Bhumika aus Nepal: Von Frühverheiratung bedroht

Foto: Plan International/Erik Thallaug

Die 7-jährige Bhumika wächst in einer der ärmsten Regionen Nepals auf. Kinderheirat ist hier keine Seltenheit und auch Bhumika droht dieses Schicksal.

Bhumika ist ein ganz normales 7-jähriges Mädchen: „Ich liebe es zu lesen und mit anderen Kindern aus der Nachbarschaft zu spielen“, sagt sie. Ihre Lieblingsfarbe ist Rosa und ihr Lieblingstier der Elefant, obwohl sie Angst vor ihm hat. In dem Dschungel, der das Dorf umgibt, leben einige Elefanten, die den Bewohnern auch ganz schön gefährlich werden können. Gefährlicher als die Elefanten ist für Bhumika aber die Gefahr, frühverheiratet zu werden.

Obwohl Nepal die UN-Kinderrechtskonvention unterzeichnet hat, die besagt, dass Kinder vor ihrem 18. Geburtstag nicht verheiratet werden dürfen, ist Kinderheirat dort keine Seltenheit. Über 40 Prozent aller Mädchen in Nepal sind verheiratet, bevor sie das legale Alter von 18 Jahren erreicht haben, sieben Prozent davon sogar noch vor ihrem 15. Geburtstag. Gründe dafür sind meist Armut und die weit verbreitete Ansicht, dass Töchter dem Familienhaushalt zur Last fallen.

Frühverheiratung multifaktoriell bestimmt

Bei Bhumika kommen viele Faktoren zusammen: Sie ist das Nesthäkchen ihrer Familie, mit insgesamt sechs Kindern. Die Familie lebt in sehr armen Verhältnissen in einem Dorf, in dem die meisten aus der Dalit-Kaste stammen. Sie stehen ganz unten auf der sozialen Leiter und werden von vielen als schmutzig und weniger wert angesehen. Obwohl ihre Eltern jeden Tag auf den Feldern arbeiten, um ihre Familie zu versorgen, kämpfen sie finanziell damit, allen Kindern gerecht zu werden. Die Übernahme des Schulgeldes für ihre jüngeren Kinder belasten die Eltern dabei zusätzlich. „Bhumika ist noch jung und ein sehr lebensfrohes, sorgloses Mädchen. Aber wenn unsere Familie nicht über die Runden kommt, habe ich Angst davor, was mit ihr passieren könnte“, sagt ihre ältere Schwester Suman.

Bhumika und ihre Mutter sitzen vor ihrer Hütte.
Wie die meisten 7-Jährigen hilft Bhumika ungern im Haushalt mit, aber auch sie muss zum Familienleben beitragen. Hier schält sie mit ihrer Mutter Shanti Gemüse. Plan International/Erik Thallaug
Bhumika spielt mit Steinen auf dem Boden.
Sich neue Spiele mit kleinen Steinchen auszudenken, mag Bhumika ganz besonders gerne. Plan International/Erik Thallaug

Noch besucht Bhumika die nahegelegene Grundschule, aber es ist unklar, ob sie ihre Ausbildung jemals abschließen kann. Denn oft müssen Mädchen wie sie die Schule vorzeitig abbrechen – entweder, um zu arbeiten und zum Unterhalt der Familie beizutragen oder, weil sie verheiratet werden, um so dem Familienhaushalt nicht mehr zur Last zu fallen. So ist es bereits zwei von Bhumikas älteren Schwestern ergangen. „Uns Mädchen wird oft gesagt, dass Jungen in der Schule Vorrang haben, während wir Mädchen zu Hause bleiben sollen“, erzählt Bhumika.

Plan will Frühverheiratung stoppen

Neben psychischen Schäden erhöht die Frühverheiratung auch das Risiko, Opfer von physischer Gewalt zu werden. Viele werden in der Ehe vergewaltigt und schwanger, bevor ihr Körper bereit dafür ist. Sie müssen zu Hause bleiben und jegliche Freiheiten oder finanzielle Möglichkeiten werden ihnen untersagt. Im schlimmsten Fall werden die jungen Mädchen von ihrem neuen Mann und seiner Familie wie Sklaven behandelt. An der Grenze zu Indien, wo Bhumika lebt, besteht auch die Gefahr, dass Mädchen entführt und in die angrenzenden Nachbarländern als Bräute oder Sklaven verkauft werden.

„Mädchen wird oft gesagt, dass Jungen in der Schule Vorrang haben, während wir Mädchen zu Hause bleiben sollen.“

Bhumika (7), aus Nepal

Plan International hat es sich zum Ziel gesetzt, Frühverheiratung zu beenden – so auch in Bhumikas Dorf und in vielen anderen Gemeinden in ihrer Region. Gemeinsam mit den Kindern, Familien und Gemeinden setzt Plan sich dafür ein, dass Mädchen wie Jungen ihre Rechte auf Bildung, Gesundheit, Schutz, Freizeit und gesellschaftliche Teilhabe wahrnehmen können. Zudem finanziert Plan Schulstipendien für Familien aus ärmeren Verhältnissen und hat ein spezielles Betreuungsprogramm für Kinder entwickelt, die vorzeitig die Schule abbrechen mussten. In Bhumikas Dorf wurde ein Schulgebäude gebaut und Lehrkräfte in Workshops für geschlechtsspezifische Thematiken sensibilisiert. Damit Eltern das Schulgeld ihrer Kinder bezahlen können, hat Plan auch Spar- und Kreditgruppen eingerichtet.

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