Wie man mit Regenwasser dem Klimawandel trotzt

Foto: Plan International

Auf der indonesischen Insel Lembata ist Trinkwasser Mangelware. Das erschwert die Lebensbedingungen für Menschen, Tiere und Pflanzen. Junge Frauen vor Ort finden innovative Wege aus der Krise.

„Wir müssen extra in die Hauptstadt fahren, um sauberes Wasser zu kaufen. Manchmal sogar auf eine benachbarte Insel. Wir stehen in langen Schlangen, nur für ein oder zwei Fässer“, erklärt die 56-jährige Ursula. Ein solches 200-Liter-Fass reicht bei einer Kleinfamilie gerade mal zwei Tage. Zudem ist die Straße in die Stadt nur schlecht ausgebaut und es gibt kaum öffentliche Verkehrsmittel. Die 22-jährige Anita ergänzt: „Das unberechenbare Wetter sorgt für schlechte Ernten, weil es den Bauern schwerfällt, die richtige Pflanzzeit zu bestimmen.“ In den abgelegenen Dörfern trifft die Wasserknappheit die Frauen besonders hart.

Der Klimawandel und seine Folgen

Ganz Indonesien leidet unter den Folgen der Klimakrise: immer längere Trockenzeiten und heftige Regenfälle. Erst im März 2024 wurden Teile von Westsumatra nach schweren Regenfällen von flutartigen Überschwemmungen heimgesucht. Es war eine der tödlichsten Umweltkatastrophen des Inselstaates.

Die geografische Lage des südostasiatischen Archipels ist ein zusätzlicher Risikofaktor. Die insgesamt 17.000 Inseln liegen mitten auf dem pazifischen Feuerring und sind daher sehr anfällig für Naturkatastrophen und Extremwetter. Allein Lembata zählt vier aktive Vulkane und hat schon mehrere zerstörerische Zyklone erlebt. Das macht den nachhaltigen Umgang mit wertvollen Ressourcen wie Wasser noch wichtiger. Denn im Durchschnitt regnet es in der Gegend nur 70 Tage im Jahr.

Ursula zeigt voller Stolz ihre selbst angebauten Mangos
Ursula zeigt voller Stolz ihre selbst angebauten Mangobäume, die schon reichlich Früchte tragen Plan International
Anita erntet Auberginen in ihrem Gemüsegarten
Auch Auberginen baut Anita in ihrem Gemüsegarten an Plan International

Wasser als teures Luxusgut

Küstenbewohner:innen wie Ursula und Anita müssen in der Trockenzeit mit stark begrenzten und teuren Wasservorräten auskommen. Für die meisten Familien – die sich mit Fischfang, Gelegenheitsarbeiten oder Landwirtschaft über Wasser halten – ist das eine große Herausforderung.

Deshalb begann Plan International zusammen mit den Menschen in den Dörfern zu überlegen, wie sich die Gemeinden besser auf klimabedingte Veränderungen und Notlagen vorbereiten können. Entstanden sind mehrere Projekte, die sowohl Kindern und Jugendlichen eine aktive Rolle in den neuen Strategien geben als auch die Erwachsenen für das Thema Klimaschutz sensibilisieren.

„Früher war es unmöglich, hier etwas anzubauen.“

Ursula, Dorfbewohnerin

Wasser für die Trockenzeit ernten

Das Projekt TAMPAN bringt Familien in insgesamt fünf Dörfern auf Lembata bei, wie sie in ihren Hinterhöfen Auffangbecken für Regenwasser bauen können. So versickert das Wasser nicht ungenutzt wieder im Boden. Jeder Haushalt gräbt dazu mindestens ein solches Becken. Das darin angestaute Regenwasser wird in einem Reservoir gespeichert und in der Trockenzeit als „Pflanzwasser“ genutzt. Dieser Vorgang nennt sich „Wasser ernten“. Ein innovativer Beitrag zum Klimaschutz, der die Eigenverantwortung der Menschen fördert und ihre Widerstandsfähigkeit gegen Umweltkatastrophen stärkt.

Nun können Ursula und Anita auch in der Trockenzeit ihre Gärten bewässern und dringend benötigte Nahrungsmittel anbauen. Plan-Patenkinder und ihre Familien haben außerdem kostenlose Mango-Setzlinge bekommen. Die damit zu Tausenden gepflanzten Mangobäume gedeihen prächtig. „Früher war es unmöglich, hier etwas anzubauen. Inzwischen haben wir eine grüne Wiese hinter dem Haus und genug Wasser, um die Trockenzeit zu überstehen“, sagt Ursula stolz.

Warum betrifft der Klimawandel besonders Kinder?

