Zehn Kinder sitzen in einem abgelegenen Dorf im nepalesischen Distrikt Rukum auf Decken unter freiem Himmel und folgen gebannt den Gesten ihres Lehrers Digh Jung Malla. Er beherrscht Gebärdensprache und hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, gehörlosen Kindern, wie jenen, die vor ihm sitzen, eine Chance auf Bildung zu geben – die in dieser Region alles andere als selbstverständlich ist.
Seit vier Jahren existiert die Schule, die gleichzeitig auch als Zuhause der Schüler:innen dient. Die Kinder kommen aus verschiedenen Dörfern der Region, finden aber in ihrer Nachbarschaft keinen Zugang zu barrierefreier Bildung. Da sie meist monatelang von ihren Familien getrennt sind und nur zu religiösen Feiertagen nach Hause gehen, haben die Schüler:innen hier eine enge Gemeinschaft gebildet und meistern gemeinsam ihren Alltag fern von der Heimat.
Trotz der Herausforderungen träumen die Kinder von einer besseren Zukunft. Sie streben nach Berufen wie Ärzt:in, Ingenieur:in oder Lehrer:in und möchten ihre schulische Laufbahn fortsetzen. Doch begrenzte finanzielle Mittel machen es ihnen schwer, die Ausbildung über die Grundschule hinaus zu verfolgen. Ihre besondere Lernmethode – ausschließlich in Gebärdensprache – erschwert es zusätzlich, zu Hause weiterzulernen, wo die Sprache oft nicht verstanden wird. Der Fortschritt der Kinder ist langsam, doch Digh Jung arbeitet mit Geduld daran, ihnen die bestmögliche Bildung zu bieten.
Im November 2023 traf ein Erdbeben das Dorf und erschütterte das Leben der Schüler:innen. Digh Jung brachte sie in Sicherheit, doch ihre Unterkunft und die Schule wurden schwer beschädigt. In der Folge lebten die Kinder unter Planen, und der Unterricht fand im Freien statt. Trotz dieser prekären Umstände blieb der Wille, weiterzulernen, ungebrochen.
Mit Unterstützung der lokalen Behörden und Hilfsorganisationen erhielten die Schüler:innen vorübergehende Unterkünfte und Hilfsgüter. Der Schulbetrieb musste jedoch weiterhin draußen stattfinden. Die Kinder sehnten sich nach einem festen Unterrichtsort, zumal ihre Mitschüler:innen bereits in Zelten lernen konnten.
Diese Hoffnung wurde Wirklichkeit als der Schulverwaltungsausschuss, Plan International und SAC Nepal den Bau eines Lernzentrums speziell für die gehörlosen Schüler:innen ankündigten. Digh Jung konnte seine Freude kaum verbergen, als er den Schüler:innen die Nachricht überbrachte. Ihre Begeisterung über die Aussicht auf einen eigenen Raum war groß.
Seit Beginn der Bauarbeiten beobachten die Kinder gespannt den Fortschritt. Das neue Lernzentrum wird aus zwei Räumen bestehen und auf einem umweltfreundlichen Design basieren. Das Zentrum soll nicht nur Schutz, sondern auch eine langfristige Lernumgebung bieten.
Diese zehn Kinder sind mehr als nur Schüler:innen. Sie symbolisieren Durchhaltevermögen und Mut. Trotz aller Widrigkeiten zeigen sie, dass mit der richtigen Unterstützung und einem starken Willen auch große Hindernisse überwunden werden können. Dank der unermüdlichen Bemühungen von Digh Jung und der Unterstützung von Hilfsorganisationen wie Plan International haben sie die Chance, ihre Träume zu verwirklichen und ihre Bildung in einer geschützten Umgebung fortzusetzen.
Die Geschichte von Digh Jung und seinen Schüler:innen wurde mit Material aus dem nepalesischen Plan-Büro erstellt.