. Keiner von ihnen hatte Zeit, seine Habseligkeiten einzusammeln.
Zuflucht fanden sie im Haus der Großeltern. Obwohl diese sie einluden, so lange wie nötig zu bleiben, waren Elizabeths Vater und Mutter entschlossen, ihr Haus wieder aufzubauen und so schnell wie möglich zurückzukehren.
Doch knapp fünf Monate später kommt Elizabeth immer noch jeden Tag auf dem Weg zum Kindergarten an ihrem eingestürzten Haus vorbei. „Das Leben ist jetzt hart“, sagt ihr Vater Samuel (34), der als Bauer arbeitet. „Es tut mir weh, das Haus zu sehen, an dem ich jeden Tag auf dem Weg zu unseren Feldern vorbeikomme. Wir hatten Träume für die Zukunft und hätten nie gedacht, dass wir einmal dort sein würden, wo wir jetzt sind.“
Samuel und seine Frau, die auf dem lokalen Markt getrockneten Fisch verkauft, haben bei dem Sturm alles verloren – Kleidung, Schulmaterial, Kochutensilien und vieles mehr – und sparen nun, um Material für den Wiederaufbau ihres Hauses zu kaufen. „Unser Wunsch ist es, wieder ein normales Leben zu führen“, sagt Samuel. „Wir haben überlebt und sind dankbar dafür.“
Plan International unterstützt Familien wie die von Elizabeth, die durch den Sturm alles verloren haben, mit lebensrettenden Sofortmaßnahmen wie Nahrungsmitteln und anderen Hilfsgütern für Haushalte. Außerdem führt das Kinderhilfwerk mehrere Maßnahmen in den Bereichen Schutz in Notsituationen, Bildung und WASH (Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene) durch – sowohl in Malawi als auch den betroffenen Programmgebieten in Mosambik.
Auch die 13-jährige Irene und ihre Familie schliefen friedlich in ihrem Haus, als der Zyklon eintraf. „Wir wurden davon geweckt, dass Wasser in unser Haus strömte. Ich hörte die Menschen schreien, während ihr ganzer Besitz und ihre Häuser weggeschwemmt wurden“, erinnert sich das Patenkind aus Mulanje. „All unsere Sachen wurden beschädigt oder gingen kaputt. Unsere Töpfe, Teller und – was mich am traurigsten machte – meine Schulsachen waren ruiniert.“
Doch Irene und ihre Familie hatten Glück. Sie konnten die Gegend rechtzeitig verlassen, weil sie einige Tage zuvor in einer Radiosendung von dem nahenden Tropensturm gehört und über seine potenziellen Gefahren informiert wurden. „Bevor uns der Sturm traf, wurden wir in einer Radiosendung von Plan International vor den Gefahren eines Zyklons gewarnt. Als es anfing, so stark zu regnen, wussten wir alle, dass etwas Schlimmes geschehen würde, weil wir die Warnungen gehört hatten. Also rannten wir um unser Leben“, erzählt Irene.
Plan International arbeitete mit der lokalen Verwaltung im Bezirk Mulanje sowie dem Ministerium für Klimawandel und Meteorologie zusammen, um die Gemeinden über den Radiosender Mzati bei Bedarf rechtzeitig zu warnen. Als Zyklon Freddy aufzog, wurden außerdem Plan-Teams in Geländefahrzeugen zu Menschen in abgelegenen, hochwassergefährdeten Gebieten zu alarmieren.
„Wir wussten, dass wir in höhere Gebiete mussten, also rannten wir zu meiner Schule. Hunderte von Menschen waren dort versammelt und es regnete weiterhin sehr stark. Niemand hatte irgendetwas bei sich“, berichtet Irene. Ihre Schule wurde zu einer vorläufigen Notunterkunft für heimatlose Familien umfunktioniert. Die Klassenzimmer wurden als Schlafsäle genutzt, also fiel der Unterricht für einen Monat aus.
„Ich habe mir große Sorgen gemacht, als die Schule geschlossen wurde, weil ich gern zur Schule gehe“, sagt Irene. Sie ist eine der besten Schüler:innen in ihrem Jahrgang. Sie hofft, dass sie eine weiterführende Schule besuchen und einmal Englischlehrerin werden kann.
Zyklon Freddy verwüstete die gesamte Gemeinde. Auch die Felder von Irenes Familie wurden zerstört. „Wir verdienen unser Geld mit der Landwirtschaft, also wirkte sich der Sturm auf unseren Lebensunterhalt aus“, erzählt Irenes große Schwester. „Diesmal brachte uns der Regen kein Glück, er zerstörte unsere ganze Ernte. Ich hatte hauptsächlich Mais angebaut und jetzt haben wir keine Einkommensquelle mehr.“
Irene und ihre Familie erhielten über ein Projekt von Plan International eine Ziege, mit der sie Geld für Lebensmittel und andere Kosten wie Irenes Schulgebühren verdienen können.