Die Folgen der Klimakrise treffen die Kinder unmittelbar. Das Risiko von Mangelernährung, die Verbreitung von Krankheiten und der Gefahr von Naturkatastrophen verschärfen sich. Mädchen und Jungen haben allerdings kaum eine Möglichkeit, sich alleine davor zu schützen. Im Gegenteil: Oft werden sie Opfer von Missbrauch oder müssen Kinderarbeit verrichten. Das nimmt ihnen die Chance auf eine unbeschwerte Kindheit, Bildung oder eine selbstbestimmte Zukunft.

Wir von Plan haben deshalb verschiedene Projekte ins Leben gerufen, um die Risiken des Klimawandels für betroffene Jugendliche und Familien zu minimieren.

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„Meine Nachbarn erkennen, dass Frauen Lösungen für Ernährungsprobleme schaffen können.“

Anita, Aktivistin und Erzieherin

Jugendliche gezielt stärken

Das Schulungsprogramm Youth Adapt zielt darauf ab, junge Menschen besser an neue Situationen anzupassen und sie für Umweltschutz zu begeistern. Gerade für Mädchen sind solche Programme wichtig, denn sie verbringen aufgrund traditioneller Rollenverständnisse viel Zeit damit, Wasser für ihre Familien zu sammeln. Dadurch versäumen sie oft die Schule oder sind Gefahrensituationen ausgesetzt.

Anita haben diese Schulungen besonders inspiriert. „Ich konnte mich mit den anderen Teilnehmenden austauschen. In den Gruppendiskussionen habe ich gemerkt, dass auch ihnen die Umwelt am Herzen liegt.“ Am Ende haben alle Teilnehmenden einen Plan mit individuellen sowie gemeinschaftlichen Aktionen für ihre jeweiligen Gemeinden erstellt. 

Anita hat beschlossen, bei sich zu Hause einen Gemüsegarten zu pflanzen, mit dessen Erträgen sie ihre Familie ernähren kann und sie unabhängiger von steigenden Lebensmittelpreisen macht. Das überschüssige Gemüse verkauft sie an ihre Nachbar:innen. „Für die Gemeinschaftsaktion beschlossen meine Freunde und ich, das Gebiet um die Wasserquelle im Dorf aufzuforsten, um sie besser zu schützen“, erklärt sie.

In Ursulas Garten wachsen bereits grüne Pflanzen
In Ursulas Garten wachsen bereits grüne Pflanzen Plan International
Anita arbeitet in ihrem Gemüsegarten
Anita pflegt ihren geliebten Gemüsegarten Plan International

Nachhaltige Wasserversorgung für alle

In Ursulas Dorf haben Plan International und der hiesige Dorfrat außerdem tiefere Brunnen gegraben und eine Maschine angeschafft, die das Wasser direkt aus dem Boden pumpt und über Rohrleitungen in die Häuser der Menschen leitet. Somit sind sie nicht auf teure Wasserkanister angewiesen, sondern zahlen für die Nutzung des neuen Systems nur noch ein Drittel des Preises, der früher für die Wasserwagen fällig war. „Die Gemeinschaft ist produktiver, weil wir uns nicht mehr darum kümmern müssen, sauberes und frisches Wasser anzuschaffen“, fasst Ursula zusammen.

Kleine Projekte, große Wirkung

Auch Anita nutzt das Wasser des neuen Dorfbrunnens für ihren Gemüsegarten. Mit Ziegenmist düngt sie ihren Spinat, Grünkohl, Chili und ihre Tomaten nicht nur organisch, sondern schont dabei auch das Grundwasser und die Bodenqualität. Das weiß sie dank der Schulungen von Plan

Ihre Zeit teilt sie sich täglich zwischen Gartenarbeit, Haushalt, den Gemeindeaktivitäten und ihrer Arbeit als Erzieherin ein. Es ist diese Disziplin, die ihr die Früchte ihres Engagements einbringt. „Wenn ich mein Gemüse gedeihen sehe, habe ich das Gefühl, dass ich etwas bewirke. Nicht nur für meine Familie, sondern auch für die Gemeinschaft“, sagt sie stolz.

Anitas Bemühungen stärken nicht nur sie selbst, sondern inspirieren auch andere junge Menschen in ihrer Gemeinde. „Zu sehen, wie meine Nachbar:innen meine Bemühungen zu schätzen wissen, macht mich sehr glücklich. Sie erkennen, dass Frauen Lösungen für Ernährungsprobleme schaffen können, und sei es durch kleine Aktionen“, schließt Anita. Manchmal braucht es eben nur einen kleinen Anstoß, um etwas Großes zu bewirken.

Die Geschichte von Ursula und Anita wurde mit Material aus dem indonesischen Plan-Büro erstellt.

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