Patenkindbesuch bei Thai Thi Yen in Vietnam

Voller Vorfreude und Spannung habe ich mich mit einer Backpacker-Gruppe nach Vietnam aufgemacht, um im Anschluss an die Rundreise noch mein Patenkind Thai Thi Yen zu besuchen. Die Fotos von unendlich grünen Landschaften und der Halong Bucht haben mich in die Ferne gelockt. Was ich nicht erwartet hatte war der Tourismus-Boom in den großen Städten, der neben der Armut teilweise auch schlicht skurril war.
Zunächst war ich zwei Wochen mit der Gruppe vom Norden in den Süden unterwegs. Über Hanoi, die Halong Bucht, Hoi An, Nha Trang, Da Lat bis nach Ho Chi Minh City durfte ich den Komfort der Gruppe genießen und war dann auf mich selbst gestellt, was deutlich besser funktioniert hat, als ich erwartet hatte. Die Flüge waren pünktlich, die Besitzerin meiner Ferienwohnung in Dong Hoi hat mich am Flughafen abgeholt und die Ferienwohnung war dem Büro von Plan International bekannt, so dass ich am Besuchstag direkt vor der Haustüre abgeholt wurde. Zunächst wurde mir der Ablauf des Tages nochmal genaustens bei einem Tee erklärt, und mir wurde angeboten noch etwas für die Familie zu kaufen, was in meinem Fall nicht nötig war. Und schon die Reise in das kleine Bergdorf etwa zwei Stunden Fahrt entfernt, in dem Tha Thi Yen und ihre Familie leben.

Unsere erste Begegnung war sicher für beide Seiten sehr aufregend. Während Thai Thi Yen selbst selbst eher eingeschüchtert war (laut dem Mitarbeiter vor Ort war ich wohl die zweite Patin die dieses Dorf besucht, also absolut nachvollziehbar), war ihre kleine Schwester eher neugierig und ihre Eltern voller Freude und Dankbarkeit. Mir wurden viele Fragen über meine Familie gestellt, über mein Leben in Deutschland, und ob ich nicht einen Vietnamesen heiraten wolle. Es wurde viel geredet und gelacht und ich habe den Eindruck gewonnen, dass in diesem Dorf ein starker Zusammenhalt herrscht. Wir haben dann zusammen den Kindergarten angeschaut, in einem Restaurant gegessen und schließlich noch die Schule besucht, wo ich direkt in die verschiedensten Spiele miteingebunden wurde. Ich wurde wirklich unheimlich herzlich begrüßt und mir ist viel Dankbarkeit engegen gekommen, was mich sehr berührt hat.
Beim gemeinsamen Mittagessen wurde groß aufgefahren und jeder war besorgt, ob ich auch genügend zu essen bekomme. So wurde mir immer wieder nachgeschöpft, und als bemerkt wurde, dass ich die Zwiebeln aussortiere wurden mir diese kurzerhand einfach vom Teller genommen.
Nach dem Mittagessen saßen wir zum Tee zusammen und ich habe die Geschenke für die Familie überreicht. Die Malstifte wurden sofort ausprobiert und auch die Seifenblasen fanden großen Anklang.
Was mich überrascht hat, war dass hier doch jeder ein hochwertiges Smartphone besitzt und darüber sehr viel läuft. Da werden Videos bei Youtube geschaut, das Facebook Profil aktualisiert und vor allem sehr viele Fotos gemacht: Ich war die Fotoattraktion schlechthin!

Plan International organisiert hier einige Kurse die die Gesundheit der Bevölkerung verbessern sollen. So gibt es zum Beispiel Selbsthilfegruppen in denen sich ausgetauscht wird worauf man bei der Ernährung der Kleinsten achten muss um eine Mangelernährung zu vermeiden. Dass das ein wichtiges Thema ist, scheint mir schon an der Größe der Menschen hier erkennbar. Während es in den Städten nicht so sehr auffiel, so war ich hier mit 1,60m größer als der Vater von Tha Thi Yen.
Auch die Geburten scheinen hier ein großes Thema zu sein. Als Ärztin in der Geburtshilfe hat es mich besonders nachdenklich gemacht, dass nur ein kleiner Teil der werdenden Mütter in Gesundheitszentren entbindet und der Großteil zu Hause. Wenn ich daran denke, wie viele Frauen nach der Geburt eine Nachblutung erleiden, die sofortiges Handeln notwendig macht und die häufigste Todesursache bei Gebärenden weltweit ist, wird mir ehrlich gesagt ganz anders und ich sehe hier viel Potential, dass Plan International auch hier etwas bewirken kann.
Aber auch ganz lebenspraktische Dinge werden hier bewirkt. So wurde das Dach der Schule durch einen Sturm stark beschädigt und musste repariert werden, oder neue und vor allem hygienische Sanitäranlagen wurden gebraucht.
Alles in Allem leistet Plan International hier allumfassende Hilfe (zur Selbsthilfe), und trotz den Problemen und der Armut herrscht hier eine Zuversicht und Dankbarkeit, von der wir uns wohl alle eine Scheibe abschneiden können.

Nie vergessen werde ich den Kontrast zwischen den Städten und den ländlich gelegenen Dörfern in Vietnam. Während in den Städten der Tourismus boomt und man von der Schönheit des Landes hier nicht viel sieht, so wird auf dem Land die Notwendigkeit von Hilfsmaßnahmen doch sehr deutlich und gleichzeitig springt einem hier die Schönheit Vietnams und die Dankbarkeit der Bevölkerung entgegen. Während ich mich in den Städten gefragt habe, wieso Vietnam das Land des Lächelns sein soll, wo man doch eher auf den genervten Vietnamesen trifft, der einem gerne einfach alles verkaufen will, so wurde es mir bei meinem Besuch bei Thai Thi Yen klar.
Ich würde jedem empfehlen es zu wagen sein Patenkind zu besuchen. Der Support von Plan International vor Ort, und auch über das Büro in Hamburg waren großartig, und obwohl ich alleine gereist bin habe ich mich nie unwohl oder alleine gefühlt. Eine wirklich einzigartige und beeindruckende Erfahrung.