Anden-Allianz für sichere Schulen

Foto: Verité

Mit Unterstützung der EU hat Plan International in Lateinamerika das Projekt „Safe Horizons“ gestartet, um ein krisensicheres Bildungsumfeld zu schaffen.

Bolivien, Ecuador, Kolumbien und Peru sind Länder, die mit etlichen, sich überschneidenden Krisen konfrontiert sind. Naturkatastrophen sowie Armut, Gewalt und schwache Regierungsführung haben oft schwerwiegende Folgen für den Bildungsbereich: Millionen Kinder in der Andenregion versäumen regelmäßig den Unterricht, weil Klassenräume beschossen, Schulgebäude durch Naturkatastrophen zerstört werden oder der Unterricht durch Vertreibung unterbrochen wird.

Mit der Förderung der „Safe Schools Initiative“ in den vier lateinamerikanischen Ländern will Plan International die negativen Auswirkungen von Krisen auf den Lernerfolg von Kindern minimieren. Es soll ein schützendes und widerstandsfähiges Bildungsumfeld geschaffen werden, das mehr als 85.000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene erreicht.

Das von der Generaldirektion für Humanitäre Hilfe der Europäischen Kommission finanzierte Projekt „Safe Horizons – Sichere Horizonte“ baut auf den Erfolgen eines laufenden, ebenfalls von der EU finanzierten Projekts in Ecuador auf. Dort wurden erfolgreich Ausschüsse für Risikomanagement gefördert, Schutzrouten identifiziert und die Schulinfrastruktur verbessert.

Ein tiefer Riss in einer Straße
Bedrohliche Lage: Nach einem schweren Erdbeben 2016 sind neben Schulen auch viele Straßen der ecuadorianischen Provinz Manabí zerstört Fabricio Morales

Mit der „Safe Schools Initiative“ will Plan International die negativen Auswirkungen von Krisen im Bildungsbereich minimieren.

Schulkinder stehen im Halbkreis vor einem Lehrer
Ein Plan-Mitarbeiter informiert Schulkinder in Peru über die Folgen von Naturkatastrophen und wie sie sich davor schützen können Plan International

Schulen besser auf Krisen vorbereiten

Auf lokaler Ebene unterstützt das Projekt 64 Schulen dabei, besser auf Notfälle vorbereitet zu sein, bestehende Risiken einschließlich Gewalt zu mindern und ein günstiges Umfeld für die akademische und persönliche Entwicklung der Schüler:innen zu schaffen. Lehrer:innen, Schüler:innen und Mitglieder von Katastrophenschutz-Ausschüssen nehmen an Schulungen und Workshops teil, um ihre Vorsorge- und Reaktionsfähigkeiten zu stärken. Es wird eine konfliktsensitive Methodik angewandt, um die psychosozialen Risiken von Kindern und Jugendlichen in Gebieten zu verringern, die durch natürliche und vom Menschen verursachte Bedrohungen besonders gefährdet sind.

„Die Andenregion ist mit zahlreichen und sich überschneidenden Krisen konfrontiert, wie zum Beispiel Zwangsvertreibungen, bewaffneten Konflikten, großer Ungleichheit und sozio-ökonomischer Benachteiligung. Im Bildungsbereich schränken diese zunehmenden Bedrohungen den Zugang von Kindern zu Schulen ein, insbesondere für die am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen", sagt Jessica Chaix, Leiterin der humanitären Projekte der Europäischen Union in Südamerika.

Da mehrfache, sich überschneidende Krisen oft zu einem Schulabbruch führen, konzentriert sich „Safe Horizons“ auch auf Maßnahmen zum Schulverbleib – einschließlich Schulanfangskampagnen, Verbesserung der schulischen Infrastruktur sowie der Ausgabe von Bargeld und Gutscheinen, um den Zugang von Kindern und Jugendlichen zu Bildung zu fördern.

Initiative für sichere Schulen

Die „Safe Schools Initiative“ wurde von einer globalen Allianz aus UN-Organisationen, internationalen Nichtregierungsorganisationen und institutionellen Partnern ins Leben gerufen. Diese globale Partnerschaft stärkt das Engagement für sichere Schulen. Deutschland hat 2018 die „Safe Schools Declaration“ zum weltweiten Schutz von Schulen in Krisen und Konflikten unterzeichnet. Sie bekräftigt, das humanitäre Völkerrecht und menschenrechtliche Verpflichtungen einzuhalten sowie jegliche militärische Nutzung von Bildungseinrichtungen zu unterlassen.

Ein Junge liegt auf einer Schlafmatte
Nach dem Erdbeben keine Schule: Junge in einer Notunterkunft in Ecuador Fabricio Morales
Mädchen und Jungen auf einem Schulhof
Nicht alle Kinder und Jugendlichen in der Andenregion gehen zur Schule – unterschiedliche Krisen hindern sie daran Mauricio Panozo

Ganzheitlicher Ansatz für Bildung auch in Notsituationen

Auf regionaler Ebene werden Akteur:innen aus Bildungsnetzwerken, nationalen Bildungsministerien sowie Jugendvertreter:innen in das Projekt eingebunden, damit gemeinsame Vereinbarungen und Rahmenbedingungen für die Einführung der „Safe Schools Initiative“ in der Andenregion geschaffen werden. Im Rahmen des Projekts kommen auch partizipative und inklusive Ansätze zum Einsatz, um eine regionale Forschungsstudie über das Ausmaß von Gewalt in den Schulen zu realisieren.

