Bolivien, Ecuador, Kolumbien und Peru sind Länder, die mit etlichen, sich überschneidenden Krisen konfrontiert sind. Naturkatastrophen sowie Armut, Gewalt und schwache Regierungsführung haben oft schwerwiegende Folgen für den Bildungsbereich: Millionen Kinder in der Andenregion versäumen regelmäßig den Unterricht, weil Klassenräume beschossen, Schulgebäude durch Naturkatastrophen zerstört werden oder der Unterricht durch Vertreibung unterbrochen wird.
Mit der Förderung der „Safe Schools Initiative“ in den vier lateinamerikanischen Ländern will Plan International die negativen Auswirkungen von Krisen auf den Lernerfolg von Kindern minimieren. Es soll ein schützendes und widerstandsfähiges Bildungsumfeld geschaffen werden, das mehr als 85.000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene erreicht.
Das von der Generaldirektion für Humanitäre Hilfe der Europäischen Kommission finanzierte Projekt „Safe Horizons – Sichere Horizonte“ baut auf den Erfolgen eines laufenden, ebenfalls von der EU finanzierten Projekts in Ecuador auf. Dort wurden erfolgreich Ausschüsse für Risikomanagement gefördert, Schutzrouten identifiziert und die Schulinfrastruktur verbessert.
Mit der „Safe Schools Initiative“ will Plan International die negativen Auswirkungen von Krisen im Bildungsbereich minimieren.
Auf lokaler Ebene unterstützt das Projekt 64 Schulen dabei, besser auf Notfälle vorbereitet zu sein, bestehende Risiken einschließlich Gewalt zu mindern und ein günstiges Umfeld für die akademische und persönliche Entwicklung der Schüler:innen zu schaffen. Lehrer:innen, Schüler:innen und Mitglieder von Katastrophenschutz-Ausschüssen nehmen an Schulungen und Workshops teil, um ihre Vorsorge- und Reaktionsfähigkeiten zu stärken. Es wird eine konfliktsensitive Methodik angewandt, um die psychosozialen Risiken von Kindern und Jugendlichen in Gebieten zu verringern, die durch natürliche und vom Menschen verursachte Bedrohungen besonders gefährdet sind.
„Die Andenregion ist mit zahlreichen und sich überschneidenden Krisen konfrontiert, wie zum Beispiel Zwangsvertreibungen, bewaffneten Konflikten, großer Ungleichheit und sozio-ökonomischer Benachteiligung. Im Bildungsbereich schränken diese zunehmenden Bedrohungen den Zugang von Kindern zu Schulen ein, insbesondere für die am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen", sagt Jessica Chaix, Leiterin der humanitären Projekte der Europäischen Union in Südamerika.
Da mehrfache, sich überschneidende Krisen oft zu einem Schulabbruch führen, konzentriert sich „Safe Horizons“ auch auf Maßnahmen zum Schulverbleib – einschließlich Schulanfangskampagnen, Verbesserung der schulischen Infrastruktur sowie der Ausgabe von Bargeld und Gutscheinen, um den Zugang von Kindern und Jugendlichen zu Bildung zu fördern.
Auf regionaler Ebene werden Akteur:innen aus Bildungsnetzwerken, nationalen Bildungsministerien sowie Jugendvertreter:innen in das Projekt eingebunden, damit gemeinsame Vereinbarungen und Rahmenbedingungen für die Einführung der „Safe Schools Initiative“ in der Andenregion geschaffen werden. Im Rahmen des Projekts kommen auch partizipative und inklusive Ansätze zum Einsatz, um eine regionale Forschungsstudie über das Ausmaß von Gewalt in den Schulen zu realisieren.
Zudem soll eine Kommunikationsstrategie entwickelt werden, die für die Bedeutung des Bildungszugangs, die Förderung der Bildungskontinuität und den Schutz der Bildungswege für Kinder und Jugendliche in Katastrophengebieten sensibilisiert.
Ziel des Projekts ist es, die Eigenverantwortung der Akteur:innen von Bildungseinrichtungen auf lokaler, nationaler und regionaler Ebene zu gewährleisten. Das Projekt „Safe Horizons“ soll die Koordinierung zwischen diesen Interessengruppen verbessern, indem partizipative und integrative Methoden eingesetzt werden. Es fördert die Mitverantwortung der Bildungsträger:innen für den Schutz von Kindern und Jugendlichen und schafft sichere Lerngemeinschaften innerhalb und außerhalb von Schulen.
Auf diese Weise erfüllt „Safe Horizons“ die dringenden und kritischen Bildungs- und Schutzbedürfnisse von schwer erreichbaren, vertriebenen, gefährdeten und außerschulischen Kindern und Jugendlichen.
Ende Oktober 2024 hat Plan International mit Unterstützung der Europäische Union (EU) ein regionales Netzwerk für sichere Schulen ins Leben gerufen und zu einer Fachtagung in die ecuadorianische Hauptstadt Quito eingeladen. Hochrangige Vertreter:innen der Bildungsministerien von Bolivien, Ecuador, Kolumbien und Peru sowie EU-Delegierte und Mitarbeiter:innen internationaler Organisationen tauschten sich aus und vereinbarten weitere Maßnahmen für die Sicherheit und Widerstandsfähigkeit von Bildungseinrichtungen in den vier Andenländern.
Die EU und ihre Mitgliedstaaten gehören zu den weltweit führenden Gebern von humanitärer Hilfe. Die Nothilfe ist Ausdruck der europäischen Solidarität mit Menschen in Not weltweit und zielt darauf ab, Leben zu retten, menschliches Leid zu verhindern beziehungsweise zu lindern sowie die Unversehrtheit und die Menschenwürde der von Katastrophen und von Menschen verursachten Krisen betroffenen Bevölkerungsgruppen zu schützen. Über die Generaldirektion Europäischer Katastrophenschutz und humanitäre Hilfe der Europäischen Kommission hilft die EU jedes Jahr Millionen von Menschen, die von Konflikten und Katastrophen betroffen sind. Mit ihrem Hauptsitz in Brüssel und einem weltweiten Netz von Außenstellen leistet die EU den am stärksten gefährdeten Menschen Hilfe auf der Grundlage der humanitären Prinzipien.
Antje Schröder, Pressereferentin und Lateinamerika-Expertin im Hamburger Plan-Büro, hat den Bericht über das Projekt „Safe Horizons“ für die Plan Post aufgeschrieben.