Das erste globale Flüchtlingsforum fand am 17. und 18. Dezember 2019 im Genfer Palais des Nations statt. Ein Jahr nach der Verabschiedung des UN-Migrationspaktes kamen UN-Mitgliedsstaaten, internationale und humanitäre Organisationen und Vertreter:innen aus dem Privatsektor und der Zivilgesellschaft zusammen, um über die Fortschritte der gemachten Zielvereinbarungen mit Blick auf die weltweite Flüchtlingshilfe, sowie über die nachhaltige Unterstützung für Erstaufnahmeländer zu sprechen.
Ich war als Plan International-Botschafter und Teil der Youth Advocates ebenfalls vor Ort. Meine Aufgabe bestand darin, Kinder und Jugendliche zu vertreten und mich dafür einzusetzen, dass ihre Bedürfnisse nicht übersehen und ihre Rechte während der Konferenz mitbedacht werden.
Einen Tag vor dem offiziellen Beginn des Globalen Flüchtlingsforums habe ich als Redner an einer Diskussionsrunde zum Thema Kinderschutz teilgenommen. Dort habe ich besonders hervorgehoben, dass der Zugang zu Bildung weltweit von großer Ungleichheit bestimmt ist und vielen Mädchen und Frauen das Recht auf Bildung verwehrt wird. Entscheidungsträger:innen und humanitäre Organisationen müssen dafür sorgen, dass besonders Mädchen einen Zugang zu Bildung erhalten – und diesen vor allem gleichberechtigt gestalten. Darüber hinaus habe ich die Lage in den Flüchtlingsunterkünften thematisiert, die gerade für Kinder schwierig ist. Es fehlt an Spielplätzen und Bildungsmöglichkeiten. Leider ist auch keine Privatsphäre für Familien geboten. Zusätzlich fehlt es in einigen Unterkünften an Lebensmitteln.
Mein Ziel ist es, dass globale Mindeststandards geschaffen und umgesetzt werden, die den Schutz der Jüngsten und Schwächsten vor jeglicher Form von Missbrauch in den Unterkünften gewährleistet. Damit geht auch einher, dass die Familienzusammenführung und die Situation von unbegleiteten Kindern verbessert wird.
„Mein Ziel ist es, dass globale Mindeststandards geschaffen und umgesetzt werden.“
Am 17. Dezember habe ich den Deutschen Außenminister Heiko Maas in einem persönlichen Gespräch getroffen. Bei dem Zusammentreffen habe ich über die aktuellen Herausforderungen subsidiär Schutzberechtigter beim Zugang zu Hochschulen und Arbeitsmarkt, freiwilliger Rückkehrer:innen gesprochen und habe die Einschränkungen bei der Familienzusammenführung problematisiert.
Am letzten Tag habe ich auf dem Treffen über die Themen Gender, Alter und Vielfalt gesprochen. Oftmals werden einige Gruppen in unserer Gesellschaft einfach vergessen. Deshalb habe ich die Themen, wie die Integration von Menschen mit Behinderungen, LGBTQIA+ Community und die Stärkung von Frauenrechten besonders hervorgehoben. Auch im 21. Jahrhundert bedürfen leider immer noch diese Gruppen in unserer Gesellschaft besondere Unterstützung und müssen weiterhin im Fokus bleiben. Es war mir darüber hinaus besonders wichtig, dass ich auch über die Wichtigkeit der psychosozialen Unterstützung von Geflüchteten spreche. Es müssen mehr Gelegenheiten geschaffen werden, dass auch die Geflüchteten geschult werden, um ihre eigenen Gemeinschaften aktiv zu unterstützen. In der Vergangenheit wurde die psychosoziale Unterstützung in der humanitären Arbeit vernachlässigt. Budgets dafür wurden schlichtweg vergessen, deshalb werden dafür zukünftig deutlich mehr Unterstützungsmaßnahmen benötigt.
„If you educate a man, you educate an individual. But if you educate a woman, you educate a nation.“
Während des Globalen Flüchtlingsforums wurden einige erfreuliche Ergebnisse erzielt: Insgesamt wurden beim Forum, an dem 3.000 Personen teilnahmen, darunter Geflüchtete und 750 Delegationen, als Ergebnis mehr als 770 Zusagen in verschiedenen Bereichen verkündet.
Diese Zusagen betreffen wichtige Kernthemen, von Beschäftigung bis hin zu Schulen für Flüchtlingskinder, neuen Regierungsmaßnahmen, Lösungen wie Resettlement, sauberer Energieversorgung, Infrastruktur und besserer Unterstützung für die Aufnahmegemeinschaften und Länder. Die Regierungen, die Zivilgesellschaft, Flüchtlingsgruppen, Sportverbände, Glaubensgemeinschaften und der Privatsektor haben erhebliche Unterstützung geleistet. Partnerschaften waren der Schlüssel zu erfolgreichen Ergebnissen für Flüchtlinge und häufig unterfinanzierte Aufnahmeländer.
Es war ein besonderes Erlebnis an diesem globalen Forum teilzunehmen und dass wir als Geflüchtete persönlich mit den Staatenvertretungen an einem Tisch sitzen durften und unsere Bedürfnisse mitteilen konnten. Jedes teilnehmende Land hat Versprechungen gegeben, um die Situationen von Geflüchteten zu verbessern. Alle Gruppen aus Kriegsgebieten wurden berücksichtigt, besonders die Probleme der Mädchen und Frauen wurden gehört. Man sagt: „If you educate a man, you educate an individual. But if you educate a woman, you educate a nation. When girls are educated, their countries become stronger and more prosperous.“ Denn Bildung ist der Schlüssel zur Lösung vieler Probleme auf der Welt!
Ich wünsche mir, dass alle Versprechungen von jedem teilnehmenden Land zukünftig umgesetzt werden, nicht in den Hintergrund geraten und die Beteiligung der Geflüchteten nicht vergessen wird. In vier Jahren wird das nächste Globale Flüchtlingsforum voraussichtlich stattfinden – dann werden wir sehen, wie weit wir als Weltgemeinschaft gekommen sind!