In den ländlichen Teilen Nepals ist der Zugang zu Bildung nach wie vor keine Selbstverständlichkeit. Viele Kinder können aufgrund geografischer, wirtschaftlicher und kultureller Hindernisse nicht zur Schule gehen. Die 16-jährige Prema gehört zu den Glücklichen: Sie besucht derzeit die 10. Klasse an einem Internat, das von der Stadtverwaltung finanziell unterstützt wird. Derzeit bereitet sie sich auf die Prüfungen für die Oberstufe vor.
„Ich habe das Privileg, in einer Schule zu lernen, für die wir wenig bezahlen müssen. Die Hälfte des Schulgeldes wird von der Gemeinde übernommen“, erklärt Prema und fügt hinzu: „Das hat die finanzielle Belastung für meine Eltern verringert. Die Schule stellt außerdem kostenloses Essen und Schuluniformen zur Verfügung.“
„Das größte Problem war der Zugang zu Menstruationsprodukten und deren Entsorgung.“
Obwohl Prema sich keine Sorgen mehr um ihre Ausbildung machen muss, haben sie und ihre Freundinnen mit anderen Schwierigkeiten zu kämpfen, die dadurch verstärkt werden, dass sie nicht zuhause leben. „Das größte Problem war der Zugang zu Menstruationsprodukten und deren Entsorgung. Wir haben unsere gebrauchten Binden immer in den Fluss geworfen und fühlten uns schlecht, weil wir die Natur verschmutzt haben.“
Um die Mädchen an der Schule zu unterstützen, gründete Plan International einen Club für heranwachsende Mädchen. Der Club sollte ihnen dabei helfen, geschlechtsspezifische Ungleichheiten zu überwinden und ihre Rechte wahrzunehmen. Die 20 Mitglieder der Gruppe wurden zu Themen des Kinderschutzes, der sexuellen und reproduktiven Gesundheit und Rechte und allgemeinen Lebenskompetenzen geschult.
Prema wurde zur Vorsitzenden des Mädchenclubs gewählt und konnte in dieser Rolle wichtige Themen angehen: „Ich erfuhr, dass die Regierung Mittel für soziale Zwecke bereitstellt, zum Beispiel auch für die Einrichtung geschlechtergerechter Toiletten. In meiner Rolle als Leiterin sah ich die Notwendigkeit solcher Toiletten mit zuverlässiger Wasserversorgung und Hygieneartikeln. Also nutzten wir den in der Schule eingeführten Beschwerdemechanismus.“
Der Beschwerdemechanismus wurde von Plan International als Teil des „STEAM Ahead“-Projekts eingerichtet, um das Melden und die Lösung von Geschlechterungerechtigkeit zu fördern. Es gab eine Informationsveranstaltung zu dem Beschwerdemechanismus mit dem Schulverwaltungsausschuss, der Elternvertretung und den Mitgliedern des Mädchenclubs. Dort wurde ein Ausschuss gebildet, der die Beschwerden bearbeitet.
„Nach unserer Beschwerde wurde ein Antrag für die Förderung von geschlechtergerechten Toiletten in der Schule bei der Gemeinde eingereicht“, berichtet Prema. „Innerhalb weniger Monate stellte die Gemeinde meiner Schule 400.000 Nepalesische Rupie zur Verfügung. Jetzt haben wir richtige getrennte Toiletten mit Wasser und Seife. Die Toiletten werden auch regelmäßig gereinigt.“
Tilak Khadka, Lehrer für Naturwissenschaften und Mathematik freut sich, dass der Beschwerdemechanismus den Schüler:innen einen sicheren, zugänglichen und effektiven Kanal bietet, über den sie Feedback geben und Beschwerden vorbringen können.
„Wir diskutieren regelmäßig über unser Verhalten und die Beseitigung von Geschlechterdiskriminierung in der Schule.“
Tilak erklärt, dass der Mechanismus den Lehrern geholfen hat, die Gleichstellung der Geschlechter in ihrer Unterrichtspraxis aktiv zu fördern. „Wir diskutieren regelmäßig über unser Verhalten und die Beseitigung von Geschlechterdiskriminierung in der Schule. Zum Beispiel beziehen wir weibliche Schülerinnen mehr in Schulveranstaltungen ein und haben ein Rotationssystem eingeführt, um sicherzustellen, dass sowohl Jungen als auch Mädchen für die Reinigung der Wohnräume zuständig sind.“
Dank der Intervention des Mädchenclubs müssen sich die Mädchen der Schule keine Sorgen mehr über ihre Periode machen. „Mithilfe des Clubs konnten wir unsere Stimme erheben, um die Bereitstellung von Menstruationsprodukten zu fordern. Bei verschiedenen Schulungen im Rahmen des Projekts lernten wir wichtige Dinge über Menstruationshygiene und -gesundheit.“
„Der Mädchenclub hat die Schulverwaltung auch um eine Lösung für die Entsorgung von Periodenprodukten gebeten“, fährt Prema fort. „Jetzt haben wir in der Schule ein Müllentsorgungssystem in den Toiletten, sodass wir nicht mehr nach draußen gehen müssen, um unsere gebrauchten Binden wegzuschmeißen.“
Ein weiteres Thema, mit dem sich der Club beschäftigt hat, war der mangelnde Schutz für Schülerinnen. „In unserer Schule gab es nur männliche Mitarbeiter und Lehrer. Wir hatten das Gefühl, dass es schwierig war, unsere Erfahrungen und Probleme mit ihnen zu teilen“, erzählt Prema. „In meinem Wohnheim wurden wir auch von einem der männlichen Lehrer belästigt, der immer an die Tür klopfte und hereinkommen wollte. Wir besprachen dieses Problem im Club, beschwerten uns bei der Schulverwaltung und forderten die Einstellung von weiblichem Personal und einer weiblichen Aufsichtsperson für das Wohnheim.“
„Wir beschwerten uns bei der Schulverwaltung und forderten die Einstellung von weiblichem Personal.“
„Die Schulleitung hat das positiv aufgenommen. Jetzt arbeitet eine Buchhalterin in der Schule. Uns wurde eine weibliche Aufsichtsperson versprochen, und wir hoffen, dass sie in naher Zukunft eingestellt wird.“ Nach einem Jahr als Vorsitzende des Mädchenclubs hat Prema die Rolle an eine andere Schülerin übergeben. „Jedes Jahr wählen wir eine neue Vorsitzende. Ich bin noch als Beraterin tätig.“
Der Artikel wurde mit Material aus dem Plan Büro in Nepal erstellt.