Es ist halb acht Uhr morgens als Fabián in Latacunga eintrifft. Er möchte an einem Erziehungsworkshop teilnehmen, der von Plan International in der Stadt durchgeführt wird. Dafür ist er zweieinhalb Stunden angereist. „Ich lebe in einer Gemeinde im Kanton Sigchos. Es ist ein schöner, ruhiger Ort“, sagt er und seine Augen leuchte, während er berichtet. „Unsere Haupttätigkeit ist die Landwirtschaft. Alle bei uns bewirtschaften Land und halten Tiere. Obwohl unsere Gemeinde im Hochland der Anden liegt, hat sie ein gutes Klima mit viel Sonnenschein das ganze Jahr über.“
Für Fabián ist es nicht die erste Veranstaltung, die er besucht. Vor sechs Jahren habe er zum ersten Mal von Plan International gehört, so der dreifache Vater. Damals hat er an einem Workshop für die Erziehung von Kleinkindern teilgenommen. Danach besuchte er weitere Veranstaltungen und wurde von seiner Gemeinde aufgrund seines Engagements, seiner Tatkraft und seiner Motivation als Freiwilliger ausgewählt.
In Lateinamerika ist es nicht üblich, dass Männer sich an der Kinderbetreuung und Erziehung beteiligen – das gilt, wie auch die Hausarbeit, als reine Frauensache. Dieses traditionelle Rollenbild ist für alle Beteiligten schädlich und schränkt sie ein: Frauen sind dadurch an den Haushalt gebunden, können nicht arbeiten und sind finanziell abhängig vom Ehemann. Männer verspüren den Druck, Versorger ihrer Familie zu sein und fühlen sich oft nicht frei, Gefühle gegenüber ihren Kindern zu zeigen und gesunde, liebevolle Beziehungen zu ihnen aufzubauen. (Lesen Sie dazu auch: „Ein Vater sagt schädlicher Männlichkeit den Kampf an“)
Plan International Ecuador arbeitet in 600 Gemeinden mit Vätern zusammen, um sie zu ermutigen, sich aktiv an der Erziehung ihrer Kinder zu beteiligen. Die landesweite Kampagne „Väter, die sich kümmern“ („Papás que cuidan“) stärkt das öffentliche Bewusstsein dafür, wie wichtig und prägend eine positive Vaterrolle für die Entwicklung eines Kindes vor allem in seinen ersten Lebensjahren ist.
Ein besonderer Fokus des Projekts war die Stärkung der Elternkompetenzen. In diesem Zuge beschäftigten sich Väter auch mit gesunder Ernährung, Gesundheitsversorgung und frühkindlicher Förderung.
Durch sein Engagement hat Fabián viel über den Kinderschutz gelernt und mit Unterstützung von Plan International hat er inzwischen eine Zertifizierung in diesem Bereich erworben. „Die Arbeit als Freiwilliger ist eine Verpflichtung gegenüber der gesamten Gemeinschaft, insbesondere gegenüber Kindern“, sagt er. Mit einem heißen Kaffee in der Hand, der ihn gegen das kühle Wetter in Cotopaxi, wo Tundraklima herrscht, wappnet, erzählt der Familienvater, wie ihm sein Ehrenamt und die Workshops dabei geholfen haben, seine Töchter bestmöglich zu unterstützen und ein guter Vater zu sein. „Als meine Töchter jünger waren, haben meine Frau und ich ihnen beigebracht, wie wichtig es ist, sich immer für den Schulbesuch fertig zu machen. Wir machen gemeinsam Frühstück, ich helfe ihnen beim Haare bürsten und sorge dafür, dass sie alle nötigen Schulsachen haben“, erklärt Fabián. „Ich habe auch gelernt, wie wichtig es ist, sich aktiv für ihre Bildung zu interessieren und ihnen bei den Hausaufgaben zu helfen, denn Bildung ist sehr wichtig.“
„Die größte Herausforderung besteht darin, die Geschlechterstereotypen zu durchbrechen, die in den Vätern verinnerlicht sind.“
„Das Wichtigste für mich war die Erkenntnis, dass ich die Erziehung meiner Töchter direkt beeinflussen kann“, fügt Fabián an. Heute ist der Vater dreier Mädchen ein Vorbild in seiner Gemeinde, der unermüdlich darüber aufklärt, wie wichtig die Beteiligung von Vätern an der Betreuung ihrer Kinder ist. Er selbst lebt es vor und ist voll in die Erziehung seiner Töchter eingebunden und teilt die Aufgaben im Haushalt zu gleichen Teilen mit seiner Frau. „Ich möchte ein Vater sein, der die Erziehung unterstützt und sich dafür einsetzt, dass sie in einer sicheren Umgebung aufwachsen und an ihre Träume glauben können. Deshalb spiele ich mit ihnen, kümmere mich um den Haushalt und nehme weiterhin an diesen Schulungen teil.“
Der Artikel wurde mit Material aus dem ecuadorianischen Plan-Büro erstellt.