Mit moderner Technik gegen überkommene Normen

Foto: Plan International/Ilvy Njiokiktjien

Die 24-Jährige Sarah setzt sich dafür ein, Teenagerschwangerschaften und Gewalt gegen Mädchen in Sierra Leone zu verhindern. Dafür hat sie eine WhatsApp-Gruppe gegründet, in der sich junge Frauen aus dem Dorf gegenseitig über Schwierigkeiten austauschen und helfen können.

Wie viele andere junge Frauen in Sierra Leone bekam Sarah ein Kind, als sie selbst fast noch ein Kind war, im Alter von 15 Jahren. Ihre Eltern waren geschieden und hatten beide eine neue Familie gegründet, sodass sie ihr nicht helfen konnten. Glücklicherweise akzeptierte der Vater ihres jungen Sohnes seine Verantwortung – bis zu seinem vorzeitigen Tod während der Ebola-Krise 2014.

Sarahs Weg zurück ins Leben

Für Sarah ist es immer noch sehr schwer, über diese Zeit zu sprechen. „Wahrscheinlich konnte sie sich nicht von ihrem Ehemann verabschieden, weil das Dorf wegen Ebola unter Quarantäne stand. Die ganze Gemeinde war von Soldaten umgeben und niemand durfte das Dorf verlassen“, erklärt Hawanatu Mansaray von Defence for Children, einer der Organisationen, die sich gemeinsam mit Plan International für Kinder und speziell für Mädchen einsetzt.

Fünf Jahre danach hat sich ihr Leben wieder normalisiert. „Ich muss an die Zukunft von meinem Sohn denken und an meine eigene”, sagt Sarah tapfer. „Dieses Jahr möchte ich einen Kurs über Landwirtschaft besuchen. Die Eltern meines verstorbenen Ehemannes werden sich in der Zeit um meinen Sohn kümmern. Nach dem Kurs möchte ich eine Farm mit einem Laden eröffnen.”

Ein WhatsApp-Netzwerk, um sexuelle Gewalt in Sierra Leone zu stoppen

Sarah kümmert sich nicht nur um ihren Sohn, sondern ist auch eine Mentorin für andere Mädchen in ihrer Gemeinde. Sie hat eine wachsende WhatsApp-Gruppe gestartet, in der sich junge Frauen aus dem Dorf gegenseitig über Schwierigkeiten austauschen können, die sonst versteckt geblieben wären. Wenn es jetzt einen Fall von sexueller Gewalt oder eine Teenagerschwangerschaft gibt, wird nicht nur der Dorfvorsitzende oder Bürgermeister des Dorfes informiert, sondern auch Sarah. Sie soll vermitteln und oder beraten.

„Ich muss an die Zukunft von meinem Sohn denken und an meine eigene.“

Sarah, wurde mit 15 Mutter
Portrait von Sarah mit orangem Plan-Tshirt.
Nach einer schweren Zeit in ihrem Leben, hat Sarah wieder gute Zukunftsaussichten – sie möchte bald studieren. Plan International/Ilvy Njiokiktjien

„Es gibt so viele Mädchen, die in einer ähnlichen Situation sind, wie ich es war. Ich würde gerne Veränderungen bezüglich häuslicher Gewalt und Frühschwangerschaften sehen. Das sind sehr dringliche Probleme, besonders in meiner Region.“

Sarah, wurde mit 15 Jahren Mutter

„Ich habe selbst einmal Hilfe benötigt und bin sehr dankbar, dass ich sie bekommen habe. Das hat meinem Leben eine neue Perspektive gegeben. Deshalb möchte ich jetzt etwas zurückgeben und auch helfen. Ich denke, es ist wichtig zu versuchen, die Herausforderungen des Lebens für Mädchen und junge Frauen in Sierra Leone anzugehen und zu verbessern“, erklärt Sarah ihre Motivation für das WhatsApp-Netzwerk.

„Es gibt so viele Mädchen, die in einer ähnlichen Situation sind, wie ich es war. Ich würde gerne Veränderungen bezüglich häuslicher Gewalt und Frühschwangerschaften sehen. Das sind sehr dringliche Probleme, besonders in meiner Region.“

Bildung ist der Schlüssel

Wie sie sich dafür einsetzen kann, lernt Sarah unter anderem bei den Trainingsseminaren der Girls Advocacy Alliance, ein Programm, das von Plan International, Defence for Children, ECPAT1, Terre des Hommes und dem niederländischen Außenministerium umgesetzt wurde.

In den Sitzungen wird ihr erklärt, wie sie Veränderungen bewirken kann, indem sie mit einflussreichen Personen, wie dem Dorfvorsteher, dem Direktor der Schule und den Eltern von gefährdeten Mädchen spricht. Der Dorfvorsteher ist bereits auf ihrer Seite. „Das ist sehr wichtig, weil er ganz viel Einfluss auf die Gemeinde ausübt. Und ich arbeite jetzt mit ihm zusammen.“

„Um Probleme wie frühe Schwangerschaften und häusliche Gewalt nachhaltig zu lösen, muss man damit anfangen, Bildung für mehr Mädchen zu ermöglichen“, insistiert Sarah.

„Im Moment muss eine Jugendliche direkt die Schule verlassen, wenn sie schwanger wird, um sich zu Hause um ihr Kind zu kümmern. Es gab sogar ein Gesetz, das verboten hat, dass schwangere Mädchen zur Schule gehen. Zum Glück ist das jetzt nicht mehr so. Das Wichtigste ist, dass wir deutlich machen, dass Bildung für alle der Schlüssel ist, um Armut zu entfliehen und Gewalt und ungewollte Schwangerschaften zu verhindern.“

 

1ECPAT steht für „End Child Prostitution, Child Pornography & Trafficking of Children for Sexual Purposes” (dt. etwa: „Kinderprostitution, Kinderpornographie und Handel von Kindern für sexuelle Zwecke beenden“) und ist ein internationales Netzwerk zum Schutz von Kindern gegen sexuelle Ausbeutung.

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