Zudem soll eine Kommunikationsstrategie entwickelt werden, die für die Bedeutung des Bildungszugangs, die Förderung der Bildungskontinuität und den Schutz der Bildungswege für Kinder und Jugendliche in Katastrophengebieten sensibilisiert.

Neues Regionalprojekt

„Das von der Europäischen Union (EU) finanzierte Projekt ist eine einzigartige Gelegenheit, das ,Safe Schools'-Konzept zur Stärkung der öffentlichen Bildungspolitik zu fördern und umzusetzen. Wir verfolgen dabei einen ganzheitlichen Ansatz, um das Katastrophenrisiko zu verringern, Bildung in Notsituationen zu ermöglichen und den Schutz von Kindern und Jugendlichen zu gewährleisten, insbesondere für diejenigen, die in den Zielgebieten der vier Länder am stärksten gefährdet sind.“
Diana Salazar, Projektkoordinatorin von Plan International Ecuador

Ein Dorf zwischen Bergen
Erdrutsche in der peruanischen Andenregion Cusco bedrohen die Infrastruktur und damit immer wieder den Zugang zu Schulen Plan International

Gemeinsamer Einsatz für sichere Bildungsgemeinschaften

Ziel des Projekts ist es, die Eigenverantwortung der Akteur:innen von Bildungseinrichtungen auf lokaler, nationaler und regionaler Ebene zu gewährleisten. Das Projekt „Safe Horizons“ soll die Koordinierung zwischen diesen Interessengruppen verbessern, indem partizipative und integrative Methoden eingesetzt werden. Es fördert die Mitverantwortung der Bildungsträger:innen für den Schutz von Kindern und Jugendlichen und schafft sichere Lerngemeinschaften innerhalb und außerhalb von Schulen.

Auf diese Weise erfüllt „Safe Horizons“ die dringenden und kritischen Bildungs- und Schutzbedürfnisse von schwer erreichbaren, vertriebenen, gefährdeten und außerschulischen Kindern und Jugendlichen.

Jetzt für die Nothilfe spenden

Weltweit nimmt die Zahl der Krisen zu: Naturkatastrophen, bewaffnete Konflikte, Hunger und Vertreibung bedrohen Gesundheit, Lebensgrundlagen sowie die Zukunft von Millionen Menschen. Gerade Kinder sind in unübersichtlichen Situationen der Not oft diejenigen, die am wenigsten Beachtung finden. Mit Ihrer Spende in den Nothilfe-Fonds helfen Sie uns, betroffene Kinder und ihre Familien zu unterstützen.

Jetzt unterstützen
Delegationen stehen auf einem Schulhof
Beim Besuch einer Schule in Quito konnten sich die Teilnehmenden der Fachtagung über den Schutz von Bildungseinrichtungen und Anpassung an Risikoszenarien informieren Plan International
Gruppenfoto in Quito
Projektauftakt in Quito: Plan International organisierte eine Tagung mit Fachleuten aus den Bildungsministerien von Bolivien, Ecuador, Kolumbien und Peru sowie von EU und Partnerorganisationen Plan International

Katastrophenschutz und humanitäre Hilfe der EU

Ende Oktober 2024 hat Plan International mit Unterstützung der Europäische Union (EU) ein regionales Netzwerk für sichere Schulen ins Leben gerufen und zu einer Fachtagung in die ecuadorianische Hauptstadt Quito eingeladen. Hochrangige Vertreter:innen der Bildungsministerien von Bolivien, Ecuador, Kolumbien und Peru sowie EU-Delegierte und Mitarbeiter:innen internationaler Organisationen tauschten sich aus und vereinbarten weitere Maßnahmen für die Sicherheit und Widerstandsfähigkeit von Bildungseinrichtungen in den vier Andenländern.

Zwei Mädchen und ein Junge
Kinder sollen jederzeit eine Schule besuchen und abschließen können Verité

Die EU und ihre Mitgliedstaaten gehören zu den weltweit führenden Gebern von humanitärer Hilfe. Die Nothilfe ist Ausdruck der europäischen Solidarität mit Menschen in Not weltweit und zielt darauf ab, Leben zu retten, menschliches Leid zu verhindern beziehungsweise zu lindern sowie die Unversehrtheit und die Menschenwürde der von Katastrophen und von Menschen verursachten Krisen betroffenen Bevölkerungsgruppen zu schützen. Über die Generaldirektion Europäischer Katastrophenschutz und humanitäre Hilfe der Europäischen Kommission hilft die EU jedes Jahr Millionen von Menschen, die von Konflikten und Katastrophen betroffen sind. Mit ihrem Hauptsitz in Brüssel und einem weltweiten Netz von Außenstellen leistet die EU den am stärksten gefährdeten Menschen Hilfe auf der Grundlage der humanitären Prinzipien.

Antje Schröder, Pressereferentin und Lateinamerika-Expertin im Hamburger Plan-Büro, hat den Bericht über das Projekt „Safe Horizons“ für die Plan Post aufgeschrieben.

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